Feinsliebchen aus Eisen mit Drähten aus Gold (SF-Lieder und -Gedichte)

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Bernd

Foren-Redakteur
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Monolog eines altersschwachen Kyborgs

Ich lebte seit zwei Jahren
in diesem Raume hier
und trotzte den Gefahren
durch Menschheit und Getier.

Ich trotzte allen Flöhen
und trotzte allen Fraun,
bis in die höchsten Höhen
konnt ich auf alles schaun.

Konnt alles rings erblicken,
konnt alles ringsum sehn,
nie wird es einem glücken,
mein Schaltbild zu verstehn.

Nun bin ich alt geworden,
mein Pult hat einen Sprung,
in Süd-, Ost-, West- und Norden
gibt's keine Sicherung.

Die Kupferdrähte flattern
und die Kontakte glühn -
doch bin ich noch sehr munter
und lasse Funken sprühn.

Und ich werde euch alle,
ihr könnt mich mal, was weiß ich,
mit eurer Arteriosklerose, o weh,
wie brummt mir der Trafo,

ach - geht doch weg, ich
will meine Ruhe.
 

flammarion

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herrlich,

sogar n altersschwachen robi bekommst du lebensecht hin. der anfang wie ein jugendlicher übermut und der schluß wie zahnschmerzen. köstlich. ganz lieb grüßt
 

Bernd

Foren-Redakteur
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Alle die Neutronen toben
hin durch meine Moleküle,
ein Ion wird abgehoben,
wovon ich nichts spüre, fühle.

Ein Defekt im Chromosom
führt zu völlig neuen Arten
Zellen, die es kaum erwarten
können, neu ist ein Atom.

Diese neuen Zellen aber
bilden keinen Homo faber
sondern eine Nekrosphäre
und zerfallen in das Leere.

Wenn das Eiweiß dann zergeht,
bleiben übrig nur die Knochen,
was die Automaten rochen,
das verschweige ich diskret.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Kyborgs Blues

Ich blicke niemals auf diesen Bildschirm mehr,
ich blicke niemals auf diesen Bildschirm mehr,
er ist schon seit über hundert Stunden leer.

Ich drücke niemals auf diese Taste mehr,
ich drücke niemals auf diese Taste mehr,
ich fühle meine Hand, fünfhundert Kilo schwer.

Ich drehe niemals meine Antenne mehr,
nein, ich drehe niemals meine Antenne mehr,
ein Zahnrad liegt in all meinen Getrieben quer.

Ich lande niemals auf dieser Erde mehr,
ich lande niemals auf dieser Erde mehr,
sie ist schon seit über hundert Stunden leer.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Begreife, wozu hast du den Verstand,
du hast zum Greifen Finger an der Hand,
du bist uns allen, nur nicht dir bekannt.

Nimm deine leeren Finger von der Wand,
mal nicht verrückte Muster in den Sand,
geh heim und warte draußen vor der Tür,
verzichte auf das Eis und deine Kür.

Sieh, deine Freundin, sie ging fort von dir,
geh gleichfalls, oder, oder bleib noch hier,
verwandle dich, und zügle deine Gier.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Fiele mal ein Kyborg nieder,
auf die Erde, wie Antäus
spränge frischgeladen wieder
rasch der Kyborg auf die Beine
und betrachtete dann seine
beiden wohlgeformten Waden
und die beiden blauen Zehen...
 

Bernd

Foren-Redakteur
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Pessimismus

Dein irres Lachen, es zerfällt.
nun nenne deinen Namen,
eine Muschel birst
unter den Tritten eines Känguruhs.
50 wertlose Fischarten sind heute morgen ausgestorben,
niemand kennt ihre Namen.
Wertlose... Stinte

Die rote Sonne scheint träge auf unser Jahrtausend
und verzweifelte Eloi
wälzen sich hungrig über die Betonwiese.
Da ist ein Haufen Futter.
Da sind wir alle froh.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Liebe Flammarion,

der Kyborg, der besagtes Gedicht geschrieben hat, hatte gerade lange Zeit erhebliche Probleme hinter sich, mit sich und der Umwelt klarzukommen.

In diesem Gedicht hat er eine postexpressionistich-neuralistische Phase erreicht.

Freundliche Grüße

Pof. Em. DPh. Lab Sal,
Fomalhaut
 

Bernd

Foren-Redakteur
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UFO in der Stube

UFO in der Stube,
deine Düse brach,
deine Düse brach,
armes UFO, bist nun krank,
daß du nicht mehr fliegen kannst,
bist kaputt,
bist kaputt,
kannst nicht zur Galaxis fort.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Anmerkung zur 3. Auflage:
Eine nochmalige gründliche Revision der wissenschaftlichen Arbeit Siegmar Erkners zeigte, daß selbiger zwar sehr gründlich vorging, leider aber auf Grund des unzureichenden Entwicklungsstandes seiner Zeit einige Schlüsselwörter falsch gedeutet hat, wodurch es geschehen konnte, daß die offensichtlichen Spuren einer Expedition vom Sirius, die vor vielen Jahrhunderten während der letzten Eiszeit auf der Erde landete, verwischt und vergessen wurden.
Insbesondere in den Texten 22/5, 21, 14a,20, 39b und allen anderen traten Fehler auf.

Dessenungeachtet wurden die Verdienste Siegmar Erkners gebührend gewürdigt, indem Stadtteile von Berlin und Karl-Marx-Stadt (so hieß bekanntlich Chemnitz) nach ihm benannt wurden.
Heute nun erscheint erstmalig der revidierte, korrigierte und mit Anmerkungen versehene Text in einer Übersetzung unseres Computermodells der 765. Generation DELTA MINUS.
Damit machen wir der Öffentlichkeit Werke zugänglich, denen gegenüber alle Spekulationen über die Terasse von Baalbek sowie die Geheimnisse der Statuen auf den Osterinseln verblassen.

Es ist mittels neuer Übersetzungen gelungen, nachzuweisen, daß die alten Volkslieder Ursprünge im Besuch der obengenannten Expedition haben.
Besonderes Verdienst erwarb sich DELTA MINUS durch die Herausgabe der Texte in deutscher Sprache.
Das vorige Gedicht erhielt in der Übertragung durch den Ssssupercomputer LINGUS II folgende Version:


Ein UFO

Ein UFO landete bei Nacht,
dabei hat es sehr laut gekracht,
die linke Düse ist zerbrochen,
es hat nach Schwefeldunst gerochen.

Die Überreste sind nun Schrott,
ihr wißt, ein UFO ist kein Gott.


Auf zwei Mammuthaaren aus der Steinzeit fand man eingraviert die folgenden Texte:

1. Auf dem Affenplaneten

Auf dem Affenplaneten,
da fühlen die Affen sich wohl,
sie leben in Dschungelstädten
von Bonbons und Alkohol.

Da landeten zwei Raketen,
da stiegen zwei Menschen heraus,
die beiden, die hießen Müller,
sie kehrten als Affen nach Haus.

Die beiden, sie fotografierten
Bewohner tagein und tagaus,
die Bilder, sie zeigeten deutlich,
die sahen wie Menschen aus.


2.
Milchstraßenblues

Ich möchte gern / mein Mädchen wiedersehn.
Ja, ich möchte gern / mein Mädchen wiedersehn.
sie lief über die Milchstaße weg, / ich aber blieb
hier stehn.

Das Haar der Berenike / strahlt nicht so schön, wie ihrs.
Ja: Das Haar der Berenike / strahlt nicht so schön, wie ihrs.
Sie ist im All die Schönste, schau hin, dann glaubst du mirs.

Ich fliege nun seit Jahren / ihr nach, der Weg ist weit.
Hört nur, ich fliege nun seit Jahren /
ihr nach, der Weg ist weit.
Ich sah schon viele Sonnen, die Schönste hat nie Zeit.

Das ist der Milchstraßenblues, traurig klingt das Lied,
Das ist der Milchstraßenblues, ewig das alte Lied,
wir laufen auf Parallelen, die finden keinen Schnitt.
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
aha,

postexneurea. na, dann ist es kein wunder. schöne grüße zum fomalhaut. der stern, auf dem ich gerade urlaub mache, heißt alpha centauri. ganz lieb grüßt
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ein Auge ist herausgeschraubt,
und meine beiden Ohren,
die liegen, was mir keiner glaubt,
in einem Topf und schmoren.

Ich möchte selber hörn und sehn:
Was fühlen die Rouladen,
wenn man sie brät, auf Stufe Zehn,
und was geschieht dem Faden?

Dem Faden, der das Fleisch umschlingt,
dem Faden aller Fäden?
Wie er da schmurgelt, schmort und schwingt,
er schweigt, anstatt zu reden.

Und auch die halbe Gurke schweigt,
das Zwiebelstück, die Möhre,
die Hitze aber steigt und steigt,
ich schmecke, sehe, höre!
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
ja,

recht haste - ich muß mal wieder rouladen schmoren. würde dich ja gerne dazu einladen, aber wir sind wohl wie königskinder - sie konnten zusammen nicht kommen . . . ganz lieb grüßt
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Kompaktanlage

Ich stund da draußen auf dem Feld
auf einem Bein
und drehte mich gar inniglich
im Sonnenschein.

Da kam heraus aus tiefem Wald
des Försters Sohn,
er sah mich an, ich drehte mich,
da kam er schon.

Er hub mich aus dem Feld heraus
mit aller Kraft
und hat mich alsogleich nach Haus
zu sich geschafft.

Nun sung ich ihm gar manches Lied
und ein Sonett,
da nahm er mich bei Abendrot
mit in sein Bett.

Er drückte hier und drückte da
den Knopf hinein
und steckte in den schmalen Schlitz
ne Scheibe ein.

Ich sang, ich hätte nie gedacht
dass ich das kann -
und warf ein Bild an seine Wand
o mann-o-mann.

Er blickt nun nie im leben mehr
zu andren hin.
Ich gebe ihm die Illussion,
er wäre drin.

Er wäre drin in diesem Spiel,
das süchtig macht,
bis er dann durch den Hungertod
verscheidet sacht.
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
ei, ei,

dann liebst du ihn wohl zu tode, was? naja, das machen nicht nur roboter, die habens von den menschen gelernt. wieder eine sehr schöne fortsetzung meines lieblingsgedichtes. ganz lieb grüßt
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Kam mal ein Photonenstrahl

Kam mal ein Photonenstrahl
von der Milchstraße ins Tal,
traf bei Nacht den Apfelbaum,
und die Blühte blühte kaum,
Apfel-, Apfel-, Apfel-Apfelbaum.

Und der Apfel wuchs und wuchs,
und ein ein Apfelspinner - flux -
bohrte mal ein Löchelein
in das Äpfelein hinein,
Äpfel-, Äpfel-, Äpfel-Äpfelein.

In der schönen Herbstzeit hing
an dem Apfel so ein Ding,
sah aus wie ein Mädelein,
und verpuppte sich gar fein,
Mädel-, Mädel-, Mädel-, Mädel-Mädelein.

Sieht jetzt wie ein Alien aus,
Kulleraugen schauen raus,
und da fliegt die ganze Nacht
was der Strahl hat mitgebracht,
Alien-, Alien-, Alien-Alien-klein.
 



 
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