Blitzableiter

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Label

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Ich fühle mich leer. Und weil ich mich so fühle, versuche ich diesem Zustand auf die Schliche zukommen.
Bin ich etwa ungefüllt? So einfach hohl? Das Wörtchen hohl lässt mich erschaudern, wer ist schon gerne hohl! Bedenklich betrachte ich die Liste mit Hohlköpfen, hohlen Früchten, hohlen Zähnen und kann nur despektierliches darin erblicken. Das muss also eine ganz andere Leere sein.

Z. B. die Leertaste, niemand würde sagen die Leertaste ist hohl, nur weil sie " Leer " ist. Sie ist die Leere schlechthin. Eine substanzielle Leere, sozusagen. Und ist nicht gerade diese Leere unabdingbar notwendig, um den Rest, die Fülle um das Loch herum, erst verständlich zu machen?
Auch wenn wir Deutsche von unseren anderssprachigen Nachbarn milde belächelt werden, wegen unserer " mega-langen " Worte, so würden selbst wir Schwierigkeiten bekommen, mit einem Wort das mehrere Seiten füllt.
Nein! Nein! Die recht gesetzte Leere gibt uns Struktur und bewahrt uns unter anderem vor fingerdeutendem Buchstabieren.
Während ich meine persönliche Leere des Langen und des Breiten vermesse (als ob ich das könnte, so ganz ohne Meßband mit staatlich anerkannter Skala) bemerke ich, dass die Leere so absolut nicht ist. Damit meine ich nicht die biologische Füllung, (Muskeln, Knochen, Blut sowie diverse Organe) die wie ich annehme, sich in mir in der üblichen Menge und Verteilung befindet, sondern die mikroskopisch nicht darstellbaren Partikel der Inspiration.

Nachdem ich somit festgestellt habe, dass die Leere keine ist, habe ich nicht die Absicht, über den Mangel an Fülle zu sinnieren.
 

Label

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dann
will ich
nach meiner Zeit
als Asche
in einem Böller
zum Himmel schnellen
mich ein letztes Mal
dehnend
im Winde wiegen
und
auf weißeWesten
rieseln
 

ENachtigall

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dann
will ich
nach meiner Zeit
als Asche
in einem Böller
zum Himmel schnellen
mich ein letztes Mal
dehnend
im Winde wiegen
und
auf weißeWesten
rieseln
Daran erinnere ich mich noch gut - das stand mal unter "Anonym". Hätte nie gedacht, dass es von Dir ist. Frag nicht, warum.

Grüße von Elke
 

Label

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Liebe Thylda

davon gehe ich aus ;)

Liebe Elke

schön dass du dich noch daran erinnerst, übriges danke für die weiße Weste, die kam von Dir


Liebe Grüße
Label
 

Label

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Ich habe es einfach mitgenommen. Vielleicht, nein – bestimmt, werde ich mich erkundigen, wem es gehört. Morgen.
Könnte ja sein, dass es tatsächlich vermisst wird. Obwohl ich es nicht glaube. Es sieht so mitgenommen aus. Habe ich auch!
Jetzt habe ich es erst einmal auf die Fensterbank mitten ins Basilikum gelegt und es schaut mich durchdringend an.
Diesen Anblick kann ich wahrscheinlich ohnehin nicht länger aushalten.
Beim Wasserrad habe ich es gefunden. Es war heute so ein warmer Tag und die stiebenden Spritzer legen sich wie ein feiner, erfrischender Film auf Einen. Deshalb bin ich hin und habe mich wohl ein wenig genüßlich gedreht, um ringsum besprüht zu werden.
Dabei muß ich mit dem Fuß dagegen gestoßen sein. Es klackerte zwischen dem Kopfsteinpflaster, stieß gegen den Brückenpfosten und hüpfte über die Steine direkt zu meinem Fuß zurück.
Eine Murmel dachte ich und hob sie auf.
Es war ein Glasauge. Blau mit leicht grünen Einsprenklungen. Fast ließ ich es erschrocken fallen. Onkel Aloys. Der hatte auch ein Glasauge .
Nicht mit so vielen Schrammen, aber die gleiche Augenfarbe.
Onkel Aloys hatte zwei Glasaugen. Das Eine hatte die gleiche Farbe wie sein Funktionierendes. Das Andere hatte auch die gleiche Farbe, aber es war im Augenweiß zusätzlich blutunterlaufen.
Das trug er selten. Ach ja, Onkel Aloys hatte schon seine Marotten. Eigentlich trug er es nur, wenn er zum Saufen ging.
Dann sagte er zur Tante, "ich gehe Freunde zählen und komme erst wieder, wenn das Eine zum Anderen passt".
 

ENachtigall

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Wiederlesen

Freut mich sehr, dass es von Dir ist! Und dass es bestätigt, dass Gedichte Gesichter haben, die wir wieder erkennen, wenn wir ihnen einmal tief in die Augen geschaut haben.

Auch der nachfolgende Beitrag gefällt mir sehr. Die Begegnung ist spannend aufgebaut. Ich lese und frage mich sofort, worum es sich handeln mag. Und dann bin ich erstaunt darüber, wie es sooooo etwas Ungewöhnliches sein kann.
Aber für die Finderin ist es das ja gar nicht. Für sie hat es schon eine Geschichte, die durch den Fund weiter geschrieben wird. Eine Familiengeschichte. Blut ist dicker als Wasser. Da macht es auch Sinn, es am Wasserrad gefunden zu haben ...
Ich lese hier gern noch weiter.

Lieben Gruß,

Elke
 

Label

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Liebe Elke

danke für deine aufbauenden Worte, gerade jetzt strahle ich wie ein Honigkuchenpferd.

mit lieben Gruß
Label
 

Label

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Das hätte ich schon längst machen sollen. Endlich ist mir eingefallen, wie ich die unreifen und wurmstichigen Äpfel sammeln kann, ohne mich für jeden einzelnen bücken zu müssen.
Eisen 9 und Pitching Wedge sind gut für die kleinen harten Äpfel und sogar für die unreifen Zwetschgen. Für die größeren Äpfel und Birnen ist es mehr das Lob Wedge.
Und falls ich nicht sauber treffe, umso besser, dann brauche ich sie nicht mehr für das Wild zu teilen.
Ich war so in meine Sammelaktion vertieft, dass ich die Trauerprozession erst zu spät sah. Da waren sie schon halb am Garten vorbei. Habe ich die Schellen überhört?
Am liebsten bin ich im Haus, wenn ein Zug vorbeikommt. Immer habe ich das Gefühl ich müßte irgendein Zeichen von mir geben, um Respekt zu erweisen. Ich weiß aber nicht was.
Männer haben es einfacher. Falls sie Hut tragen.
Hut ab und der Form ist Rechnung getragen.
Diesesmal kam ich nicht rechtzeitig weg.
Ich peilte gerade die Distanz zwischen Eimer und Apfel, als ich hochsah und geradewegs zum von seinen Ministranten eingerahmten Pfarrer. Drei auf jeder Seite und einer vorneweg mit einem großen Holzkreuz. Danach die Trauergemeinde.
Alle sahen neugierig zu mir her. Hätte ich freundlich mit dem Schläger gewunken, hätte das die unbehagliche Situation gewiss nicht verbessert.
Also stützte ich mich auf meinen Schläger auf, wartete unbeweglich bis alle vorbei waren. Ich kam mir ein bißchen so vor, als ob ich eine Truppenparade abnähme.
Augen rechts!
Irgendwie war meine Begeisterung dann gedämpft. Da kam aber schon ein Nachbar, der wohl alles von irgendeinem Schlupfwinkel aus beobachtet hatte.
Er lehnte sich auf den Zaun, lachte freundlich über das ganze Gesicht und meinte nur „gute Ernte“.
So eine freundliche Seele! Meine gute Stimmung war wieder da.
„Sie spielen wohl Golf?“ fragte er. „Ja, Apfelgolf!“ lachte ich.



manchmal
da habe ich
ein heimatloses Gefühl

als trüge der Wind
Löwenzahnsamen

so schön
so lange

durchs Leben
in den Zufall

zu lange
 

Label

Mitglied
Eigentlich wollte ich heute den Garten aufräumen, die Spielsachen und die Gartengeräte verstauen. Aber ich habe mich auf die Schaukel am Apfelbaum gesetzt und habe der Schwerkraft ein Schnippchen geschlagen. Der Ast hat geächzt, unter mir und den Äpfeln.
Es hat Äpfel geregnet, die sind mit plopp plopp im Gras gelandet und wie Billardkugeln davongerollt.
Als die ersten Äpfel fielen, hüpften die Katzen und haben sich unter dem Buchsbaum versteckt.
Ich habe mich hochgeschaukelt, den Wind in den Haaren genossen und die Heiterkeit, die durch die Geschwindigkeit entsteht. Wie kleine Blitze tauchten in mir Warnbilder auf, gebrochener Ast und Steißbein, Schmerz statt Freude.
Er riß mich mit sich, der Sog der Leichtigkeit und ich schaukelte hoch, bis zu dem Moment bei dem dem Schwung der Schwung ausgeht und die Schwerkraft noch nicht wieder zugepackt hat.
Dann gab es einen Ruck im Seil und im Wohlgefühl.
Dagegen hilft nur noch mehr Schwung, für die Jungen oder Risikobereiten. Der Schwung, der das gefährliche Unten so schnell vorbeiziehn läßt. Gleich ist man wieder oben. Schwerelos.
Und wer einem sicheren Halt traut, wagt sich auch an den Überschlag.
Bekommt man danach überhaupt noch die Beine auf den Boden, wenn sich das Seil um den Ast gewickelt hat?
Wenn ich das versucht hätte, ich hinge im Baum.
Weniger Schwung für mich.
Sonne im Gesicht, Wind im Haar und heile Knochen.
 

Thylda

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Ich hoffe, Du verfütterst nicht alle Äpfel an das Wild. Wir freuen uns nämlich schon auf Apfelkuchen und Apfelmus zu Weihnachten... :)

lg~
 

Label

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Die Schnüre der Verbundenheit
straff hieltst du sie in deiner Hand
sie gruben sich im Lauf der Zeit
tief in mein Fleisch

Die Schnüre der Verbundenheit
so lange sind sie schon gekappt
und in der Tiefe spür ich noch
Phantomschmerz schrei'n

Die Narben der Verbundenheit
vertiefte mir so manche Furcht
doch Zeit sie lindert und sie lehrt
jetzt ist es gut
 

Label

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denn als ich wiederkehrte
vor vielen und nach langen Jahren
wohlig vertraut ins Heimatland
mich kuscheln wollte
da war ich fremd

viel fremder noch
als fremd ich in der Fremde weilte
wo freundlich manches Auge blitzte
und Zähne sich beim Lächeln zeigten

hier drückt das Mißtraun und die Angst
das Auge und den Mund zum Spalt
sie murmeln höflich Hülsen
und andre schreien Blut

und jetzt, da schließ ich manchmal
beide Augen, dann bin ich
neither here nor there
 

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Ein winterlicher Morgen
Hat frostig weiß die Erde angehaucht
Und hat mit kalten Fingern
das Bunt ins Graue eingetaucht
 

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wechselhaft

Es waren Schwaden in der Luft
der warme Wind besänftigte
eiskalten Schnee
die liebe Nachbarin jedoch
bekam den Föhn
 

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Oberfläche

munter plappernd rauschen
Höflichkeiten im Dunstkreis

und doch und doch
mörsert Geröll im Wirbel
 

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Eigentlich
war ich von Natur
nicht blauäugig

auch nicht geschlagen
aber antrainiert

nun sind sie wieder grün
hoffnungsvoll
mit erheblichen Zweifeln
 

Label

Mitglied
Der Weg führt hinauf auf die Alterspyramide.
Seit einigen Jahren sehe ich mich um.
Weiter unten sehe ich einige mit langen Beinen, die die Höhen schnell zu erklimmen suchen.
Neben mir und weiter oben, einige mit Energie und Ausdauer, die nicht so keuchen und die Listigen, die sich von andren tragen lassen.
Die vielen die zum Ursprung wiederkehren in ihrem Sturz, hatten sie Zeit für einen kurzen Ausblick, oder die Augen fest auf ihren Kurs gerichtet?
Wenn ich auf meiner Höhe angekommen bin, danach werde ich nicht mit Sternen blinzeln oder Flügel rauschen lassen.
Das weiß ich schon jetzt.
Meine paar Atome mit allem zu vermischen, das wäre schön.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Wenn ich auf meiner Höhe angekommen bin, (danach) werde ich nicht mit Sternen blinzeln oder Flügel rauschen lassen.

dieses - danach - erscheint mir unnötig.

nicht vergessen...an silvester auf die spitze einer rakete setzen...wegen dem oben ankommen. guten flug und weiterhin gute aussichten wünsche ich dir.
 



 
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