Trunkenes Wort (gelöscht)

T

Thys

Gast
Hallo Kohlibri,

erstmal willkommen in der Lupe. Ich wünsche Dir viel Spaß
hier, auch wenn man manchmal etwas dickfellig sein muss ;)
Jetzt zu Deinem Text:

Mein Wort schwitz ein Morgen aus,


Wäre nicht besser "den Morgen"? "ein Morgen" ist etwas komisch.
Ok,dann hat das Wort ein/oder den Morgen ausgeschwitzt. Was
passiert dann mit dem Morgen? Der bleibt mir etwas beziehungslos
und einsam da liegen. Wenn du schreiben würdest

"Der oder ein Morgen schwitz ein Wort heraus", dann ginge
es für mich in Deinem Gedicht sinnig weiter mit dem Wort.

legt sich bedrückt
auf die kleinen Atemzüge,
die rennend um Ecken biegen.

Dann legt sich das Wort auf diese Atemzüge, die um die Ecken
biegen. Wozu ist das wichtig? Die Atemzüge und dass sie rennend
um Ecken biegen? Das bleibt mir auch ein wenig zusammenhanglos
im Raum hängen.

lauscht den metaphysischen Flüssen,
die süßlich sind,

Was sind metaphysische süßliche Flüsse?

die sich verdünnen, mit dem Echo
der Glocke

Wie kann eine Flüssigkeit durch Schall verdünnt werden?

die die Abendröte
in fremden Gesichtern verschmiert.

Wie kann eine Glocke Abendröte verschmieren?

Es wird spielen, in den Sanduhren
sich verlaufen, aus den Urnen sich
viele Weg bahnen und fröhlich sein,
fröhlich sein,

Ich nehm das jetzt mal so hin. Allerdings frage ich mich,
was mir das genau sagen soll.

weil es ein gewebter
Schmetterling ist,

Das ist also die Begründung dafür. Somit ist es so, dass ein
Wort, das in der Form eines gewebten Schmetterlings daher kommt,
gerne spielt, sich in Sanduhren verläuft, sich aus irgendwelchen
Urnen viele Wege bahnt und dabei fröhlich ist. Aha....

der als Eichhörnchen
verschwindet in der Mitternacht der anderen
jüngst erloschenen Straßenlaterne.

So, dann mutiert das Wort in Gestalt eines gewebten Schmetterlings
zu einem Eichhörnchen das um Mitternacht verschwindet.
Verschwindet in eine erloschene Straßenlaterne.

Hmmm, also ich verstehe Deinen Text nicht.

Gruß

Thys
 

Kohlibri

Mitglied
Lieber Thys,

vielen Dank für die Willkommensgrüße, die Hinweise und die intensive und kritische Auseinandersetzung mit meinem Text.

Meine Antwort auf deine vielen Fragezeichen fällt leider, so bin ich mir sicher, relativ unbefriedigend aus, da ich diesen wirklich dichten Text in seiner Vielfältigkeit selbst nicht auseinandernehmen und dekonstruieren will.
Wenn ich sage, dass ich den Bezug zur Moderne suche und mein Wort in der Nähe von Gedanken Cortázars, Nerudas oder Lezama Limas ansiedele, dann hilft das konkret nur denjenigen, die damit vertraut sind.
Aber was für Rechte darf ein Dichter haben, wie eigenständig und verspielt dürfen sich Worte zeigen?
Celan hat gezeigt, dass für Gedichte ganz eigene Gesetzmäßigkeiten gelten müssen; vielleicht hilft es also, wenn du versuchst, diesem Text eine verschwommene, vielleicht magische Logik zuzugestehen, die natürlich nicht mathematisch oder philosophisch ist.
Wenn man dieses Gedicht als zusammenhangslos, unverständlich, unlogisch etc. verstehen will, dann ist es genau dies...denn das ist das Wort selbst, die Sprache...

Liebe Grüße,
Kohlibri
 

Joneda

Mitglied
Buntigkeit

Herzlich willkommen Kohlibri,
verspielt wie Du schreibst,
das gefällt mir sehr,
zuerst sucht man doch in der Literatur,
das Unfassbare, Neue, eigene Wege zu gehen :)

Nicht alles erschließt sich, muss auch nicht,
ist es doch ein Stück der eigenen Persönlichkeit
und Biografie, das ständig fließt.
Und die Kritiker nur diejenigen, die das Verständnis zu übersetzen versuchen :)

Also, alles Gute weiterhin auf Deinen Wegen Kohlibri.
LG Joneda
 
T

Thys

Gast
Hi Kohlibri,

Deine Antwort hat mich jetzt weder befriedigt noch unbefriedigt.
Sie ist. Ich finde, Autor und Leser sind gleichberechtig.
Der Autor darf schreiben und einstellen wie und was er
will und der Leser darf sich seine eigene Meinung dazu bilden
wie er will. Ich gestehe dem Text zu, dass er Deiner ist,
dass Dir etwas an ihm liegt und das Du ihn wie beschrieben
einklassifizierst.

Wenn man dieses Gedicht als zusammenhangslos, unverständlich,
unlogisch etc. verstehen will, dann ist es genau dies...denn
das ist das Wort selbst, die Sprache...

Da möchte ich aber jetzt doch widersprechen. Worte sind mehr
oder weniger scharf, d.h. interpretierbar. Aus dieser zur
Verfügung stehenden Menge von Worten kann man nun "Wortgruppen"
zusammenstellen. Diese "Wortgruppen" können nun, in Abhängigkeit,
von vielen vielen Parametern mehr oder weniger verständlich,
mehr oder weniger logisch, verspielt, phantastisch usf. usf.
sein. Das liegt zuerst einmal beim Wortgruppenverfasser.
Es ist aber nicht richtig, das Worte und die daraus gebildete
komplexere Sprache per se zusammenhanglos, unverständlich,
unlogisch etc. wären.

Gruß

Thys
 

mitis

Mitglied
ich musste lachen beim lesen.
möchte nicht wissen, was ich selbst schon an "betrunkenen worten" so von mir gegeben habe.

schon der anfang "mein wort schwitz[blue]t[/blue] ein morgen aus" deutet ja die ungeheure anstrengung an, die das betrunkene lüri beim sprechen hat. man hört die schwere zunge direkt.

besonders gelungen finde ich
die die Abendröte
in fremden Gesichtern verschmiert.
aber unschlagbar ist m. E. das ende, wo sich der schmetterling in ein eichhörnchen verwandelt. ja, das soll es alles geben.
große lyrik ist es vielleicht nicht, aber zum schieflachen ist es allemal. oder ist es dann doch große lyrik? das trau ich mich nicht zu beurteilen. MIR gefällts.

lg mitis
 

Franzi

Mitglied
Ich finde es sehr bedeutungsschwanger ... an diesem Gedicht zeigt sich mal wieder, dass die Verflechtungen und Verknüpfungen, die Querverstrebungen (die Tangenten gleichermaßen) zwischen Autor und seinem Lyri nicht komplett losgelöst von der Auktorialvita in ihrer gänzlichen Tiefe und Komplexität zu erkennen sind, dass wir sozusagen noch - je nach Alter des Autors - ca. zehn bis achzig Jahre warten müssen, bis wir posthum aus seinem reichen Erfahrungsschatz mittels biographischer Details schöpfen können ... :D
LG, Franzi
 
T

Thys

Gast
:eek: Oh, hätte ich das nur gewusst. Nun habe ich mich wieder als Banause geoutet. Thys, Du Dummer. Solltest auch nicht immer so einfach drauf losplappern. Demnächst werde ich mich auch noch erkundigen, ob der hauseigene Schäferhund nun popeligen Pansen frisst oder Caesar zu verspeisen pflegt.
Vielleicht rezitiert der Papagei ja sogar Die Glocke von Schiller. All das habe ich nicht bedacht.... aber schnell schnell schnell in mein Merkheftchen eingetragen.
 

Franzi

Mitglied
Ja, Thys, aber solange der Autor noch lebt, wird es Niemanden interessieren, ob der hauseigene Schäferhund Pansen frisst oder heimlich kleine ... na, ich wills jetzt nicht weiterdenken ...
Der Autor muss erst zu Grabe getragen werden und als ätherisches Rauchwerk der Urne entströmen, dann wird sich die Masse dafür interessieren, wie Schmetterlinge zu Eichhörnchen mutieren ...
 
T

Thys

Gast
Ach shit... auch daran hab ich schon wieder nicht gedacht. Ich glaub ich geh noch mal pennen. Heute krieg ich gar nichts auf die Reihe :)
 
T

Thys

Gast
So, Franzi, dann haben wir beide wohl gegenseitig die jeweils kritische Masse erreicht, so dass es hier sozusagen zu einer Doppelgestirnkonstellation der Dummheit gekommen ist. Diese wird sich nun auf lange Zeiten in friedlicher Koexistenz umkreisen, bis sie dann in ferner ferner Zukunft ihr jähes und tragisches Ende in einer unausweichlichen Nova oder Supernova findet. Das ist Stoff für einen Klassiker. Das find ich schön :)
 

Franzi

Mitglied
Thys, du machst mir Angst ... :eek:
Ich bin sooo müde, dass ich von all deine extraplanetarischen Konstellationen heute morgen nichts verstehe ...
 
T

Thys

Gast
hahahahaha Angst? Wieso denn das? Ist nix schlimmes. Ein bisschen verbogene und versponnenen Astro-Physik vielleicht.
Außerdem... Angsthasen haben in der Lupe nix zu suchen. Und wenn doch, dann werden sie geschlachtet und mit vielen leckeren Zutaten in die Pfanne gehauen. Geht doch nix über einen guten Hasenbraten.
 
H

Heidrun D.

Gast
Franzi & Thys,

soll ich nun Blumen streuen oder doch besser den hasenorientierten Artenschutz benachrichtigen?

Fragt sich
- grübelnd -
Heidrun D.

Auf jeden Fall sind eure Kommentare sehr kurzweilig und toppen die Aussagekraft des Gedichts! Das sollte den Kohlibri aber nicht verdrießen - däs wird schoo!

Liebe Grüße
 
T

Thys

Gast
Heidrun,
wir diskutieren das grad noch aus. Ich hoffe, wir kommen zu einem Ergebnis. Bin mir eigentlich sicher. Franzi scheint wohl jetzt Schlaf nachzuholen. Somit muss dies Klärung etwas verschoben werden.
 

Franzi

Mitglied
nein, Thys, mit deinem direkten Zaunpfahlwink, lieber freiwillig die Lupe zu verlassen (warum eigentlich?), hast du mich jetzt ganz schön ins Grübeln gebracht ... du warst schon mal hilfreicher ... Irgendetwas sitzt dir quer heute morgen, ich kann nur spekulieren, was es ist ...
Auch für dich werden sich die Gestirne wieder in die passende Umlaufbahn bringen, selbst wenn mein Fünkchen (Sternchen wäre maßlos übertrieben) schon längst in den Weiten des Universums verglüht sein wird oder per ferngesteuerter Astro-Explosion zwangsweise gesprengt, da sei mal gewiss ... es gab ein Leben vor der Lupe, und sicher wirds auch eines danach geben ...
Nur, warum willst du mich eigentlich auf einmal rausschmeißen? Hast du dazu die Befugnis?
Franzi
 



 
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