Von der Meinungsfreiheit(Sonettenkranz)

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Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Liebe Charlotte, Du störst nicht.
Ich habe mich über Deinen Beitrag gefreut.
Ich hatte auch solche Erfahrungen.

Und ich selbst denke, es passt zur Gedichtdiskussion.
 
weißt du, ich will den text nicht formal und sprachlich bewerten, aber inhaltlich kann ich das nicht mehr hören.
ich komme auch aus dem bundesland wie du und habe erlebt, wie aus »das wird man ja wohl noch sagen dürfen.«, ein
»das wird man ja wohl noch machen dürfen.« geworden ist.

antimainstream zu sein, ist längst mainstream geworden. ich kann es nicht mehr hören und lesen.
bin mittlerweile ein bisschen dünnhäutig geworden.
wenn ich sehe, wer alles sagen darf, dass sie nix mehr sagen dürfen und wer wirklich keine stimme hat,
würde ich mir manchmal eine cancel culture wünschen. aber stattdessen sitzen die in den talkshows
und überall sonst.

aber jetzt werde ich schon wieder zu polemisch und das will ich hier nicht.
hier in der leselupe sind mir andere sachen zu wichtig.
 

petrasmiles

Mitglied
Liebe Charlotte,

es geht bei diesem Sonett nicht darum, wo jemand steht, sondern wie 'er' mit denen umgeht, die woanders stehen.

Was das Gedicht besonders macht, ist eben, dass es keine Parteiname gibt, sondern der Individualist im Zentrum steht, der sich nicht vereinnahmen lassen will - und Mut braucht, gegen diverse Herdentriebe dagegen zu halten.

Nehmen wir das vollständig nachvollziehbare Argument, gegen Nazis zu sein. Wer gehört dazu? Wenn man sich die 'Belege' anschaut, wo jemand wegen seines 'Rechtsseins' 'öffentlich' angeklagt wird, so sind das in der Regel ständig Querverweise zu anderen Unterstellungen. Und wenn man so vorgeht, dann gehen die 'echten, braunen Lumpen' in dem Heer der Unterstellungen unter und werden so geschützt - nur so als Beispiel.
Es kommt auf den Kontext an.
Jemand, der sich in einem radikalen Umfeld befindet und sich dagegen wehrt, vereinnamt zu werden und auf differenzierter Betrachtung besteht, der ist hier gemeint, also möglicherweise auch Du.

Liebe Grüße
Petra
 
liebe petra,
ich kenne nur eine gruppe, die den begriff gutmensch verwendet (und dann natürlich abwertend)
und das narrativ, wonach die demokratie verschwinde, weil sie nichts mehr sagen dürften.
und diese gruppe ist so groß, dass ich sie beim besten willen nicht mit individualität in verbindung bringen kann.
liebe grüße
charlotte
 

petrasmiles

Mitglied
Liebe Charlotte,

diese Menschen sind aber in dem Sonett gar nicht gemeint.
Es geht um diejenigen, die lieber schweigen, um sich dem Vorwurf, etwas Falsches gesagt zu haben, erst gar nicht aussetzen. Das ist ein großer Unterschied. Weil - wie Agnete im ersten Vers sagt - sie Duckmäusertum vererben.

Und ist der undifferenzierte Vorwurf 'Gutmensch' nicht genauso schlimm, wie der undifferenzierte Vorwurf, 'rechts' zu sein?

Wenn wir uns auf der Ebene der 'Beurteilung' von Gruppen bewegen, dann ist die Gefahr der Undifferenziertheit sehr groß.
Ich meine, wenn wir etwas 'beurteilen' wollen, können wir uns nur den Einzelfall ansehen.

Nehmen wir ein Beispiel. Eine alte Frau steigt in einen Bus und findet keinen Sitzplatz. Das ist für sie sehr beschwerlich, weil sie schon unsicher auf den Beinen ist und die Busfahrer lieber die Idealkurve fahren als auf die Menschen zu achten, die sich vielleicht kaum festhalten können. Der Bus ist voll besetzt mit Menschenkindern aus aller Herren Länder. Fast alle schauen angestrengt auf ihre Handys, oder sind in Gespräche vertieft, niemand bietet der alten Frau einen Sitzplatz an. Sie mag denken, die ganzen Ausländer nehmen mir meinen Sitzplatz weg, sie fühlt sich subjektiv benachteiligt und objektiv betrachtet sind alle Sitzplätze von Ausländern belegt. Sie steigt an ihrer Station erschöpft aus und hat dieses Gefühl, wir haben zu viele Ausländer im Land.
Ist sie eine Rassistin?
Wir nehmen demgegenüber einen politischen Aktivisten, der auf einer Wahlkampfveranstaltung dagegen wettert, dass uns die Ausländer die Arbeit und die Wohnungen wegnehmen, und dass wir sie wieder loswerden müssen.
Ist er ein Rassist?

Im ersten Fall macht jemand konkrete Erfahrungen und bekommt das Gefühl vermittelt, dass etwas ins Ungleichgewicht geraten sei. Vielleicht hat sie eine polnische Nachbarin, mit der sie donnerstags Kaffee trinken geht und einen libanesischen Helfer für ihre Pflegestufe. Und als die Amerikaner und Deutschen aus Afghanistan quasi über Nacht das Land verließen und die ganzen Helfer - und die Frauen und Mädchen - ungeschützt den Taliban überließen, fand sie nachts keinen Schlaf. Nein, sie ist keine Rassistin.

Im zweiten Fall, der an diese ganzen Gefühle der Benachteiligung appelliert, brauchen wir nicht zu argumentieren - aber selbst da tun wir uns schwer. Macht das jemand von der AfD, dann fällt das Urteil leicht. Sagt es jemand von der CDU, dann blenden manche das aus.

Und wenn jemand auf einer 'linken' Wahlveranstaltung sagt, alle, die Ressentiments gegen Ausländer haben, sind Rassisten, dann tun wir der alten Frau Unrecht. Und wenn sie dann in der Wahlkabine ein Kreuz bei der AfD macht, weil die anderen sie für eine Rassistin halten, dann wird es offensichtlich, dass beide Wahlkampfpolemiken der Demokratie schaden.

Liebe Grüße
Petra
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich habe einen Ironischen Ton im Gedicht gespürt. Im Gegensatz zu wissenschaftlichen Werken bestehen Gedichte oft aus mehrdeutigen Metaphern. Erst wenn man Ironie berücksichtigt, wird verspürbar, was wirklich gemeint wird. Denn sie erzeugt die erforderliche Distanz, den Ich-Erzähler oder Erzähler nicht mit dem Text selbst zu verwechseln.

"Gutmensch" wurde ich zum erstenmal 1991 nach der Wiedervereinigung bezeichnet, als ich gegen den 2. Golfkrieg argumentierte. In der DDR kannte ich das Wort nicht. Das Wort tauchte immer mal wieder im Abstand von mehreren Jahren auf. Meist, wenn man etwas mit friedlichen Mitteln erreichen wollte.
 
Zuletzt bearbeitet:

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Das denke ich. Quasi dasselbe mit anderen Worten.
Beispiel: "Gutmensch" wird ja nicht in der eigentlichen Bedeutung verwendet, sondern ins Gegenteil verkehrt. Im Gedicht wird das erneut umgekehrt, da sich sehr verschiedene Leute des Begriffs angenommen haben.
ist eine Bezeichnung, die häufig als ironisch oder verachtend gemeinte Verunglimpfung von Einzelpersonen, Gruppen oder Milieus („Gutmenschentum“) genutzt wird. Ihnen wird aus Sicht der Wortverwender ein übertriebener, äußere Anerkennung heischender Wunsch des „Gut-sein“-Wollens in Verbindung mit einem moralisierenden und missionierenden Verhalten und einer dogmatischen, absoluten, andere Ansichten nicht zulassenden Vorstellung des Guten unterstellt. In der politischen Rhetorik wird „Gutmensch“ als Kampfbegriff verwendet.
Ich habe nur die Grunddefinition dieses "Unworts" genannt. Interessant mag sein, dass er in rechten und konservativen Kreisen verwendet wurde, nicht nur in rechtsextremen.
Und eine Besonderheit: solche Begriffe werden oft reflexhaft verwendet. Das wird im Gedicht stark kritisiert.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
PS: Beispiel:

● Friedenspolitik scheint bei den Sachsen zu verfangen

Quelle (leider hinter Bezahlschranke, aber der Satz wird bei der Suche angezeigt.):
https://www.saechsische.de/sachsen/...aus-der-grossen-wahlumfrage-6033576-plus.html

Textausschnitt:

vor 3 Tagen — Friedenspolitik scheint bei den Sachsen zu verfangen. Das BSW setzt auch bei der Landtagswahl in Sachsen auf ein zentrales Thema: Frieden im
...

Es zeigt, wie durch geschickte Wortwahl ("verfangen") diffamiert und gespalten wird. Eins der Themen des Gedichtes.

Ich habe hier im Klartext geschrieben. Aber wenn ich den Text in einem Gedicht verwenden würde, würde es ironisch.
 

sufnus

Mitglied
Hi & willkommen bei der Lupe, liebe Agnete!
Ich würde mal aus User-Namens- und Schreibstil-Ähnlichkeit den kühnen Schluss ableiten, dass wir uns von der Wiese her kennen, oder? :)
Und hier hast Du ja mal einen mordsmäßigen Einstandsbeitrag abgeliefert - unter einem vollumfänglichen Sonettenkranz geht's wohl nicht, wa? :D
Na... ich spaße natürlich... und bin von diesem äußerst kunstvollen 15-fach-Sonett-Reigen schwer beeindruckt. Die Empfehlung von Bernd ist mehr als wohlverdient.

Was bleibt sonst noch hinzuzufügen?
Vielleicht erstmal eine formale, lupenforenspezifische Info für Dich zum inhaltlichen Punkt, der von Lavendel (charlotte), einer meiner liebsten Dichter-und-Dichterinnen hienieden, angerissen und dann von Petra und Bernd weiter ausgeleuchtet wurde:
Da Du (offenbar?) neu hier bist, ist Dir vermutlich noch nicht ganz die Policy bzgl. des Forum Lupanum (welches Du nur zu Gesicht bekommst, wenn Du Dich als Agnete eingeloggt hast) klargeworden. Es ist eine "Spezialität" der Leselupe, dass man hier im Allgemeinen relativ peinlich zwischen der formalen und sprachlichen Textarbeit bei einem Gedicht einerseits und der inhaltlichen Diskussion von z. B. sozialen oder politischen Thesen eines Gedichts andererseits trennt.
Will heißen: Wenn jemand hier unter "Gereimtes" ein Gedicht einstellte, welches die materielle Not der schlesischen Weber*innen beklagt und daraufhin eine Diskussion über die vielen Senkungspralle im Metrum des Gedichtes hin- und herwogte, dann wäre das formal-sprachliche Textarbeit und das Gedicht bleibt, wo es ist. Wenn sich die Diskussion aber zum Für- und Wider von Fast Fashion und der Verlagerung textiler Produktion in Billiglohnländer verlagerte, dann wäre das eine inhaltlich-sozial-politische Diskussion und diese wäre primär nur im Forum Lupanum erwünscht, weshalb das beispielgebende Weber-Gedicht, wenn eine solche Diskussion begänne, von hilfreichen Moderatoren ggf. in selbiges Forum verlagert würde, woraufhin es allerdings für nicht eingeloggte Leser*innen oder Google-Bots unsichtbar wird.
Ich halte diesen Automatismus nicht für ideal und habe das mehrfach kritisiert, aber ich akzeptiere (was bleibt mir andres übrig? :p ), dass dies erstmal so gehandhabt wird.
Nun fände ich es schade, wenn über einer (sicherlich instruktiven) inhaltich-gesesllschaftspolitischen Diskussion Dein schöner Sonettenkranz ins Lupanum verschwände. Vielleicht würde Dich eine Verlagerung aber gar nicht stören? Na... ich wollte jedenfalls, weil Du diese hiesige Gepflogenheit noch nicht kennst, drauf hingewiesen haben.
Was man natürlich grundsätzlich machen könnte, wäre sozusagen einen ausgelagerten gesellschaftspolitischen Parallelthread im Forum Lupanum zu erstellen (jetzt nicht im Sinne eines nicht erwünschten Doppelposts Deines Gedichts, aber im Sinne eines Threads, der auf die hier angeschlagenen inhaltichen Themen Bezug nimmt).
Langer Erklärsermon… nur damit Du Bescheid weißt. :)
LG!
S.
 

mondnein

Mitglied
die rechthaberische und unselige Woke-Ideologie, Cancel Culture, rechte und linke Abirrungen in realitätsverzerrende "Neuinterpretationen" einer objektiven Weltwirklichkeit und -geschichtlichkeit, die langsame und fortschreitende Ersetzung einer faktisch gestützten Wissenschaft durch ideologisch manipulierte Pseudo-Humburg-"Wissenschaft" etc.
ähmmm
 

sufnus

Mitglied
Ich versuche mal ein bisschen krampfhaft die Diskussion auf der Textarbeitsebene zu halten ;) Zumindest bis wir wissen, ob es in Agnetes Sinn ist, wenn es hier, auf der Linie von Hansz' letzten Beiträgen, weiter mit der Gesellschaftspolitikdiskussion geht (mit der gegebenenfallsigen Konsequenz einer Verschiebung ins Forum Lupanum).

Also: Textarbeit:
Da fällt mir zunächst die (nicht provokativ gemeinte) Frage ein, warum "man" sich die viele Arbeit machen sollte, ein Plädoyer für die Meinungsvielfalt in Form eines kunstvollen Sonettenkranzes zu äußern. Grundsätzlich "ginge das ja einfacher": Man nehme ein Stück Pappe, schreibe in bunten Buchstaben drauf: "VIELFALT STATT EINFALT!" und schon kann man sich der nächsten Demo anschließen.
Tatsächlich stelle ich mich jetzt absichtlich dumm und bin natürlich sehr wohl der Meinung, dass sich die viele Arbeit eines Sonettenkranzes absolut lohnt, um eine Botschaft "rüberzubringen".
Und das hat mit etwas zu tun, was Petra und Bernd eigentlich schon zusammen rausgearbeitet haben: Sobald man eine (an sich ja relativ einfache) "Message" in etwas so ästhetisch Erfreulichem und "handwerklich" schwer zu Meisterndem wie einem Sonettenkranz verpackt, kommt plötzlich eine Ebene hinzu, die man (im allerweitesten und vor allem auch besten Sinne) als "spielerisch" bezeichnen könnte. Bernd und Petra haben hierfür den Begriff der "Ironie" verwendet. Nun meint im Alltagsreden "Ironie" ja, wenn man das Gegenteil von dem sagt, was man eigentlich meint und zwar auf eine Weise, dass der Gegenüber das auch mitkriegt: "Ich liebe es, wenn mein Nachbar spätnachts lautstark Wagneropern hört! Ich werde gleich der Hausverwaltung einen begeisterten Brief schreiben!".
Von solcher, relativ simpler Machart ist die Ironie (wenn man es so nennen möchte) von Agnetes sonettbekränzter "Botschaft" m. E. aber nicht. Eher könnte man hier (ungefähr auf der Linie des Begriffs der "romantischen Ironie") von einer Art formaler Parabase (wer das Fremdwort nicht mag, einfach ignorieren) sprechen, bei der durch die kunstvolle Form die "Verpackung" der Botschaft (also die Gedichtform) auf Augenhöhe mit der Botschaft selbst operiert. Das ist ein bisschen wie ein umgekehrter V-Effekt im epischen Theater à la Brecht. Nicht die Botschaft wird durch einen Verfremdungseffekt aus dem "Spiel" herausgelöst und durch Brechung der Theater-Illusion in den Vordergrund gerückt, sondern das "Spiel" wird in die Botschaft mit eingewoben. Das könnte hier ein Appell sein, sich gedanklich locker zu machen und multiperspektivisch auf "die Dinge, wie sie sind" zu schauen.
LG!
S.
 

Agnete

Mitglied
ups, da hat sich ja ganz schön was getan. Ich bedanke mich für das rege Interesse und freue mich über die Aufnahme in die Empfehlungsliste. Vielen Dank.:)
Gerne möchte ich auf jedes Statement eingehen:
@Wortliebe
Gut zu sehen, dass es Menschen gibt, die die Werte einer freien und demokratischen Gesellschaft nicht aus den Augen verlieren und die auch den Mut aufbringen, die Dinge beim Namen zu nennen.
Ich denke, dass es wichtig ist, auch eine andere Meinung zu vertreten, wenn man -so wie dieser Kranz es tut- nicht fanatisch und mit Scheuklappen argumentiert.
@John Wein
Ich empfinde es nicht als Gefängnis und ich zähle mich auch nicht zu den Querdenkern , die sich heute als Organisation per se gegen alles richten, was en vogue ist. Ansonsten stimme ich dir zu. Man muss sich auseinandersetzen. das tue ich, indem ich schreibe. Und das ist in unserem Land eben immer noch möglich, auch, wenn man mal einen Shitstorm erntet.;)
 
Zuletzt bearbeitet:

Agnete

Mitglied
es geht bei diesem Sonett nicht darum, wo jemand steht, sondern wie 'er' mit denen umgeht, die woanders stehen.

Was das Gedicht besonders macht, ist eben, dass es keine Parteiname gibt, sondern der Individualist im Zentrum steht, der sich nicht vereinnahmen lassen will - und Mut braucht, gegen diverse Herdentriebe dagegen zu halten.
@petrasmiles
Genau so ist es! Danke für dein Engagement. ich weiß es zu schätzen.
@schwarzer lavendel
Du scheinst es anders zu sehen. Schnell eben geschieht genau das, was im Kranz angemahnt wird: Eben nicht die Gruppen -Vorurteile zu bedienen, die es heute natürlich gibt. Das steht alles im Kranz selbst. Die Gefahr ist jedoch, dass die Gesellschaft sich bei diesen Gruppenzuweisungen verheddert und letztendlich der -wie Petra es schon sagt- Individualist durch den Rost fällt. Genau das eben ist die Aussage dieses Kranzes.
"Echte Individualisten", die eine angeborene Skepsis gegen jede Art von Gruppe haben . egal, was die Gruppe vertritt, waren immer selten. Heute noch seltener. ;) Es gibt keine Schublade, in die sie passen, auch, wenn man noch so drückt:)
Es ist gut, dass du mir hier die Gelegenheit durch deine Kritik gibst, das nochmals auszuführen. ich denke, wir sind gar nicht so weit voneinander weg, nur halt auf verschiedenen Wegen...Petra hat das vortrefflich analysiert.
lG von Agnete
 

Agnete

Mitglied
@sufnus
ja tatsächlich kennen wir uns und ich freue mich auch, hier wieder mit dir kommunizieren zu können.:)
Ich danke dir für dein Lob und auch für deine Warnung, die Diskussion nicht zu sehr ins Politische abgleiten zu lassen. In der Tat ist es ja kein vornehmlich politischer Text( obwohl ja heute beinahe alles politisch scheint, wenn man mal Kontra gibt :) . Und allein dies zu schreiben, wird vielleicht schon von vielen als Kontra empfunden.
Darum bitte ich, da wir ja die Seiten ausgeleuchtet haben, nicht dazu beizutragen, dass der Kranz ins Forum Lupanum verschoben wird.
Vornehmlich ging es mir tatsächlich um die Position eines Individualisten. Und wo er heute noch seinen Platz finden soll. Also eigentlich um mich. Du kennst mich ja...
Hätte ich als Intention den Focus nicht auf Sozialwissenschaftliches , sondern auf Politisches gelegt, dann hätte ich das Genre Satire geschrieben und nicht einen Sonettenkranz. In meinen Kränzen ( und darum schreibe ich nicht häufig einen) betrifft es immer mich ganz persönlich. Und ich versuche, dann den Blick um mich selbst zu weiten. Letztendlich ist das beinahe wie ein Selbstgespräch.:cool:
LG von Agnete

@ bernd
Ganz lieben Dank dir!!
 

lietzensee

Mitglied
Hallo Agnete,
willkommen in der Leselupe! Das ist auf jeden Fall ein Einstand, der Resonanz erzeugt hat. Auch als Laie ahne ich, welche Leistung es ist, so einen Kranz zu flechten.

Trotzdem lässt mich das ganze Werk ehrlich gesagt kalt. Die Form ist ein Sonett aber der Inhalt liest sich wie ein politischer Aufsatz. Für mich stehen sich Inhalt und Form gegenseitig im Wege.

Du formulierst präzise Statements: Wenn keiner mehr laut widerspricht, dann nur Einheitsbrei. Für einen Aufsatz wäre das ein Qualitätsmerkmal. Von einem Gedicht erhoffe ich mir etwas anderes. Das soll Verstand und Fantasie anregen, selber aktiv zu werden. Es soll etwas erhellen, was durch bloße Sachbeschreibung im Dunkel bliebe. Sowas fehlt mir hier ganz. Für mich sagt dein Text nur, was schwarz auf weiß geschrieben steht, nicht mehr. Das ist für ein Gedicht sehr wenig.

Auch die durch die Form bedingte Länge tut dem Text nach meiner Meinung nicht gut. Es wiederholt sich der im Grunde immer gleiche Gedanke. Das kann so viele Gedichte hintereinander aber nicht tragen.

Vielleicht sehen meine Kollegen hier einfach mehr als ich. Aber meine abweichende Meinung wollte ich dir trotzdem nicht vorenthalten. Sieh es als Prophylaxe gegen Einheitsbrei.

Viele Grüße
lietzensee
 
Zuletzt bearbeitet:

Agnete

Mitglied
Ich denke, Lietzensee,. dass jeder ein Gedicht anders aufnimmt, anders "fühlt". das ist ok für mich. :)
Ein Sonettenkranz muss eine Aussage haben, kann sich nicht in poetischen Bildern erschöpfen. Diesen Anspruch hat ja schon das Sonett selbst, das mit These, Antithese und Synfthese ganz klar inhaltliche Struktur vorgibt. Wird aber heute nur noch sehe selten eingehalten...
Der Kranz verstärkt diesen Anspruch, sonst kann es ätzend langweilig werden. Dass dies nicht jedem gefallen mag, kann durchaus sein. Jeder hat seinen Schreibstil. Und gerade das macht ja die Vielfalt von Werken aus.
Danke für deine ehrliche Meinung und lG von Agnete
 

petrasmiles

Mitglied
Von einem Gedicht erhoffe ich mir etwas anderes. Das soll Verstand und Fantasie anregen, selber aktiv zu werden.
Lieber Lietzensee,

die Hoffnung ehrt Dich - soetwas zu erwarten - aber realistisch erscheint mir das nicht.
Wenn man z.B. Naturgedichte nimmt, die mit zu den schönsten zählen (für mich), da ist das doch eine recht geschlossene Veranstaltung - natürlich wird die Vorstellung angesprochen und das Nachempfinden, aber die Phantasie? Und aktiv werden? - höchstens der Impuls, sofort in den Wald zu fahren ...
Hast Du eine konkrete Vorstellung?
Ich würde Dein Empfinden gerne nachvollziehen können.

Liebe Grüße
Petra
 



 
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