Schwarzkopf

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John Wein

Mitglied
Lieber onivido
Bemerkenswert, ja geradezu mutig finde ich, dass du diesen Beitrag unter Humor eingestellt hast. Dieses Thema ist doch so ernst, dass ich es beispielsweise nicht einmal mit der Kohlenzange aus dem Feuer des öffentlichen Meinungsdiskurses picken und besprechen würde. Des Weiteren kommt hinzu, dass ich als indigener, alter weißer Mann per se eine rassistische Provokation für so manche Adepten mit wokem moralischen Zeigefinger darstelle. Deshalb sprinte ich jetzt schleunigst zurück in meine Zelle in einem Schweigekloster im nördlichen Schwarzwald. Hier ziehe ich mir, vorzugsweise bei belgischem Schwarzbier, alte Filme mit Arnie Schwarzenegger und Currywurst mit rattenscharfer Soße rein.
Halleluja!
John aus dem Wilden Westen.
 

Chandrian

Mitglied
Hier drei lehrreiche Videos zum Thema Rassismus in der Sprache und wieso es relevant ist, ob eine Süssigkeit nun umbenannt wird oder nicht. Es geht um einen verankerten, normalisierten Rassismus der sowohl stigmatisiert wie auch rassistisches denken aufrechterhält. Nicht betroffene Personen können das noch so lächerlich finden (und das tun sie offensichtlich) da ihnen das ja nicht im geringsten wehtut. Vielleicht werden sie es nie verstehen.


Nur noch kurz, ist nicht allzu böse gemeint:
@petrasmiles, ich finde, dein Dialektvergleich kommt nicht mal annähernd an Dinge wie das N-wort heran. Oder wird irgendjemand diskriminiert wegen dem Versuch deines Mannes, einen Dialekt zu kopieren?
@onivido, ich hoffe, du willst mit deinem Beispiel jetzt nicht auch noch blackfacing gutheissen... Ausserdem erschliesst sich mir nicht, weshalb du nun noch die Genderdebatte in diesen Thread gezogen hast (der letzte Satz ist doch hoffentlich nicht misogyn gemeint?).

Und Kulturelle Wertschätzung ist im übrigen toll; Ich hoffe du geniesst auch weiterhin deine Arepas, denn das hat nichts diskriminierendes an sich.
Nicht zu verwechseln mit kultureller Aneignung!

Kulturelle Aneignung stand am Anfang jeder Zivilisation; lesen ist kulturelle Aneignung, als Kind leben lernen ist kulturelle Aneignung.
Das versteh ich jetzt nicht. Also schon, aber nicht, inwiefern diese Art von kultureller Aneignung einen Zusammenhang hat, mit jener, die heutzutage Menschengruppen diskriminiert. Voneinander lernen ist grossartig. Wenn so Kulturen verschmelzen ist das doch super. Nur wird hier nicht über Wertschätzung diskutiert, sondern, ob man verletzende und diskriminierende Worte sagen darf. Also Worte, die sich auf Verbrechen an über 12 Millionen Menschen in über 400 Jahren beziehen.

Ansonsten schliesse ich mich @Hafer-Milch-Bursche an und lasse es mit weiteren inputs zu diesem Thema vorerst.

Ich hoffe, ich bin nicht irgendjemandem auf den Schlips getreten. Das ist meine Meinung dazu. Wer Rassismus weiterhin Platz in der Sprache lassen will, kann das bzw. dagegen kann ich nichts tun:)

Lg, Chandrian
 

Aufschreiber

Mitglied
Hallo alle,

für mich gibt es nur eine Bedenklichkeit:
Wenn man beginnt, an der Sprache herumzuoperieren.
Ich habe beispielsweise farbige Freunde in Raleigh, NC, die sich problemlos mit "Hey Nigger!" begrüßen.
Das führt für mich das Argument ad absurdum, man dürfe nur Begriffe verwenden, die auch die Betroffenen selbst benutzen.
Wieviele "Betroffene" müssen denn "Nigger" sagen, damit das Wort verwendbar wird?

Ich arbeite an einer Hochschule und weigere mich, von "Studierenden" zu sprechen, weil das einfach semantisch falsch ist.
Beispiel:
Als ich die Treppe hinauf steige, sehe ich an einem der Tische eine Lerngruppe sitzen. Ich grüße kurz, vermeide aber weitere Äußerungen, um die Studierenden nicht zu stören.

DAS sind Studierende, Menschen (egal welchen Geschlechts), die in dem betrachteten Moment ... studieren.

Die Stelle, an der ich komplett aussteige, ist dort, wo man sich auf die "unerwünschten" Worte bezieht, sie aber zu "N-Wort", "F-Wort", ... verkürzt.
Ich kriege jedesmal die Krise, wenn in amerikanischen Filmen einerseits vom "F-Wort" geredet wird, andererseits in der nächsten Szene eine Figur laut "Fuck!" ruft.
Ja, das ist bezeichnend für die amerikanische Kultur, aber warum in aller Welt müssen wir nun genauso bekloppt werden?

Da bin ich nicht dabei.

Beste Grüße,
Steffen
 
"Und ist es gleich Wahnsinn, so hat es doch Methode." (Shakespeare) Passt hier gut auf #22.

Ein Irrweg, pseudowissenschaftlich gepflastert, und die auf ihm Wandelnden kommen aus ihrer Sackgasse nicht mehr heraus.
 

petrasmiles

Mitglied
Lieber Chandrian,

Dein Kommentar zeigt in der Tat die Abgründe bei diesem Thema, aber anders als Du zu denken glaubst.

Nicht betroffene Personen können das noch so lächerlich finden (und das tun sie offensichtlich) da ihnen das ja nicht im geringsten wehtut. Vielleicht werden sie es nie verstehen.
Du hast z.B. nicht verstanden, dass es in dieser Satire nicht um die Betroffenen geht, sondern die selbsternannte Gesinnungspolizei, die meint, erwachsene Menschen Youtube-Filmchen ans Herz zu legen, damit sie auch einmal etwas kapieren.

Und Kulturelle Wertschätzung ist im übrigen toll; Ich hoffe du geniesst auch weiterhin deine Arepas, denn das hat nichts diskriminierendes an sich.
Nicht zu verwechseln mit kultureller Aneignung!
Wer entscheidet denn, was kulturelle Wertschätzung ist und was kulturelle Aneignung? Wir 'verhandeln' hier im wabernden Nirgendwo. Du nennst die Unterscheidung, aber erläuterst sie nicht. Die bekannten Fälle waren als Wertschätzung gemeint und wurden als Aneignung verfemt, seien es Dreadlocks oder Indianerkostüme ...

[/QUOTE]
Nur wird hier nicht über Wertschätzung diskutiert, sondern, ob man verletzende und diskriminierende Worte sagen darf.
Das ist schlicht unwahr und lässt in mir den Verdacht entstehen, dass Du auf Reizworte reagierst, ohne dem Kontext Beachtung zu schenken. Leider ist auch der Humor an Dich verschwendet.

Wer Rassismus weiterhin Platz in der Sprache lassen will, kann das bzw. dagegen kann ich nichts tun:)
Weil diese Satire von "alten weißen Menschen" erstellt und goutiert wurde, darf man ihnen unterstellen, dass sie den Kern der Sache nicht verstehen wollen (!) und latent rassistisch sind, weil sie sich über Betroffene lustig machen?
Denke da bitte noch einmal drüber nach.

Ansonsten stelle ich fest: Eigentlich hat Arno schon wieder alles gesagt - und viel kürzer.

Liebe Grüße
Petra
 
Ich habe beispielsweise farbige Freunde in Raleigh, NC, die sich problemlos mit "Hey Nigger!" begrüßen
Frage diese Freunde doch mal wie sie es finden würden, wenn du sie so ansprechen würdest. Oder mach es einfach mal! Geh mal in eine eine Afro-amerikanisch geprägte Siedlung und sprich den ersten Menschen, der dir begegnet mit diesem Wort an. Erzähl uns dann gerne in diesem Thread wie es gelaufen ist. Ich bin gespannt.


Dieses YouTube Video dauert 2 Minuten und erklärt auf humorvolle Art und Weise welche Bedeutung das (Achtung, ich werde es sagen) N-Wort für schwarze Personen besonders in den USA hat.

Ich finde es erschreckend, dass wir tatsächlich noch diskutieren müssen, ob es vertretbar ist dieses Wort zu nutzen.

Was das Ganze mit dem Gendern zu tun hat, verstehe ich nicht. Das ist ein anderes Thema. Ich persönlich finde es albern sich darüber dermaßen zu echauffieren, aber sei es drum.

Grüße
 

petrasmiles

Mitglied
Ich finde es erschreckend, dass wir tatsächlich noch diskutieren müssen, ob es vertretbar ist dieses Wort zu nutzen.
Ach Hafermilchbursche, da waren wir doch schon weiter.
Es geht doch gar nicht darum, ob ein Nicht_Schwarzer Mensch hier das N_Wort benutzen möchte, sondern es fiel jemandem auf, dass es schwarze Menschen in den Staaten selbst tun.
Warum nur immer diese belehrende Ton und das Unverständnis, wenn man sich nicht belehren lassen möchte?
Verstehst Du nicht, dass das übergriffig ist? Eigentlich sogar noch schlimmer, weil hier so eine Unfähigkeit zur Differenzierung unterstellt wird.
Das ist auch eine Form von Diskrimierung. Ich fühle mich diskriminiert.
Mir fehlt es bei diesen Kommentaren an echtem Respekt für die Meinung Andersdenkender - die ja noch nicht einmal grundsätzlich andersdenkend sind, sondern sich nur über den 'Eifer' amüsieren. Das kann doch kein intellektuelles Problem sein!

Ich dachte wirklich, wir wären da schon weiter, aber wie Steh-auf-Männchen kommt die gleiche Ignoranz wieder zum Vorschein als seien keine Worte gewechselt worden.

Liebe Grüße
Petra
 
Liebe Petra,

respektvoller Umgang, auch in hitzigen Diskussionen, ist mir wichtig. Ich schätze die Meinungen anderer und respektiere sie. Ich bin mittlerweile von dieser Diskussion etwas genervt. Ich habe meine Meinung geäußert und wollte es dabei belassen. Dass ich mich jetzt doch wieder eingeschaltet habe, liegt an Aufschreibers Kommentar, welcher mich sehr geärgert hat.

Wieviele "Betroffene" müssen denn "Nigger" sagen, damit das Wort verwendbar wird?
Ich lese in solchen Aussagen eben doch die Forderung als weiße Person wieder das N-Wort nutzen zu „dürfen“. Und das ist für mich eine rote Linie, die ich nicht unkommentiert stehen lassen möchte.

Mir ist bewusst, dass ich hier niemanden belehren lassen kann. Das möchte ich auch nicht.

Dass mir und Chandrian (bzw. der Position die wir beziehen) unter anderem „Wahnsinn“ vorgeworfen wird, finde ich auch nicht in Ordnung. Da fehlt mir der Respekt gegenüber anderen Meinungen.

Liebe Grüße
 

Chandrian

Mitglied
Danke @petrasmiles für deine Antwort.

Abgründe zeigen sich wohl auf beiden Seiten, ist nunmal so bei polarisierenden Themen.
Mich überrascht jetzt eher, dass ich und meine Meinung derart niedergemacht werden. Was ist an "Youtubefilmchen" falsch? Liegt es dir am Medium? Ich möchte behaupten, dass sie von niemandem bis jetzt angesehen wurden. (dort wird auch erklärt, weshalb Poc selbst das wort benutzen)
Es ist so... Ich habe meine Position bezogen und versucht, Inputs zu liefern die aussagekräftiger sind als: "Bekannte von mir sagen das n-wort, also sage ich es auch".
Was geschieht? Ich werde in eine Schublade gesteckt und es wird Ignoranz vorgeworfen...

Bei deiner Bemerkung zum Unterschied von kultureller Aneignung/Wertschätzung stimme ich dir zu - es ist und wird noch sehr lange (wenn nicht für immer) eine Grauzone bleiben.
Ein unterschied besteht aber und zeigt sich, sobald Menschen darunter leiden bzw diskriminiert werden (Deshalb habe ich die Arepas als Beispiel genommen; Sie verletzen definitiv niemanden)
Die Frage ist nun, ob man ein klein wenig Sensibilität zeigt, oder nicht.

Weil diese Satire von "alten weißen Menschen" erstellt und goutiert wurde, darf man ihnen unterstellen, dass sie den Kern der Sache nicht verstehen wollen (!) und latent rassistisch sind, weil sie sich über Betroffene lustig machen?
Denke da bitte noch einmal drüber nach.
Das erstaunt mich jetzt. In keiner Silbe habe ich mich zur Hautfarbe oder zum Alter geäussert. Ich spreche über Witze und Meinungen, welche ich in diesem Thread gelesen habe. Und menschen, welche ohne weiteres das N-wort gebrauchen werden.

Das ist schlicht unwahr und lässt in mir den Verdacht entstehen, dass Du auf Reizworte reagierst, ohne dem Kontext Beachtung zu schenken. Leider ist auch der Humor an Dich verschwendet.
Und danke für diesen Stich. Kein Wunder, weshalb auf diesem Forum keine Debatte sachlich bleibt...
Ich habe meinen Teil zum Thema geliefert (und ich empfehle, diesen auch anzuschauen, bevor man schimpft). Wenn du Quellen hast, welche aussagen, weshalb Worte wie das N-Wort, Z-Wort und dergleichen dennoch in unsere Sprache gehören, lass es mich doch wissen.
Ich stimme @Hafer-Milch-Bursche zu; dieser Streit ist mir zu mühsam. Streit wollte ich eh nie, nur eine differenzierte Betrachtung dieses Themas.

Also
lg, Chandrian
 
Wir sind hier in einem Textarbeitsforum. Es sollte also primär um die literarische Qualität von Onividos Beitrag gehen. Stattdessen haben Hafer-Milch-Bursche und Chandrian die Diskussion mit viel Aufwand in eine allgemeine politische Erörterung verwandelt, dessen Inhalt die Zulässigkeit von bestimmten Ausdrücken ist. Es ist ihr gutes Recht, insoweit anderer Meinung als Onivido zu sein. Nur ist das hier nebensächlich. Wir sind hier nicht im Forum Lupanum, hier im Textarbeitsforum geht es um die formale, sprachliche, begriffliche, ästhetische Qualität eines Textes, nicht um Kritik an der grundsätzlichen Position des Verfassers.

Ich habe mich anfänglich auf dieses Spiel eingelassen, könnte es mit einigem Zeitaufwand fortsetzen. Ich werde es nicht tun, es ist allzu offensichtlich, dass die Argumentation in einer bestimmten Blase angesiedelt ist, die ihre Minderheitsmeinung der Mehrheit aufzwingen will. Und genau hier ist auch die Parallele zum Genderquark. Wir müssen gar nicht über die Stöckchen springen, die uns da hingehalten werden. Mir fiel eben ein Tucholsky-Zitat ein, aus dem Text "Röhm" von 1932. Es beschäftigt sich damit, ob man sich Sprachregelungen einer zutiefst intoleranten Gegenseite so einfach anpassen soll oder nicht, und lautet:

Man sollte niemals die lächerlichen Titel gebrauchen, die Hitler seinen Leuten verleiht; so wie man nicht die von den Nazis gegebenen Kategorien annehmen soll; ein großer Teil der Deutschen unterliegt solchen albernen Suggestionen und geht an diese Dinge heran wie an Schulaufgaben, die Hitler ihnen aufgibt. Wir sind nicht in der Schule, und Titel, Auszeichnungen, Lob und Tadel dieses Anstreichers sind uns gleichgültig.

Ich warte schon auf das Protestgeheul ... Aber die Diskussion darüber, welcher Geist eifernder, sachfremder Unduldsamkeit sich von den USA ausgehend über unsere Hochschulen und Teile der Medien ausgebreitet hat, diese Diskussion ist ja längst in Gang gekommen. Allmählich sickert durch, welche Methoden dieser antiaufklärerische Geist einsetzt, um andere, die noch immer in der Aufklärung verwurzelt sind, mundtot zu machen. Kulturell steht unser Land wieder da, wo es politisch 1932 sich befand.
 

petrasmiles

Mitglied
Du hast ja wieder recht, Arno, aber es tut mir richtig weh, wenn Versuche, etwas zu klären, so tumb widersprochen wird. Es fehlt nur noch das 'bäh!'.
Sorry, Onivido, hoffentlich kommt jetzt nicht die Kasperklatsche vom Mod ...

LG Petra
 
Wir sind hier in einem Textarbeitsforum. Es sollte also primär um die literarische Qualität von Onividos Beitrag gehen.
Damit magst du Recht haben. Wenn inhaltliche Diskussionen hier unerwünscht sind, merke ich mir das für die Zukunft.

, die ihre Minderheitsmeinung der Mehrheit aufzwingen will.
Wir wollen hier niemandem etwas aufzwingen. Es ging darum einen differenzierten Blick auf die Angelegenheit zu vermitteln. Ich finde es unfair uns damit einen bösen Willen vorzuwerfen.

Allmählich sickert durch, welche Methoden dieser antiaufklärerische Geist einsetzt, um andere, die noch immer in der Aufklärung verwurzelt sind, mundtot zu machen. Kulturell steht unser Land wieder da, wo es politisch 1932 sich befand.
Diese Aussage ist geschmacklos. Es ist nicht in Ordnung uns in eine Nazi-Ecke zu drängen.


Literarisch ist an Onividos Text überhaupt nichts auszusetzen. Inhaltlich hatten wir Differenzen, welche ich eigentlich für geklärt hielt. In welche Richtung das jetzt geht und welche Vorwürfe erhoben werde, ärgert mich enorm.
 
Diese Aussage ist geschmacklos. Es ist nicht in Ordnung uns in eine Nazi-Ecke zu drängen.
Um Geschmacksfragen geht es hier gerade nicht, auch nicht um eine Nazi-Ecke, sondern um Methoden der Unduldsamkeit und deren historische Parallelen. Was z.B. aus der HU Berlin nach und nach über Strategien der Durchsetzung bekannt wird, weist unabhängig vom jeweiligen Glaubensinhalt durchaus Parallelen zu Nazi-Methoden auf. Der Zweck heiligt keineswegs die Mittel.
 

Aufschreiber

Mitglied
Zurück (?) zur Textarbeit:

Ich finde, dass hier die Ironie, der latente Sarkasmus gut heraus kommen.
Wenn ich es lese, unter der Prämisse, dass es in "Humor und Staire" eingestellt wurde - und ohne politischen Diskussionsbefarf, dann erreicht es bei mir genau das erklärte Ziel.

Daher bin ich der Meinung, dass der Text gut ist, für meinen Geschmack genau im richtigen Ton.
Hätte ich es geschrieben, wäre es sehr wahrscheinlich bissiger ausgefallen (weshalb ich mich zurückzuhalten weiß).

Daher von mir: Chapeau! Ein sprachlicher Drahtseilakt, den ich als gelungen erachte.

Beste Grüße,
Steffen
 

John Wein

Mitglied
Über bestimmter humoristisch oder satirische Äußerungsformen sei an dieser Stelle kurz ein Gedicht aus dem von Martynas Mazvydas herausgegebenen und ins „Theutsche“ übersetzten „Kanon baltischer Weysen“ zitiert:

Eyn Knab’ sang Satyr’n - hoch zu Ross -
Besthändig thumbe Lieder
Den Reither dieses arg verdross
- Er ritt den Knaben nieder.

Das Volkh that lauth Empörung kund,
Ob dieses bösen Falles,
Der Ritter aber sprach: Na und?
Satyre darf doch alles!
 

Chandrian

Mitglied
Ich kann grad das ganze nicht recht wahrhaben... wenn ich sehe, wie spät ich erst in dieser Diskussion mitgemischt habe, mir jetzt aber aufgehängt wird, etwas angezettelt zu haben, ist das eher lächerlich. Man sehe den ersten Kommentar unter Onividos Text... Ist das etwa nichts Politisches?

Du hast ja wieder recht, Arno, aber es tut mir richtig weh, wenn Versuche, etwas zu klären, so tumb widersprochen wird. Es fehlt nur noch das 'bäh!'.
Sorry, Onivido, hoffentlich kommt jetzt nicht die Kasperklatsche vom Mod ...
Hiermit machst du es dir insofern einfach, als dass du mir nicht mehr antworten musstest und uns blöd dastehen lassen konntest.
Ein Nazivergleich auf der andern Seite schmerzt einfach. Ich sehe ein, dass eine Diskussion nicht weiter Sinn macht. Trotzdem erstaunt es mich, dass du darüber sprichst, dass es um ein Textbearbeitungsforum geht, anschliessend aber noch diese Provokation in den Raum stellst.
Das war mein letzter Beitrag in diesem Thema. Auch weiterführend werde ich mich keinen vom Text abweichenden Diskussionen mehr hingeben, erwarte aber dementsprechend dasselbe auch von euch andern. Wie viele Threats habe ich nun schon durchgelesen, bei welchen Gespräche sofort ausgeartet sind? Ich hätte es wissen müssen, trotzdem bin ich verärgert über die Wortwahl sowie Anschuldigungen, welche ich (und wohl auch Hafermilchbursche) hören musste.

Zum Text wollte ich abschliessend gerne auch noch was sagen, muss mich aber SilberneDelfine anschliessen. Die Überspitztheit und der Schreibstil erreichen genau diese polemische Ebene, die Satire anstrebt. Natürlich gibt es da Meinungsverschiedenheiten. Ein Text über polarisierende Themen zieht sofort mehr Aufmerksamkeit auf sich. Deshalb denke ich, dass auch die Reaktionen in den Kommentaren nicht ganz abwegig waren.
Du hast es geschafft, diese Spannung aufzubauen, weshalb ich trotzdem nicht nur einen Stern dagelassen habe.

Mit lieben Grüssen
Chandrian
 

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Mitglied
So. Jetzt melde ich mich doch auch zu Wort, nachdem ich die Entwicklung der Diskussion hier bisher schweigend mitverfolgt habe.

Zuallererst: ich finde die Satire richtig gut gelungen, onivido!
Sie ist toll geschrieben und spricht auf höchst humorvolle Weise und ohne jemanden zu diskriminieren, ein wichtiges Problem an.

Nämlich die überzogene Aufgeregtheit um großteils historische Begriffe, die heute gar nicht mehr in dem damaligen Kontext menschenverachtenden Denkens wahrgenommen oder verwendet werden, die jetzt im Rahmen von Wokeness - die ja in ihrer Grundidee selbstverständlich begrüßenswert ist und auch begrüßt wird - entsteht.
Leider wird von zu vielen da draußen und auch manchen Lesern und ebenso in der Diskussion hier nicht unterschieden in jene Begriffe, auf die sich der Text bezieht - nämlich solche, die meist aus ihrem kulturgeschichtlichen Kontext gerissen und in den social media in erster Linie für Selbstdarstellungszwecke scheinbar besonders vorbildlich praktizierender Wokeness-Influencer verzerrt und missbraucht werden.
Das Anprangern Anderer durch oft an den Haaren herbeigezogene vermeintliche Wokeness-Sünden ist in den social media ein probates Mittel um Aufmerksamkeit zu bekommen. Und die, die am lautesten schreien, sind nicht zwingend die, die es am genauesten wissen.

Ich denke da beispielsweise auch ans Blackfacing. Natürlich ist es aus heutiger Sicht in den meisten Situationen verletztend, weil nicht mehr nötig, Weiße Menschen schwarz anzumalen um Schwarze Menschen für Theater- oder Filmrollen zu bekommen. Blackfacing ist aber dennoch nicht immer gleich Blackfacing!
Ein Weißes Kind, das im Fasching gerne als sein Schwarzes Idol verkleidet gehen möchte, darf das doch wohl, ohne, dass ihm bzw. seinen Eltern automatisch rassendiskriminierende Denke unterstellt wird! Genauso verhält es sich mit Indianerkostümen - richtig: Kostümierungen als Indigener Mensch. Da wird ja niemand verunglimpft oder lächerlich gemacht - im Gegenteil: Kinder wollen in die Rolle eines von ihnen bewunderten Menschentypus schlüpfen. Dass solche Kostüme logischerweise kulturell teilweise unkorrekt sind, und Stereotype erfüllen, tut m.E. auch niemandem weh. Und wäre es ein durch und durch korrektes Kostüm, hieße es sofort wieder: kulturelle Aneignung! Man kann es also heute eigentlich nur falsch machen, wie's aussieht.

Ich bin mir sicher: kein Schwarzer Mensch wird sich beleidigt fühlen, wenn er erfährt, dass es in manchen europäischen Ländern den altüberlieferten, geliebten Brauch der Hl. Drei Könige gibt, bei denen auch ein Schwarzer Weiser aus dem Morgenland mit verehrt wird und wo sich eins der Kinder das Gesicht für diesen religiösen Brauch dunkel färbt. Dabei wird kein Schwarzer Mensch verunglimpft - im Gegenteil: dies "hat mit hoher Wertschätzung und universaler Menschenwürde zu tun" (Zitat: Jakob Johannes Koch; https://www.domradio.de/artikel/weihnachtsfriede-gefahr-streit-um-den-schwarzen-koenig-der-krippe).

Es ist diese Aufgeregtheit und blinde Voreingenommenheit, die verhindert, dass mit Maß und Ziel mit diesen Themen umgegangen wird und Begegnung stattfindet anstelle von Vorverurteilungen und Beschuldigungen. Und das bildet sich auch in der Diskussion hier ab. Und das finde ich schade.

Das musste ich loswerden.

Die Nazi-Keule ist für mich übrigens auch ein No-Go.


LG an alle,
fee
 



 
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