Zeitraffer

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Der Tag stürzt sich in alle Stunden
greift in die Straßen, rafft ein jedes Haus
Die Wege sind gestaucht, sie reißen
Vorgärten wie überdehnte Wunden auf

Hochgeregelt sirrt und zuckt es in den Tauben
die ganze Stadt ist fast auf einen Punkt gelegt
Alle Götter drängeln sich im selben Glauben
Alle Gräber hat sie mit sich fortbewegt

Ich sitze in dem Auge eines Sturmes
Mein ganzes Leben in dem einen Punkt
Ich bin das Träumen eines Wurmes
Ich bin an Göttern wund
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo,

uiuiui das holpert aber. Bei VorGÄRten tut es besondes weh. An Kreativität fehlt es Dir nicht aber sprachlich wie metrisch hier etwas an Handwerk.

Gruß

Jürgen
 
Hi @JoteS Jürgen

danke für Deinen Eindruck. Wenn Du traditionelle Metrik suchst, wirst Du in der Tat bei mir nicht fündig werden. Ob das nun gutes oder schlechtes Handwerk ist, lasse ich mal den jeweiligen Rezepienten entscheiden.

Wie Du zurecht feststellst, schreibe ich in freien Versen. Da fühle ich mich dem unbewußten Ausdruck , der in ganz bestimmter Form verdichtet werden will doch sehr verpflichtet und meine, mich in guter Gesellschaft zu befinden. Dafür muss man nun nicht schon Klopstock bemühen. Die Dionysos-Dithyramben oder selbst die Duineser Elegien liefern ja sehr genußvolle und gleichermaßen tiefgreifend philosophische Beispiele.

ob nun mein Text genussvoll und philosophisch ist, muss wohl jeder geneigte Leser für sich entscheiden. Ich habe verstanden, dass Dein ästhetisches Empfinden schon arg strapaziert wird und danke Dir für das freundliche Aufmerken im Hinblick auf die Kreativität.

Wunderbar ist auch, wie unterschiedlich die Empfindungen sind. Für mich zB sind die aufgerissenen Vorgärten hier besonders eindrucksvoll und von großer Wirkkraft, sowohl im Sog, den das Gedicht in seinen raffenden Bildern erzeugt, wie auch in der tieferen Bedeutungsebene der Rückschau auf Alltag und verdorrendes.

mes compliments

Dioynsos
 
G

Gelöschtes Mitglied 24777

Gast
Hallo Dionysos,

Wunderbar ist auch, wie unterschiedlich die Empfindungen sind. Für mich zB sind die aufgerissenen Vorgärten hier besonders eindrucksvoll und von großer Wirkkraft
Ja, so empfand ich es auch beim Lesen deines Textes. Das Verb aufreißen verlangt ja regelrecht nach einem metrischen Bruch - Form und Inhalt korrelieren deshalb meiner Meinung nach in Strophe 1 außerordentlich gut.

Und wie schon bei deinem letzten Gedicht richtet sich mein Blick beim Lesen vor allem auf die Metaphern: Wieder strapazieren einige meine Fantasie, ohne dass ich dies aber als übermäßig störend empfinde. Dies liegt daran, dass die opulente Sprache deines Gedichtes diese Schwierigkeiten etwas überdecken kann. Beispiele dafür wären:

Der Tag stürzt sich in alle Stunden
oder

Hochgeregelt sirrt und zuckt es in den Tauben
Ich will nicht sagen, dass diese Bilder für mich nicht funktionieren, denn vor meinem geistigen Auge entstehen durchaus Assoziationen. Nur bei genauerem Hinschauen drängt sich mir die Frage auf: Hm, was soll das eigentlich bedeuten?

Aber es liegt mir fern, diese Eigenart deiner Gedichte als etwas Schlechtes zu charakterisieren, denn oftmals fügt sich der Text doch zu einem großen Gesamtbild zusammen, welcher für mich durchaus fühlbar und, wenn auch nicht immer auf intelektueller Ebene, nachvollziehbar bleibt.

Im Übrigen finde ich neben dem Vers mit den Vorgärten auch den folgenden überaus gelungen:

Alle Götter drängeln sich im selben Glauben
Den finde ich enorm - und zwar enorm gut! Und auch die letzte Strophe hat mich überzeugt, während ich in Strophe 2 zwischen Vers 3 und 4 beim ersten Lesen einen leichten Spannungsabfall bemerkte, da das Bild der Gräber für mich zu überraschend kam und ich nicht einordnen konnte, vor welchem Hintergrund diese aufeinmal erscheinen. Nach mehrmaligem Lesen hat sich dieser Eindruck zwar nicht völlig gelegt, aber letztlich abgeschwächt.

Es bleibt festzuhalten, dass ich dein Gedicht gern gelesen habe und, zumindest aus meiner Sicht, die metrischen Freiheiten, die du dir nimmst, als eine Stärke deiner Werke zu werten ist.

Liebe Grüße
Frodomir
 
Hm, was soll das eigentlich bedeuten?
Hi @Frodomir

schön, dass Du hereinschaust und etwas mit dem Text anfangen kannst.

Der Tag stürzt sich in alle Stunden: Der gesamte Tag rafft sich sozusagen in die "Masse aller Stunden, vereinigt auf einem Punkt" wichtig ist mir hier dass der Tag selber aktiv wird. Diese rückbezüge „in se“ wirst du bei mir oft finden und sie sind mir aus verschiedenen Gründen wichtig die immer etwas mit der Botschaft des Textes zu tun haben

Hochgeregelt sirrt und zuckt es in den Tauben: Ein Bild, das die Raffung als Vorgang, die Beschleunigung der Zeit in einem Punkt (ohne Ortswechsel) darstellen soll. Wichtig ist mir hier die einbettung in die Tauben (der Stadt).. Die dichotomie Stadt - Dorf und ihre Symbolik wirst du bei mir oft finden , ebenso die Tauben

compliments !

Dionysos
 
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G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Hallo Dionysos von Enno,

schön, wie du dein Gedicht uns Dummerjans erklärst. Ich frage mich bei diesem Gedicht nur eines: Was willst du uns sagen? Wie lautet die Prämisse - meine Straße am Heutigen? Und was haben sich da Götter zu drängeln?

Nun, wir müssen uns wohl daran gewöhnen, dass dir jedes deiner Gedichte am besten gefällt. Wobei ich sagen muss: Du hast ein Glück mit Frodomir, der ist auf der Suche nach Ichweißnichtwas und findet es ausgerechnet bei dir.

Sternchen kriegst du noch nicht von mir. Noch nicht.

Lieben Gruß, Hanna
 
schön, wie du dein Gedicht uns Dummerjans erklärst.
Hi Hanna,

ich bin überrascht, dass Du Dich hier zu Wort meldest, dachte ich doch, dass meine Gedichte dich weder erreichen, noch Du etwas mit ihnen anfangen kannst. Nun. die Erklärung galt nicht Dir, sondern Frodomir.

Ich halte hier niemanden für einen "Dummerjan"

Auf Deine "Du Botschaften" kann ich leider nichts konstruktives antworten.

Was die Rezeption des Gedichts bei der geneigten Leserin betrifft vermag ich es in Anbetracht der Tatsache, dass Du offensichtlich nicht nur nichts damit anfangen kannst, sondern es Dich geradezu kampflustig auf den Plan ruft, nichts zur Verteidigung des armen Textleins vorzubringen. Fall darüber her, wie es Dir beliebt oder lass es

compliments

Dionysos
 
G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Hallo Dionysos,

wie kommst du denn darauf, dass mich dein Gedicht kampflustig auf den Plan gerufen hat? Das ist dein Eindruck, du warst zufrieden mit deinem Gedicht und erwartest nun, dass auch deine Leser zufrieden sind. Und ich habe nur von meinem Eindruck des Gedichts geschrieben. Und das macht man in einem Kommentar. Ich kann sehr wohl etwas mit deinem Gedicht anfangen. Es ist mit Metaphern angereichert, von denen einige meiner Ansicht nach der Erklärung bedürfen. Was wolltest du mit dem Gedicht eigentlich ausdrücken? Ich bin nicht dahintergekommen. Was war die Botschaft, die Prämisse? Die muss man herauslesen können als Leser. Ehe ich kommentiere, lese ich beim ersten Mal Gedichte wie ein Leser, beim zweiten Mal sehe ich genauer hin. Und das habe ich getan, mehr nicht. Du hast sicher Lob erwartet, aber hier ist der Ort, Textarbeit zu machen. Und das ist eben nicht nur Lob. Willst du mit dem Vers, dass sich die Götter da drängeln, sagen, es gibt in dieser Straße Sakralbauten mehrerer Kirchen unterschiedlicher Konfessionen, oder was wolltest du dem Leser damit sagen? Dann sag es doch so, dass der Leser das versteht. Oder worauf hast du dich dabei bezogen?

Lieben Gruß, Hanna
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hi @JoteS Jürgen

danke für Deinen Eindruck. Wenn Du traditionelle Metrik suchst, wirst Du in der Tat bei mir nicht fündig werden. Ob das nun gutes oder schlechtes Handwerk ist, lasse ich mal den jeweiligen Rezepienten entscheiden.

Wie Du zurecht feststellst, schreibe ich in freien Versen. Da fühle ich mich dem unbewußten Ausdruck , der in ganz bestimmter Form verdichtet werden will doch sehr verpflichtet und meine, mich in guter Gesellschaft zu befinden. Dafür muss man nun nicht schon Klopstock bemühen. Die Dionysos-Dithyramben oder selbst die Duineser Elegien liefern ja sehr genußvolle und gleichermaßen tiefgreifend philosophische Beispiele.

ob nun mein Text genussvoll und philosophisch ist, muss wohl jeder geneigte Leser für sich entscheiden. Ich habe verstanden, dass Dein ästhetisches Empfinden schon arg strapaziert wird und danke Dir für das freundliche Aufmerken im Hinblick auf die Kreativität.

Wunderbar ist auch, wie unterschiedlich die Empfindungen sind. Für mich zB sind die aufgerissenen Vorgärten hier besonders eindrucksvoll und von großer Wirkkraft, sowohl im Sog, den das Gedicht in seinen raffenden Bildern erzeugt, wie auch in der tieferen Bedeutungsebene der Rückschau auf Alltag und verdorrendes.

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Dioynsos
Laut gelesen ist es unlyrisches Geschwurbel.
 
Hi @blackout Hanna,

sofern Du Dich nun auf den Text konkret beziehst, im Folgenden MEINE Gedanken/bzw. eher Fragen, die ich mir gestellt hatte dazu.

Was wolltest du mit dem Gedicht eigentlich ausdrücken? Ich bin nicht dahintergekommen. Was war die Botschaft, die Prämisse?
Die bildhafte Umsetzung des zunächst rein spielerischen Gedankens einer abstrakten Zeitraffung, also einer Zusammenziehung der Zeit auf "einen Punkt". Wie könnte das aussehen ? Wie könnte es sich anfühlen ? Welche Bilder steigen in mir dabei auf ? Welche weiteren Konsequenzen oder Einsichten könnten daraus abgeleitet werden. Relativieren sich vielleicht viele Dinge, die wir zur Zeit als Antagonisten begreifen ? Wäre es vielleicht möglich, dass Spiritualität in ihren vielen Ausprägungen im Grunde auch auf einen gemeinsamen Nenner zurückgeführt werden kann. Das Bild der Vorgärten symbolisiert dabei für mich Alltag, das Bild der Gräber Vergänglichkeit, das größte Drama des eigenen Lebens: der eigene Tod (Simon de Beauvoir)

Willst du mit dem Vers, dass sich die Götter da drängeln, sagen, es gibt in dieser Straße Sakralbauten mehrerer Kirchen unterschiedlicher Konfessionen, oder was wolltest du dem Leser damit sagen? D
Nun, wenn das DEINE Interpretation ist oder wäre, dann wäre für DICH das Gedicht damit bezahlt und das wäre gut so. Ein Gedicht ist für mich ein bisschen wie ein Gleichnis: Durch seine Bildhaftigkeit gibt es keinen "Letztsinn". Es ist eher wie ein Mandala, eine Meditation. WIR reichern die Gedichte ja mit eigenen Vorstellungen, Assoziationen an. Die Gedichte können insofern als Magneten für eigenes unbewußtes Material dienen, Konstellierungspunkte.

Ich persönlich meinte die oben erwähnte Vorstellung, dass durch eine kosmische Zeitraffung plötzlich alle Götter in einer Spirituatlität zusammenfallen. ihre Untesrschiede trennen sie nicht mehr. Sie drängeln sich, weil sie nun aktiv versuchen, ihren Platz zu erkämpfen, ihre Bedeutung zu erhalten. Durch die Zeitraffung und "Punktbetrachtung" verschwinden ihre Konturen, ihre Form, ihre "Persona".

Dann sag es doch so, dass der Leser das versteht.
Nun, Hanna, ich verstehe, woher Du mit dieser Aussage kommst und Dein Bemühen um Verständnis finde ich gut. Geht mir auch so bei abstrakteren Texten von anderen. Ich rätsele da auch oft herum und merke dann, wie ich Leerstellen automatisch mit "eigenem Material" fülle. Das ist ein spannender Prozess, der oft tagelang nachwirken kann. Für mich sind Gedichte anderer insofern immer auch kleine Katalysatoren, wenn sie mir helfen, Eigenes zu bergen oder kleine Wunder, die ganz viele interessante Gedanken konstellieren können, selbst, wenn man sie nicht vernunftmäßig durchdringt. Ein Schwachpunkt des rationalen Verstandes ist ja seine Notwendigkeit zur Reduktion.Um überhaupt funktionieren zu können, muss er ide Welt diskriminieren, einteilen in Gegensätze, Widersprüche (die eigentlich keine Widersprüche sind) und dabei naturgemäß beim In den Blick nehmen des einen Aspekt, den anderen verlieren (dazu hat Thomas Nagel in seinem Werk "What does it all mean" einige sehr interessante Gedanken niedergelegt) . Dieses zerstückelte Bild von Welt, das uns unsere Ratio erschafft ist natürlich nicht annähernd so reich wie die tatsächliche holistische Erfahrbarkeit von Welt, die sich in der Kunst noch am ehesten ausdrücken lässt (für Schopenhauer dann ja auch einer der Wege, um den Willen zu überwinden).

Ich glaube, es gibt in der Kunst nicht DAS Verständnis, oder DEN Letztsinn. Selbst ein Gedicht über den Weihnachtsmarkt kann in der Fantasie für den einen ein banaler (im Sinne von entspannter) Spaziergang mit Glühwein in der Hand sein, ein erfreuen an den Bildern, vielleicht den Kindheitserinnerungen. Für den anderen bekommt es gleich eine politische Dimension, hat etwas mit Verführungen, mit Betäubungen zu tun, die vom Wesentlichen abhalten. Was ich ausdrücken möchte ist, dass ich MEINE Gedichte gerne insofern begreifen möchte, dass sie sich nach der Veröffentlichung verschenken und ganz neue Sinnzusammenhänge bekommen, an die ich selber möglicherweise gar nicht gedacht hatte.

@JoteS zB erschließt sich gar nichts von diesem Gedicht. Für ihn sind es vermeintlich oder tatsächlich unverständliche, realitätsferne oder inhaltslose bzw. ideologisch überfrachtete Aussagen. Er findet das Gedicht mit dieser abwertenden, umgangssprachlichen Zuweisung bezahlt, jedenfalls dann, wenn man es "laut" liest. Er hält es sogar für "unlyrisch", spricht dem Stück also jedwede Fähigkeit ab, unmittelbar Stimmungen, Gefühle, Gedanken auszudrüclen und ein subjektiv bestimmtes Erlebnis zu vermitteln, dieses entlehnte Erlebnis zu "substantivieren".

Ich persönlich finde, es ist ein schönes, kreatives Stückchen in dem sich spielerisch die Idee des "Zeitraffens" mit einem toternsten Thema verbindet, nämlich dem Problem der Benennung der Spiritualität, der Verwässerung derseleben, der Ausdifferenzierung der Spirituatlität in Götternamen, Götterbegriffe. Mithilfe der "zusammengerafften Zeit" wird dieses Dilemma nun plötzlich dem LI nicht nur sichtbar, sondern erleidbar: ...bin an Göttern wund.. Der Schleier ist gefallen: ich bin im kosmischen Klang kein besonders wichtiger Ton, nichts besondereres als eine Fliege- ich bin nur das Träumen eines Wurms von diesem neuen Standpunkt aus betrachtet und würde mich das abwerten, wenn ich "nur das Träumen eines Wurms wäre" ? Würde es etwas an der Reichhaltigkeit meiner Erfahrungen im Augenblick verändern ? Etwas daran verändern, wer ich glaube zu sein ? Vielleicht geht es sogar so weit, dass ich feststelle, dass ich gar nicht (nur) bin, wer ich immer glaubte (nur) zu sein ? Dann hätte die Zeitraffung und der plötzliche Blick auf das "gesamte Leben" in einem Punkt etwas erschütterndes, jedenfalls etwas von der "NAturgewalt" als säße man im "Auge eines Sturms".

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Dionysos
 
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Gelöschtes Mitglied 24777

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Hallo Dionysos,

vielen Dank für deine Erklärungen, wobei ich dein Gedicht und deine Intention tatsächlich erst besser durch deinen Kommentar #10 erfassen konnte. Jetzt erschließt sich mir einiges und ich bin von deinem Ansatz, den du beim Schreiben verfolgst, sehr angetan. Unabhängig davon oder vielleicht sogar auch abhängig davon bin ich bei der Sache mit der Metaphernlogik noch zwiegespalten - aber es macht mir auch Spaß, mich auf deine Zeilen einzulassen, denn vielleicht ist es gar nicht nötig, sie, wie du sagst, vernunftmäßig zu durchdringen. Ich bleibe jedenfalls ein geneigter Leser von dir und bin gespannt auf deine weitere lyrische Entwicklung.

Liebe Grüße
Frodomir
 
Hi @Frodomir

vielen Dank für Deine Erläuterung.

aber es macht mir auch Spaß, mich auf deine Zeilen einzulassen
das ist doch wunderbar. Es geht mir ebenso und das macht ja den Charme und die Lebendigkeit dieses Austausches aus. Es tut gut, so tief in zB Deine Texte einzutauchen, auch wenn ich manchmal daneben liege und auch widersprechende Standpunkte argumentativ zu durchleuchten.

Ich bleibe jedenfalls ein geneigter Leser von dir und bin gespannt auf deine weitere lyrische Entwicklung.
nun, das beruht auf Gegenseitigkeit.

mes compliments

Dionysos
 
G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Eine Menge esoterischer Ausflüchte, Dionysos, um diesen Text, um den es sich meiner Ansicht nach letztlich kaum lohnt. Dass du deinen Text verteidigst, ist verständlich. Aber hilft dir das wirklich, ein lesbares Gedicht schreiben zu können?

Lieben Gruß, Hanna
 
um diesen Text, um den es sich meiner Ansicht nach letztlich kaum lohnt.
Nun, sachliches, ehrliches Feedback hilft mir natürlich immer sehr, gerade weil man ja als Schreiber auch immer befangen ist und quasi "im Glashaus" sitzt. Und natürlich schreibe ich auch gerne, um andere zu erfreuen, aber auch, um mich zu entwickeln; von daher sind mir sachliche, belastete Meinungen zum Text natürlich hilfreich und wenn die geneigte Leserin mit dem Text selbst unter erheblichem Erklärungsumfang des Autors (der per se eigentlich nicht sein sollte m,M.n) nichts anzufangen weiß, dann muss ich mir die Frage vorlegen, ob diese Art von "abstrakten Bildergedichten" unter Einbeziehung des Feedbacks meiner Leserinnen, meinem Anspruch genügen können sollen, im Hinblick auf das Versprechen eines Gedichtes an seine Leserinnen, dass sich die investierte Lesezeit auch lohnt (worauf Ferdi bei Prosa m.E. zu Recht immer hinweist und was bei gedichten vermutlich auch so ist) und sei es auch nur als eine Spielart des Schreibens.

Da bin ich mir durch eure Kommentare nun unsicher und werde das mal nachwirken lassen.

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Dionysos
 
Zuletzt bearbeitet:
Laut gelesen ist es unlyrisches Geschwurbel.
Hi @JoteS Jürgen,

danke für deine erneute Kritik, die ich gerne richtig einordnen möchte. Was genau meinst Du damit ? Der Eindruck des "Geschwurbels" so liest sich Dein Kommentar, schient sich ja nicht direkt zu ergeben, sondern, wenn man es laut liest ?

Geschwurbel ist ähnlich wie Geschwafel ja ein abwertend gebrauchter Ausdruck der Umgangssprache für vermeintlich oder tatsächlich unverständliche, realitätsferne oder inhaltslose Aussagen. Was genau hat den Eindruck da bei Dir aufkommen lassen, denn irgendwo war ja zumindest ein positives Aufmerken im Hinblick auf Kreativität Deinerseits entäußert worden. Für mich wäre die Abgrenzung aus DEINER Sicht wichtig.
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Mensch, JoteS - was ne bescheuerte Kritik :D

Da absolut kein Mensch auf dieser Erde so ganz genau weiß, was lyrisch oder unlyrisch ist, sondern jeder nur seine ganz eigene und persönliche Vorstellung davon im Kopf hat, ist die Kritik so wertvoll wie die Behauptung, das Gedicht wäre zu nass oder zu grün.

Ich empfinde es als lyrisch, auch laut gelesen.
 
G

Gelöschtes Mitglied 24479

Gast
hi dio, ;)
also ich fang mal so ganz neu an, als hätt ich nix gelesen.
die vorgärten würde ich eine zeile hoch nehmen. dann liest es sich für mich im rhythmus.
(wenn ich doch gelesen hätte: darin war rilke meister aller klassen.9
der letzte vers bricht natürlich auch aus. aber gut - finde ich. musst halt betonen.
liebe grüße
charlotte
 
Hi @JoteS und @Patrick Schuler danke für eure Rückmeldung und Leseeindrücke. Es ist wirklich erstaunlich, wie unterschiedlich Texte/Gedichte wirken. Ich stelle das beim lesen anderer Werke und Kommentaren darunter auch immer wieder fest und wie breit das Spektrum der Rückmeldungen sein kann. Das ist sehr spannend ! Jedenfalls freut es mich, dass ihr euch mit dem Text beschäftigt habt!

@lavendula Hi Charlotte :) eine wunderbare Idee mit der Umstellung der Vorgärten. Das liest sich gut ! Merci !

mes compliments

Dio
 

Tula

Mitglied
Hallo Dio
Ich finde einige Formulierungen ausgesprochen interessant, die der Tauben zum Beispiel. Andere wirken auf mich allerdings etwas "theatralisch" bzw. überzogen. Dazu zählt die Passage des Einstiegs in S1.

Unter Umständen wirkte solch ein Text ungereimt besser, dann stört sich auch niemand am Metrum. Vergleiche hin und her, wenn ich anderswo als 'moderne Lyrik' publizierte Texte lese, finde ich beides: das sprachlich eher Nüchterne, leicht prosaisch sogar, und andererseits das sprachlich Skurrile, gewiss stets auf einem schmalen Grad der Verständlichkeit wandelnd.

Ansonsten muss Lyrik nichts "erklären" und noch weniger "direkt benennen", sondern wird "empfunden" und kann in dieser Hinsicht von verschiedenen Lesern auch unterschiedlich aufgenommen bzw. verarbeitet werden. Das hängt natürlich von der Absicht ab. Komische Lyrik und Satire zum Beispiel funktionieren auf einer Basis (sprachlicher Witz und Übertreibung), einfühlsame Gedichte auf einer anderen usw. Es gibt keinen einheitlichen Nenner. Bloß gut.

Um bei Textarbeit zu bleiben: ich würde S1 insgesamt überdenken. Auch der Widerspruch zwischen gestaucht und gedehnt will mir persönlich nicht so recht gefallen. Die gestauchten Wege allerdings sprechen mich an. Ich denke an einige Ecken meiner heimatlichen Kleinstadt, an denen ich nach vielen Jahren unverhofft vorbeilaufe und plötzlich erscheint mir alles viel kleiner als in der Erinnerung.

LG
Tula
 



 
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