So. Jetzt melde ich mich doch auch zu Wort, nachdem ich die Entwicklung der Diskussion hier bisher schweigend mitverfolgt habe.
Zuallererst: ich finde die Satire richtig gut gelungen,
onivido!
Sie ist toll geschrieben und spricht auf höchst humorvolle Weise und ohne jemanden zu diskriminieren, ein wichtiges Problem an.
Nämlich die
überzogene Aufgeregtheit um großteils historische Begriffe, die heute gar nicht mehr in dem damaligen Kontext menschenverachtenden Denkens wahrgenommen oder verwendet werden, die jetzt im Rahmen von Wokeness - die ja in ihrer Grundidee selbstverständlich begrüßenswert ist und auch begrüßt
wird - entsteht.
Leider wird von zu vielen da draußen und auch manchen Lesern und ebenso in der Diskussion hier nicht unterschieden in jene Begriffe, auf die sich der Text bezieht - nämlich solche, die meist aus ihrem kulturgeschichtlichen Kontext gerissen und in den social media in erster Linie für Selbstdarstellungszwecke scheinbar besonders vorbildlich praktizierender Wokeness-Influencer verzerrt und missbraucht werden.
Das Anprangern Anderer durch oft an den Haaren herbeigezogene vermeintliche Wokeness-Sünden ist in den social media ein probates Mittel um Aufmerksamkeit zu bekommen. Und die, die am lautesten schreien, sind nicht zwingend die, die es am genauesten wissen.
Ich denke da beispielsweise auch ans Blackfacing. Natürlich ist es aus heutiger Sicht in den meisten Situationen verletztend, weil nicht mehr nötig, Weiße Menschen schwarz anzumalen um Schwarze Menschen für Theater- oder Filmrollen zu bekommen. Blackfacing ist aber dennoch nicht immer gleich Blackfacing!
Ein Weißes Kind, das im Fasching gerne als sein Schwarzes Idol verkleidet gehen möchte, darf das doch wohl, ohne, dass ihm bzw. seinen Eltern automatisch rassendiskriminierende Denke unterstellt wird! Genauso verhält es sich mit Indianerkostümen - richtig: Kostümierungen als Indigener Mensch. Da wird ja niemand verunglimpft oder lächerlich gemacht - im Gegenteil: Kinder wollen in die Rolle eines von ihnen bewunderten Menschentypus schlüpfen. Dass solche Kostüme logischerweise kulturell teilweise unkorrekt sind, und Stereotype erfüllen, tut m.E. auch niemandem weh. Und wäre es ein durch und durch korrektes Kostüm, hieße es sofort wieder: kulturelle Aneignung! Man kann es also heute eigentlich nur falsch machen, wie's aussieht.
Ich bin mir sicher: kein Schwarzer Mensch wird sich beleidigt fühlen, wenn er erfährt, dass es in manchen europäischen Ländern den altüberlieferten, geliebten Brauch der Hl. Drei Könige gibt, bei denen auch ein Schwarzer Weiser aus dem Morgenland mit
verehrt wird und wo sich eins der Kinder das Gesicht für diesen religiösen Brauch dunkel färbt. Dabei wird kein Schwarzer Mensch verunglimpft - im Gegenteil: dies "hat mit hoher Wertschätzung und universaler Menschenwürde zu tun" (Zitat: Jakob Johannes Koch;
https://www.domradio.de/artikel/weihnachtsfriede-gefahr-streit-um-den-schwarzen-koenig-der-krippe).
Es ist diese Aufgeregtheit und blinde Voreingenommenheit, die verhindert, dass mit Maß und Ziel mit diesen Themen umgegangen wird und Begegnung stattfindet anstelle von Vorverurteilungen und Beschuldigungen. Und das bildet sich auch in der Diskussion hier ab. Und das finde ich schade.
Das musste ich loswerden.
Die Nazi-Keule ist für mich übrigens auch ein No-Go.
LG an alle,
fee