Zunge und Zeit. Kräuselungen

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Scal

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Ein Flieger fliegt, es ist einer,
den ich nicht gesehen habe.
Die Wolke aber schon. Sie fliegt anders,
aber vielleicht tut sie es auch nicht.
Auf der Wiese ist jetzt Schatten da.

*

Mit dem Daumen und dem Zeigefinger
habe ich auf Zwetschken gedrückt, dort
wo sie am spitzesten sind. Abgewinkelt
war der Zeigefinger in der Mitte, geknickt.
Und so kam es, dass der Kern sichtbar geworden ist.
Das war einmal.

*

Nicht zu laut, hat sie gesagt, nach vielen
vielen Schritten auf der Mariahilferstraße.
Er blieb stehen, fasste nach ihrem linken Arm.
Angeblickt hat er sie. Und dann hat er die Textzeile
von dem Lied deutlich gesprochen, nicht gesungen:
Es lebe der Zentralfriedhof
mit seiner großen Stille.
 

Scal

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zagend triefst im Allerlei
das dich eingeschlundet

höre meinen Mund

hat mir doch das Weltgeschehen
dein Gesicht erbaut
 

Scal

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Springbrunnen

kleinster kinder bälle
blühvergnüglich perlennass

spiel bedarf der helle
nachbar, sag mir, fühlst du das
 

Scal

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Der Nickpickeifer der Tauben auf der Wiese
neben dem Strauch, der im Frühling gelb
geblüht hat: Immens!
Was sie sehen, seh ich nicht.
Ob sie wissen, dass ich schaue,
hier oben auf dem Balkon.
 

Scal

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Unweit von dem Baum, der in die freie Luft die Äste reckt,
endet die Brücke. Wegen dem Fluss ist sie da.
Ein Rückenschwimmer schultert ihn.
Mein Gehen hörte deshalb auf.
Bald setze ich es fort.
 

Scal

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Der Lift fährt hinter Glas, die Stränge,
eisengrau, sind behangen mit vielen
Steinen. Wie Ziegel sehen sie aus. Sie
tragen Sorge fürs Empor von dem Mann
mit dem schwarzen T-Shirt. Hoch
seine Last, seine Laster. Er ist wie ich.
Gewichtig.
 

Scal

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als ihr Redeglanz
mir nah, Bügel reichte
um zu steigen, Blicke warf
und Laut und Laut

Herzschlaggenossen
mit Fühlern

Würde tragend
aussichtsweit
 



 
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