Milja Lajoie
Mitglied
Flaschenreflexion (Es lebe die Veränderung)
„Menschen ändern sich nicht“, hat meine Mutter immer zu mir gesagt und wollte mich damit vor der bösen Männerwelt beschützen und davor, Menschen zu vertrauen, die mich zuvor enttäuscht haben. Ich gehöre der Generation Y an. Der Generation Negerkuss. Wenn ich mich nicht geändert hätte, dann würde ich heute noch Push-up BHs in tief ausgeschnittenen Synthetiktops verstecken, ich würde mir keine Gedanken über barrierefreie Zugänge machen und ich würde immer noch über die Einführung des Flaschenpfands schimpfen.
Es braucht Zeit, bis wir die Änderungen von gestern heute als selbstverständlich wahrnehmen und ich hoffe sehr, dass es der Geschwindigkeitsbegrenzung einmal genauso ergehen wird wie dem grünen Punkt, dem Flaschenpfand und dem Rauchen. Ich bin den Menschen dankbar, die Bestehendes hinterfragt haben, die nicht müde wurden, Andere auf ihr Fehlverhalten hinzuweisen und dadurch Wandel vorangetrieben haben. Eine gute Freundin zögerte beispielsweise nicht lange, als ich sie bat, mir einen Negerkuss zu reichen und drückte mir selbigen ins Gesicht. Vielleicht finden manche diese Reaktion etwas drastisch. Ich fand sie hilfreich. An diesem Abend habe ich gelernt, dass es Schaumkuss heißt. Wir sollten auf den Gebrauch von Wörtern achten, die Minderheiten verletzen und deren Verwendung unsere Gesellschaft für die Bedürfnisse Anderer desensibilisiert. An diesem Punkt muss ich mich schließlich fragen, ob ich für meine Unfähigkeit, auf indigene Bevölkerungsgruppen mit deren korrekter Bezeichnung zu referieren, in Kauf nehmen möchte, andere Menschen zu beleidigen. Gibt es keine andere Möglichkeit, die Soße auf meinem Schnitzel zu benennen als mit einer Beleidigung für Sinti und Roma?
Dabei sollte niemand öffentlich angeprangert werden. Es geht vielmehr darum, diese verbalen Fehltritte offenzulegen und die Sprecher*innen für die Macht des Wortes zu sensibilisieren.
Es ist 2019, verdammt nochmal! Sprüche wie „Noch mehr Flaschen aus dem Ausland“ und „Abgefüllt und mitgenommen“ gehören nicht auf Saftflaschen. Ist unser Empathievermögen so gering, dass wir uns partout nicht vorstellen wollen, was solche Werbeslogans bei Vertriebenen auslösen? Oder bei Vergewaltigungsopfern? Nehmen wir es als Einschnitt in die eigene Freiheit war, wenn wir zu einer Wortwahl angehalten werden, die Andere nicht ausgrenzt oder verletzt? Es geht hier nicht um politicalcorrectness. Es geht um correctness. Um das, was angebracht ist. Was fair ist. Rassismus und Sexismus haben nichts im Kühlregal zu suchen und ich möchte auch kein Klärungsgespräch mit meiner Tochter darüber führen, warum eine Saftflasche sagt, dass übergewichtige Frauen gefälligst abnehmen sollen und nicht der Schönheitsnorm entsprechende sich besser im Dunkeln aufzuhalten haben. Ist es vertretbar auf der einen Seite unwägbaren Schaden anzurichten für ein paar Stammtischlacher auf der anderen? „Die eigene Freiheit hört dort auf, wo die des Anderen beginnt“, hat meine Mutter gesagt. Damit hatte sie wohl mal Recht.
„Menschen ändern sich nicht“, hat meine Mutter immer zu mir gesagt und wollte mich damit vor der bösen Männerwelt beschützen und davor, Menschen zu vertrauen, die mich zuvor enttäuscht haben. Ich gehöre der Generation Y an. Der Generation Negerkuss. Wenn ich mich nicht geändert hätte, dann würde ich heute noch Push-up BHs in tief ausgeschnittenen Synthetiktops verstecken, ich würde mir keine Gedanken über barrierefreie Zugänge machen und ich würde immer noch über die Einführung des Flaschenpfands schimpfen.
Es braucht Zeit, bis wir die Änderungen von gestern heute als selbstverständlich wahrnehmen und ich hoffe sehr, dass es der Geschwindigkeitsbegrenzung einmal genauso ergehen wird wie dem grünen Punkt, dem Flaschenpfand und dem Rauchen. Ich bin den Menschen dankbar, die Bestehendes hinterfragt haben, die nicht müde wurden, Andere auf ihr Fehlverhalten hinzuweisen und dadurch Wandel vorangetrieben haben. Eine gute Freundin zögerte beispielsweise nicht lange, als ich sie bat, mir einen Negerkuss zu reichen und drückte mir selbigen ins Gesicht. Vielleicht finden manche diese Reaktion etwas drastisch. Ich fand sie hilfreich. An diesem Abend habe ich gelernt, dass es Schaumkuss heißt. Wir sollten auf den Gebrauch von Wörtern achten, die Minderheiten verletzen und deren Verwendung unsere Gesellschaft für die Bedürfnisse Anderer desensibilisiert. An diesem Punkt muss ich mich schließlich fragen, ob ich für meine Unfähigkeit, auf indigene Bevölkerungsgruppen mit deren korrekter Bezeichnung zu referieren, in Kauf nehmen möchte, andere Menschen zu beleidigen. Gibt es keine andere Möglichkeit, die Soße auf meinem Schnitzel zu benennen als mit einer Beleidigung für Sinti und Roma?
Dabei sollte niemand öffentlich angeprangert werden. Es geht vielmehr darum, diese verbalen Fehltritte offenzulegen und die Sprecher*innen für die Macht des Wortes zu sensibilisieren.
Es ist 2019, verdammt nochmal! Sprüche wie „Noch mehr Flaschen aus dem Ausland“ und „Abgefüllt und mitgenommen“ gehören nicht auf Saftflaschen. Ist unser Empathievermögen so gering, dass wir uns partout nicht vorstellen wollen, was solche Werbeslogans bei Vertriebenen auslösen? Oder bei Vergewaltigungsopfern? Nehmen wir es als Einschnitt in die eigene Freiheit war, wenn wir zu einer Wortwahl angehalten werden, die Andere nicht ausgrenzt oder verletzt? Es geht hier nicht um politicalcorrectness. Es geht um correctness. Um das, was angebracht ist. Was fair ist. Rassismus und Sexismus haben nichts im Kühlregal zu suchen und ich möchte auch kein Klärungsgespräch mit meiner Tochter darüber führen, warum eine Saftflasche sagt, dass übergewichtige Frauen gefälligst abnehmen sollen und nicht der Schönheitsnorm entsprechende sich besser im Dunkeln aufzuhalten haben. Ist es vertretbar auf der einen Seite unwägbaren Schaden anzurichten für ein paar Stammtischlacher auf der anderen? „Die eigene Freiheit hört dort auf, wo die des Anderen beginnt“, hat meine Mutter gesagt. Damit hatte sie wohl mal Recht.
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