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Empfohlener Beitrag
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1
Wenn Stimmen um sie her ganz leis ersterben
und Menschen nicht mehr sagen, was sie denken,
dann haben ihre Kinder nichts zu erben,
denn andre werden ihr Geschicke lenken.
Wenn Menschen ihre Meinungen verschlucken,
verschweigen, um am Pranger nicht zu stehen,
dann werden Kinder lernen, sich zu ducken
und Diskussionen aus dem Weg zu gehen.
Dann wird es still in diesem, unsren Land,
verweht der Wind nur noch Protestgedanken.
Und was nicht Boden für ein Wort sich fand,
mag still Verschwörungstheorie beranken.
Was keiner wollte, keiner kommen sah.
So nach und nach und unbemerkt beinah.
2
So nach und nach und unbemerkt beinah
verändert sich nun das Sozialgefüge.
Was gestern noch Protest und sagbar war,
wird morgen schon zur unverschämten Lüge.
Zu Renitenzgeschwafel und zu Hetze,
zum Schachtel-Einsortieren Böse-Gut.
Und mancher scheinbar Gute wird zur Petze -
zur andren Meinung fehlt ihm halt der Mut.
So nach und nach, ganz heimlich still und leise
wird Umfeld dem sehr rasch zum Minenfeld,
der unbeirrbar und auf seine Weise,
die nicht en vogue Meinung doch behält.
Ach, Meinungsfreiheit wird verschämt versterben,
wenn Menschen nicht mehr um die Vielfalt werben.
3
Wenn Menschen nicht mehr um die Vielfalt werben,
dann bleiben die Gesichter alle gleich.
Doch leben wir mit Falten und mit Kerben.
Denn grade das macht die Gesellschaft reich.
Wenn alle gleich tun, sind sie Marionetten,
die nichts bemerken, die gezogen - still
an ihren Strippen stehen und sich betten,
so wie der Strippenzieher es grad will.
Die Menschen werden Puppen, hölzern, kalt,
die nichts bewegt, es kann sie nichts erregen
als jene mit der andren Meinung halt.
Dann werden ihre Fäden sich bewegen!
Und nur die Gleichen kommen sich noch nah,
ist öffentlich nur EINE Meinung da.
4
Ist öffentlich nur EINE Meinung da,
muss alles falsch sein, was die andren denken.
Und jeder Widerspruch macht allen klar,
man wird dem Andersdenkenden nichts schenken.
Was jemals er als Argument benennt,
will man nicht mal im Ansatz sich besehen,
weil man als extremistisch es erkennt
und hinter ihm nur dumme Spinner stehen.
So einfach ist es nämlich, sich zu betten
in einer Gutmensch-Gruppe seichtem Schoß.
Der andere jedoch, ach, lass mich wetten,
ist bald schon seine besten Freunde los.
Der, der sich nicht zur Allgemeinheit biegt,
zur Meinung hin, die man wie Dogmen wiegt.
5
Zur Meinung hin, die man wie Dogmen wiegt,
das fiel ihm nicht einmal im Traume ein.
Weil ihm das einfach nicht im Blute liegt,
ein Abklatsch nur von anderen zu sein.
Er will selbst denken, frei um etwas ringen,
den Sachverhalt penibel, gründlich wägen
und nicht im Takte anderer mit schwingen,
die doch an ihren Ästen selber sägen.
Vielleicht sägt er ja auch an seinem eignen.
Er proklamiert, was niemand hören mag.
Für anderes scheint er sich nicht zu eignen,
weil das bereits in seinen Genen lag.
Das macht den nicht sympathisch, der das wagt,
weil unsagbar wird, was man nicht mehr sagt.
6
Weil unsagbar wird, was man nicht mehr sagt,
muss man sein Wort sich reiflich überlegen.
Denn keine Mehrheit hätte je gefragt,
ob richtig sie mit ihrer Sicht gelegen.
Sie ist sich sicher, sie hat immer recht –
der Lippenspalter ist ein Extremist,
und seiner Wahrheit jämmerlicher Knecht,
weil höchstwahrscheinlich er auch Nazi ist.
Er suggeriert und will manipulieren,
dich unbemerkt auf seine Seite bringen.
Drum muss man ihn nur hart genug traktieren.
Denn das darf ihm auf keinen Fall gelingen!
Doch hat man dann auf ganzem Feld gesiegt?
Demokratie nicht selten dem erliegt.
7
Demokratie nicht selten dem erliegt,
wenn alle Menschen gleichgeschaltet sind.
Wenn man die Zweifler mundtot macht und biegt,
dann blöken alle wie ein einz'ges Rind.
Das kann nicht Sinn von Liberalem sein,
und keine Basis für Demokratie.
Denn mancher Mensch blökt lieber halt allein.
Ist Populist! verunglimpfen ihn die.
Doch macht’s nicht grade die zu Populisten,
die ihm verwehren wollen, das zu tun?
Die selbst ernannten Gutmensch-Moralisten,
die lässt die Existenz des andren nicht mehr ruhn.
Weil SIE bestimmen, was man heute sagt.
wenn Status wird, was keiner hinterfragt.
8
Wenn Staus wird, was keiner hinterfragt,
so unerschütterlich wie unser Dom,
dann hat der Gegner sich umsonst beklagt.
Dann macht man ihn zum asozialen Gnom.
Sortiert ihn ein und schiebt die Lade zu,
als gäbe es Demokratie nicht mehr,
Und Klappe zu, dann hat die Seele Ruh -
Doch was kommt dann, was kommt noch hinterher?
Kann man die Minderheit so leicht verwalten?
Lässt sie sich einfach so in Laden sperren?
’Ne Zeit lang kann man diesen Zustand halten,
vielleicht – doch diese mögen keine Herren!
Wie also wird ein Volk sich wohl verhalten,
wenn Gegenargumente nur noch „spalten“?
9
Wenn Gegenargumente nur noch spalten,
gefährdet das die Sicherheit von allen.
Denn denen sich so viele Fäuste ballten,
die lassen sich das klanglos nicht gefallen.
Sie werden sprechen, auch aus ihrer Lade.
Sie werden schreiben, ihren Mund nicht schließen.
Sie treten jenen Herren an die Wade
und werden mit Satiren gegenschießen.
Sie tun das nicht, um sich zu profilieren -
sie tun es gegen andrer Besser-Wissen.
Sie tun das nicht, um dir zu imponieren –
Sie tun es, denn sie spüren ihr Gewissen.
Weil die Demokratie am Ende ist,
wenn Meinungsmache jede Vielfalt frisst.
10
Wenn Meinungsmache jede Vielfalt frisst,
dann kann man zwar versuchen, zu ersticken,
was nicht genehm und nicht im Mainstream ist
und deren Meinung, die nicht „richtig ticken“.
Doch kann es sein, dass auch die Gruppen schaffen,
die dann tatsächlich radikal agieren,
die aggressiv sind und die eiskalt blaffen
und sich an alten Nazis orientieren.
In jenen Topf wird jener mitsortiert,
der nur nicht still ist, aber unbequem.
Die große, gute Mehrheit ist schockiert
und klebt an ihrer Meinung so wie Lehm.
Wenn viele das doch sind von jenen Kalten,
dann mag sich die Idylle nicht lang halten.
11
Dann mag sich die Idylle nicht lang halten,
zu viele Böse gibt es nun im Land.
Und die Gesellschaft wird sich deutlich spalten
auf niedrigstem Niveau und Unverstand.
Parteien bilden sich von jenen Nieten
und haben Zulauf trotz der alten Schuld.
Die Guten schreien: Lasst sie uns verbieten!
Die anderen verlieren die Geduld.
Und rüder werden Menschen, ihr Benehmen.
Das Land ist in Gefahr, das Feuer schwelt,
Ach, Mundtot-Machen ist das Feuer der Bequemen,
nur weil der Mut zur Diffrenziertheit fehlt.
Doch ist das eine trügerische List.
Wer weiß schon, wessen Meinung richtig ist?
12
Wer weiß schon, wessen Meinung richtig ist`?
Das gilt es immer wieder auszuloten.
Versucht nicht grad der Mainstream-Populist,
der andren Meinung einfach auszubooten?
Erschafft er nicht grad den, der will erzwingen,
dass Radikal der neue Status werde?
Erkürt er nicht, so abstandslos zu Dingen,
zu seiner eignen eine neue Herde?
Wer keine andre Meinung zulässt, wird verarmen
an Menschlichkeit, an Werten und Moral.
Denn Herdenführer kennen kein Erbarmen
Und lassen einem Mitglied keine Wahl.
Ein Herdentier wird uniform stets bleiben.
Die Herdenführer weiden sich am Treiben.
13
Die Herdenführer weiden sich am Treiben
und scheuchen ihre Herden wie die Hasen.
Kein Herdentier kann bei sich selber bleiben,
es muss in die konformen Hörner blasen.
Egal, welch Gruppe es sich auch erwählt,
es gibt sich auf, entscheidet nie allein.
Weil für die Gruppe Einigkeit nur zählt,
wird stets sein Wort das seiner Gruppe sein.
Und durch den Rost fällt der, der das nicht will,
nicht Gutmensch sein, nicht radikal, nicht Herde.
Und alle fordern, so sei er doch still,
wenn er nicht Teil von einer Gruppe werde.
Doch dieser Mensch lässt sich nicht einverleiben.
Ach, Vielfalt nur ermöglicht, frei zu bleiben.
14
Ach, Vielfalt nur ermöglicht, frei zu bleiben
als Individuum im Denken, Handeln.
Die Freiheit, sich am anderen zu reiben,
weil Meinungen nicht selten sich doch wandeln.
Wenn Menschen nicht mehr sagen, was sie wollen,
man andrer Meinung ächtet und verpönt,
wenn alle nur noch denken, was sie sollen,
dann hat Demokratie sich nur geschönt.
Ein bunter Baum, den Ideologen malen
wie Kinder auf ein blütenweißes Blatt.
Des heller Glanz mag weithin sichtbar strahlen,
der bald vielleicht schon braune Flecken hat.
Denn Blätter können über Nacht sich färben,
wenn Stimmen um sie her ganz leis ersterben.
Meistersonett
Wenn Stimmen um sie her ganz leis ersterben,
so nach und nach und unbemerkt beinah,
wenn Menschen nicht mehr um die Vielfalt werben,
ist öffentlich nur eine Meinung da.
Zur Meinung hin, die man wie Dogmen wiegt,
weil unsagbar wird, was man nicht mehr sagt.
Demokratie nicht selten dem erliegt,
wenn Status wird, was keiner hinterfragt.
Wenn Gegenargumente nur noch „spalten“,
wenn Meinungsmache jede Vielfalt frisst,
dann mag sich die Idylle nicht lang halten.
Wer weiß schon, wessen Meinung richtig ist?
Die Herdenführer weiden sich am Treiben,
Ach, Vielfalt nur ermöglicht, frei zu bleiben.
Wenn Stimmen um sie her ganz leis ersterben
und Menschen nicht mehr sagen, was sie denken,
dann haben ihre Kinder nichts zu erben,
denn andre werden ihr Geschicke lenken.
Wenn Menschen ihre Meinungen verschlucken,
verschweigen, um am Pranger nicht zu stehen,
dann werden Kinder lernen, sich zu ducken
und Diskussionen aus dem Weg zu gehen.
Dann wird es still in diesem, unsren Land,
verweht der Wind nur noch Protestgedanken.
Und was nicht Boden für ein Wort sich fand,
mag still Verschwörungstheorie beranken.
Was keiner wollte, keiner kommen sah.
So nach und nach und unbemerkt beinah.
2
So nach und nach und unbemerkt beinah
verändert sich nun das Sozialgefüge.
Was gestern noch Protest und sagbar war,
wird morgen schon zur unverschämten Lüge.
Zu Renitenzgeschwafel und zu Hetze,
zum Schachtel-Einsortieren Böse-Gut.
Und mancher scheinbar Gute wird zur Petze -
zur andren Meinung fehlt ihm halt der Mut.
So nach und nach, ganz heimlich still und leise
wird Umfeld dem sehr rasch zum Minenfeld,
der unbeirrbar und auf seine Weise,
die nicht en vogue Meinung doch behält.
Ach, Meinungsfreiheit wird verschämt versterben,
wenn Menschen nicht mehr um die Vielfalt werben.
3
Wenn Menschen nicht mehr um die Vielfalt werben,
dann bleiben die Gesichter alle gleich.
Doch leben wir mit Falten und mit Kerben.
Denn grade das macht die Gesellschaft reich.
Wenn alle gleich tun, sind sie Marionetten,
die nichts bemerken, die gezogen - still
an ihren Strippen stehen und sich betten,
so wie der Strippenzieher es grad will.
Die Menschen werden Puppen, hölzern, kalt,
die nichts bewegt, es kann sie nichts erregen
als jene mit der andren Meinung halt.
Dann werden ihre Fäden sich bewegen!
Und nur die Gleichen kommen sich noch nah,
ist öffentlich nur EINE Meinung da.
4
Ist öffentlich nur EINE Meinung da,
muss alles falsch sein, was die andren denken.
Und jeder Widerspruch macht allen klar,
man wird dem Andersdenkenden nichts schenken.
Was jemals er als Argument benennt,
will man nicht mal im Ansatz sich besehen,
weil man als extremistisch es erkennt
und hinter ihm nur dumme Spinner stehen.
So einfach ist es nämlich, sich zu betten
in einer Gutmensch-Gruppe seichtem Schoß.
Der andere jedoch, ach, lass mich wetten,
ist bald schon seine besten Freunde los.
Der, der sich nicht zur Allgemeinheit biegt,
zur Meinung hin, die man wie Dogmen wiegt.
5
Zur Meinung hin, die man wie Dogmen wiegt,
das fiel ihm nicht einmal im Traume ein.
Weil ihm das einfach nicht im Blute liegt,
ein Abklatsch nur von anderen zu sein.
Er will selbst denken, frei um etwas ringen,
den Sachverhalt penibel, gründlich wägen
und nicht im Takte anderer mit schwingen,
die doch an ihren Ästen selber sägen.
Vielleicht sägt er ja auch an seinem eignen.
Er proklamiert, was niemand hören mag.
Für anderes scheint er sich nicht zu eignen,
weil das bereits in seinen Genen lag.
Das macht den nicht sympathisch, der das wagt,
weil unsagbar wird, was man nicht mehr sagt.
6
Weil unsagbar wird, was man nicht mehr sagt,
muss man sein Wort sich reiflich überlegen.
Denn keine Mehrheit hätte je gefragt,
ob richtig sie mit ihrer Sicht gelegen.
Sie ist sich sicher, sie hat immer recht –
der Lippenspalter ist ein Extremist,
und seiner Wahrheit jämmerlicher Knecht,
weil höchstwahrscheinlich er auch Nazi ist.
Er suggeriert und will manipulieren,
dich unbemerkt auf seine Seite bringen.
Drum muss man ihn nur hart genug traktieren.
Denn das darf ihm auf keinen Fall gelingen!
Doch hat man dann auf ganzem Feld gesiegt?
Demokratie nicht selten dem erliegt.
7
Demokratie nicht selten dem erliegt,
wenn alle Menschen gleichgeschaltet sind.
Wenn man die Zweifler mundtot macht und biegt,
dann blöken alle wie ein einz'ges Rind.
Das kann nicht Sinn von Liberalem sein,
und keine Basis für Demokratie.
Denn mancher Mensch blökt lieber halt allein.
Ist Populist! verunglimpfen ihn die.
Doch macht’s nicht grade die zu Populisten,
die ihm verwehren wollen, das zu tun?
Die selbst ernannten Gutmensch-Moralisten,
die lässt die Existenz des andren nicht mehr ruhn.
Weil SIE bestimmen, was man heute sagt.
wenn Status wird, was keiner hinterfragt.
8
Wenn Staus wird, was keiner hinterfragt,
so unerschütterlich wie unser Dom,
dann hat der Gegner sich umsonst beklagt.
Dann macht man ihn zum asozialen Gnom.
Sortiert ihn ein und schiebt die Lade zu,
als gäbe es Demokratie nicht mehr,
Und Klappe zu, dann hat die Seele Ruh -
Doch was kommt dann, was kommt noch hinterher?
Kann man die Minderheit so leicht verwalten?
Lässt sie sich einfach so in Laden sperren?
’Ne Zeit lang kann man diesen Zustand halten,
vielleicht – doch diese mögen keine Herren!
Wie also wird ein Volk sich wohl verhalten,
wenn Gegenargumente nur noch „spalten“?
9
Wenn Gegenargumente nur noch spalten,
gefährdet das die Sicherheit von allen.
Denn denen sich so viele Fäuste ballten,
die lassen sich das klanglos nicht gefallen.
Sie werden sprechen, auch aus ihrer Lade.
Sie werden schreiben, ihren Mund nicht schließen.
Sie treten jenen Herren an die Wade
und werden mit Satiren gegenschießen.
Sie tun das nicht, um sich zu profilieren -
sie tun es gegen andrer Besser-Wissen.
Sie tun das nicht, um dir zu imponieren –
Sie tun es, denn sie spüren ihr Gewissen.
Weil die Demokratie am Ende ist,
wenn Meinungsmache jede Vielfalt frisst.
10
Wenn Meinungsmache jede Vielfalt frisst,
dann kann man zwar versuchen, zu ersticken,
was nicht genehm und nicht im Mainstream ist
und deren Meinung, die nicht „richtig ticken“.
Doch kann es sein, dass auch die Gruppen schaffen,
die dann tatsächlich radikal agieren,
die aggressiv sind und die eiskalt blaffen
und sich an alten Nazis orientieren.
In jenen Topf wird jener mitsortiert,
der nur nicht still ist, aber unbequem.
Die große, gute Mehrheit ist schockiert
und klebt an ihrer Meinung so wie Lehm.
Wenn viele das doch sind von jenen Kalten,
dann mag sich die Idylle nicht lang halten.
11
Dann mag sich die Idylle nicht lang halten,
zu viele Böse gibt es nun im Land.
Und die Gesellschaft wird sich deutlich spalten
auf niedrigstem Niveau und Unverstand.
Parteien bilden sich von jenen Nieten
und haben Zulauf trotz der alten Schuld.
Die Guten schreien: Lasst sie uns verbieten!
Die anderen verlieren die Geduld.
Und rüder werden Menschen, ihr Benehmen.
Das Land ist in Gefahr, das Feuer schwelt,
Ach, Mundtot-Machen ist das Feuer der Bequemen,
nur weil der Mut zur Diffrenziertheit fehlt.
Doch ist das eine trügerische List.
Wer weiß schon, wessen Meinung richtig ist?
12
Wer weiß schon, wessen Meinung richtig ist`?
Das gilt es immer wieder auszuloten.
Versucht nicht grad der Mainstream-Populist,
der andren Meinung einfach auszubooten?
Erschafft er nicht grad den, der will erzwingen,
dass Radikal der neue Status werde?
Erkürt er nicht, so abstandslos zu Dingen,
zu seiner eignen eine neue Herde?
Wer keine andre Meinung zulässt, wird verarmen
an Menschlichkeit, an Werten und Moral.
Denn Herdenführer kennen kein Erbarmen
Und lassen einem Mitglied keine Wahl.
Ein Herdentier wird uniform stets bleiben.
Die Herdenführer weiden sich am Treiben.
13
Die Herdenführer weiden sich am Treiben
und scheuchen ihre Herden wie die Hasen.
Kein Herdentier kann bei sich selber bleiben,
es muss in die konformen Hörner blasen.
Egal, welch Gruppe es sich auch erwählt,
es gibt sich auf, entscheidet nie allein.
Weil für die Gruppe Einigkeit nur zählt,
wird stets sein Wort das seiner Gruppe sein.
Und durch den Rost fällt der, der das nicht will,
nicht Gutmensch sein, nicht radikal, nicht Herde.
Und alle fordern, so sei er doch still,
wenn er nicht Teil von einer Gruppe werde.
Doch dieser Mensch lässt sich nicht einverleiben.
Ach, Vielfalt nur ermöglicht, frei zu bleiben.
14
Ach, Vielfalt nur ermöglicht, frei zu bleiben
als Individuum im Denken, Handeln.
Die Freiheit, sich am anderen zu reiben,
weil Meinungen nicht selten sich doch wandeln.
Wenn Menschen nicht mehr sagen, was sie wollen,
man andrer Meinung ächtet und verpönt,
wenn alle nur noch denken, was sie sollen,
dann hat Demokratie sich nur geschönt.
Ein bunter Baum, den Ideologen malen
wie Kinder auf ein blütenweißes Blatt.
Des heller Glanz mag weithin sichtbar strahlen,
der bald vielleicht schon braune Flecken hat.
Denn Blätter können über Nacht sich färben,
wenn Stimmen um sie her ganz leis ersterben.
Meistersonett
Wenn Stimmen um sie her ganz leis ersterben,
so nach und nach und unbemerkt beinah,
wenn Menschen nicht mehr um die Vielfalt werben,
ist öffentlich nur eine Meinung da.
Zur Meinung hin, die man wie Dogmen wiegt,
weil unsagbar wird, was man nicht mehr sagt.
Demokratie nicht selten dem erliegt,
wenn Status wird, was keiner hinterfragt.
Wenn Gegenargumente nur noch „spalten“,
wenn Meinungsmache jede Vielfalt frisst,
dann mag sich die Idylle nicht lang halten.
Wer weiß schon, wessen Meinung richtig ist?
Die Herdenführer weiden sich am Treiben,
Ach, Vielfalt nur ermöglicht, frei zu bleiben.
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