Kurzfassungen

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Minne und Liebe

Minne sagt' man zu Walthers Zeit
und heute ist es Liebe.
Nun hört mal zu, ihr lieben Leut’,
es sind die gleichen Triebe.
Heut liebt man selten unter Linden
Man hat 'ne Wohnung, schon ganz jung.
Dort wird man sich zusammenfinden
und kommt auch hier ganz schön in Schwung.
Got geb eu ainen gueten morgen,
wenn ihr euch beide heiß geliebt.
Vertreibe euch die größten Sorgen,
dass es für euch nur Gutes gibt.
Ichn weiz, waz ich geredet hân.
Ich war ja wie betäubt.
Du bist für mich der erste Mann,
der sich nicht hat gesträubt.

von danne enkam er aber nie
unz er ze naht ze tische gie
 

Vera-Lena

Mitglied
Walther von der Vogelweide II

Auch im alten Mittelalter
gab es immer schon den Walther
und er hatte auch ein Lehen,
um darauf ganz fest zu stehen.

Vögel sangen Tandradei
ganzjährlich, nicht nur im Mai,
ganz genau, wie er es tat,
säte seine Minnesaat

für die hehre Frouwe aus,
gern gesehn im Herrscherhaus.
Ja,er war ein Liedermacher,
seine Texte waren Kracher

damals im zwölften Jahrhundert.
Doch bis heute wird bewundert
er ob seiner hohen Kunst,
steht bei aller Welt in Gunst.
 
Der Walther v.d.V.

Ein Bild, das kann ich sehr gut leiden
von Walther von der Vogelweiden.
Er sitzt darauf auf einem Stein.
Er wird wohl in Gedanken sein.
Stützt auf sein Knie den Ellenbogen.
Schaut selber hin, ist nicht gelogen.
Er stützt mit einer Hand das Kinn,
denkt nach wohl über Lebenssinn.
Und in der Nähe von dem Ohr,
da kommt ein kleiner Vogel vor.

Als Kind fand ich's im Lesebuch,
versucht' zu lesen seinen Spruch:

Ich saz ûf eime steine,
dô dahte ich bein mit beine,
dar ûf satzt ich mîn ellenbogen;
ich hete in mîne hant gesmogen
daz kinne und ein mîn wange.
dô dâhte ich mir vil ange,
wie man zer werlte solte leben.
 

Vera-Lena

Mitglied
Ja, liebe Marie-Luise,

das habe ich natürlich auch noch auswendig gelernt und das Bild besitze ich auch.

Er dachte lange darüber nach, wie man in der Welt leben könnte. Das ist ja auch wirklich mehr als einen Gedanken wert. Und damals war Vieles viel schwieriger als heute. Die Menschen starben im Alter von cirka 44 Jahren, das war der Durchschnittswert. Es gab Leibeigene, hohe Abgaben an den Lehnsherren, furchtbare damals noch unheilbare Krankheiten und all die anderen völlig unnötigen Schrecken wie Hexenverfolgung usw.

Aber dann gab es auch immer schon Herrscher, die bemüht waren, ein kulturelles Erbe zu erhalten und die ihre gegabten Zeitgenossen zu schätzem wussten und sie zu sich an ihre Höfe einluden.

Auch die Klöster trugen mit dazu bei, ein kulturelles Gut zu erschaffen.

Und so können wir tumben Deutschen dann doch auf alles Mögliche zurückgreifen, die mittelalterliche Musik mit ihrem speziellem Instrumentarium soll ebenfalls nicht unerwähnt bleiben, Architektur und Malerei genauso.

Dem Menschen war es immer schon ein Bedürfnis, wenn er für Schönheit empfänglich war und sich daran begeisterte, anderen auf irgendeine Weise davon eine Mitteilung zu machen.

Und so könnten auch wir uns überlegen, wie man in der Welt leben sollte unter unseren heutigen Bedingungen, mit der Angst vor Überbevölkerung, vor Umweltschäden, vor Arbeitslosigkeit vor gegenseitigem Ausgelöschtwerden macher Bevölkerungsgruppen in einigen Teilen der Welt.

Eigentlich könnte einem schlicht und einfach das Herz brechen.

Aber so soll es nicht sein, dass wir uns mit Gejammer aus der Verantwortung verabschieden. Jede Generatiom bekommt (oder hat sich aufgeladen) ihre Sorte von Problemen, nicht um darüber hinwegzusehen, sondern um sie zu lösen mit Herz, Verstand und Willenskraft. Und da wir weltweit miteinander kommunizieren können, haben wir auch weltweit die Möglichkeit, an Lösungen mit zu arbeiten und zusammen zu arbeiten. "Yes, we can".

Und der heutige Literat, Musiker, Künstler jeder Couleur spiegelt diese seine Zeit und liefert seinen Beitrag, jeder auf seine Weise. Der eine liefert Humor ab, der andere schildert das Grauen, der dritte hält den Alltag fest, wie auch immer, jedes hat seine Berechtigung.


Liebe Marie-Luise,

ich hatte nicht die Absicht, Dir einen Vortag zu halten. Mir ist einfach das Herz übergelaufen, und alles was hier steht, richtet sich ja an jeden Leser.

Danke für Dein Gedicht und das Zitat, das mich dermaßen angeregt hat! :)

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Im Wald und auf der Heide....

Im Wald und auf der Heide,
da hat ich meine Bleibe
als froher Wandersmann.
Ich sah gern Fuchs und Hasen
und stieß fast mit der Nasen
an Rehleins Hörnchen an.

Der Wald ist nur noch kärglich
entschwindet fast unmerklich
aus unsrer Lebenszeit.
Die Schäfchen auf der Weide
sind wen'ge nur, zur Heide
der Weg ist meilenweit.

Ich liebte stets das Grüne
als Frühjahrs-Sommer-Bühne,
die Quelle auch im Tal.
Nun gibt es außer Mäusen
und einigen Blattläusen
ein Regenwürmlein schmal.
 
Oh Heideröslein? Nein, oh Trampeltierchen

Durch die helle Wüste ging ein Trampeltier, noch grün.
und ein Beduine sieht es stolz des Weges ziehn.
rannte hinterher und hielt es fest an seinem Schwanz.
und das junge Trampeltier, das machte einen Tanz

Oh Trampeltierchen, nimm dich in Acht,
oh Trampeltierchen, was der Beduine macht.
er will dich fangen, hält dich am Schwanze fest.
Der Beduine jetzt nicht mehr los dich lässt.

Trampeltier, das hörte nicht und blieb nun einfach stehn
und der Beduine, der fand das wunderschön.
Als die Wüste dunkel wurde, nämlich in der Nacht.
da hat dann unser Trampeltier ihn zu seinem Herrn gemacht.

Oh Trampeltierchen, nimm dich in Acht,
oh Trampeltierchen was der Beduine macht.
er will dich fangen, hält dich am Schwanze fest.
Der Beduine jetzt nicht mehr los dich lässt.

Das Trampeltier, das fand das sogar ganz fein
Und der Beduine stieg zwischen Höckern ein.
So ritt er schnellstens mit dem Trampeltier nun fort.
hin zu einer Oase, der Wüste besten Ort.

Oh Trampeltierchen, nimm dich in Acht,
oh Trampeltierchen was der Beduine macht.
er will dich fangen, hält dich am Schwanze fest.
Der Beduine jetzt nicht mehr los dich lässt.
 

Vera-Lena

Mitglied
Die Bescheidenheit

Das Kamel ist sehr bescheiden,
Lasten trägt es zwischen beiden
Höckern und die Menschen auch,
wiegt sich durch den Sand. Gebrauch
macht es selten nur von Nahrung,
denn es weiß aus der Erfahrung,
ist der Weg auch noch so weit,
es hält durch per Sparsamkeit.
Sein Begehren ist sehr klein,
seine Seele zart und fein,
dass sie sich fast selbst verlör,
drum passt's durch ein Nadelöhr.

Matthäus 19, 16-24
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Marie-Luise,

Dein Lied über das Trampeltier ist allerliebst. Ja, so kommt es oft, dass man Befürchtungen hegt für jemand anderen, aber derselbe findet alles gar nicht so schlimm, wie man selbst.

Liebe Grüße gar nicht aus der Wüste sonder eher aus Regenland ;)

Vera-Lena
 
Hallo Vera Lena,
wie oft hat man den Satz vom Kamel und dem Nadelöhr schon angewandt. Du hast das jetzt in Gedichtform gebracht.
Finde ich klasse.
Wenn man von Kamelen träumt, hat es folgende Bedeutungen.
(Leider nicht gereimt).
Viele Grüße
Marie-Luise

Träume werden oft so gedeutet (europ.)
Siehst du im Traum Karawanen ziehn
wirst du Unterstützung erfahren oder wider Erwarten von einer Krankheit genesen.

Besitzest du selbst ein Kamel,
kannst du auf ertragreiche Unternehmen hoffen.

Siehst du im Traume mit Lasten beladene Kamele
wirst du nach großer Anstrengung belohnt werden.

Und wenn du im Traum nur Kamelhaare siehst, geraten Geschäfte ins Stocken.

Erscheint dir im Traume ein lilafarbenes, zeigst du starke Unterwürfigkeit.

Kaufst du ein Kamel, wirst du Reichtum und Lebenskraft durch
außergewöhnliche Umstände gewinnen

und sitzt du selbst auf dem Kamel, bürdest du seine eigenen Pflichten einem
anderen auf.
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Marie-Luise,

danke für die interssanten Traumdeutungen!

Ich habe einmal in einem Schaufenster ein sehr schön lebensecht gemachtes Dromedar gesehen, das um über die Hälfte des Preises herabgesetzt war. Es hat mir soooooooo gut gefallen, dass ich nicht widerstehen konnte.

Nach Deiner Traumdeutung bin ich also ein Kamelbesitzer, es heißt übrigens Suzah, und müsste demzufolge auf ertragreiche Unternehmen hoffen können, was ich auch gerne tun will. Hoffen kann man ja immer.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Pendant

Brentano

Wie so leis die Blätter wehn
In dem lieben,stillen Hain!
Sonne will schon schlafen gehn,
Läßt ihr goldnes Hemdelein
Sinken auf den grünen Rasen,
Wo die schlanken Hirsche grasen
In dem roten Abendschein.
usw.



Vera-Lena

Sonne hat sich ausgezogen
neigt sich schon zur süßen Ruh,
Vöglein ist ins Nest geflogen,
waldwärts wandeln, ich und du
Ce O zwei weht uns auch hier,
Autos hört man, kein Getier,
über uns die Funkelsterne.
usw.
 

Vera-Lena

Mitglied
Vera-Lena (Überarbeitung wegen des falschen Reimes in der siebenten Zeile.


Sonne hat sich ausgezogen,
neigt sich schon zur süßen Ruh,
Vöglein sind ins Nest geflogen,
waldwärts wandeln ich und du.
Ce O zwei weht uns auch hier,
Autos hört man, kein Getier.
Sternlein funkeln blass uns zu.
usw.
 
Eine Art Abendständchen (brentanoisch)

Vöglein hören auf zu singen,
Blümelein die Augen schließen.
Rehlein schlafen, nicht mehr springen.
Lass und diese Nacht genießen.

Ach, mein Liebster, mein Verlangen
ist so groß und ist so süß.
Lass mich dich so ganz umfangen.
Deine Liebe zu mir fließ.
 

Vera-Lena

Mitglied
Ja, wirklich, Marie-Luise, man merkt, dass wir der Romantik doch sehr nahe stehen, denn Dein Text wirkt weder kitschig noch komisch, obgleich kein Mensch heute mehr ernsthaft so schreiben würde. Wir haben diese Art Lyrik eben ins Herz geschlossen.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Frei nach Heine

Stammbuchvers

Du bist fürwahr, mein schönes Kind
so lieblich wie die Kinder sind,
doch schießt Du auf zu wahrer Größe,
entdeckst du plötzlich meine Blöße,
du schmeißt mich von dem Podium,
hältst mich für feige und für dumm.

So hat bei stetiger Erkenntnis
es seine eigene Bewendnis:
die Welt verliert den schönen Schein,
kann länger nicht umgoldet sein.
Drum mach dir's einfach, sei nicht dumm,
erbau dir selbst ein Podium.
 
Auch ein bisschen dem Heine abgeguckt

Zarte Liebe.

Das schönste Kind in unserm Städtchen
mit blauen Äuglein, hell und klar,
bist du mein süßes, kleines Mädchen.
Das wirst du bleiben immerdar.

Heut ist ein schöner Sommertag,
wir beide gehen Hand in Hand.
Ich sage leis, dass ich dich mag
am weiten, weißen Nordseestrand.

Ja du, mein Liebchen, sollst es wissen,
dass ich dich mag, nur dich allein.
Möcht Augen, Mund und Wangen küssen.
Ich zög're, denn du bist so rein.
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Marie-Luise,

ja ich kann den Text auswendig, auf den Du Dich beziehst:

"Du bist wie eine Blume.....

Das macht einfach Spaß, sich in einen der früheren Autoren hinein zu denken, ohne sie allzu sehr zu verrenken und immer mit der tiefen Vererhrung für dieselben.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 
Heine

Liebe Vera Lena,
''Du bist wie eine Blume'' habe ich erst jetzt ergoogled.
Meine Erinnerung war ''Mädchen mit dem roten Mündchen''

Ich habe es sehr verändert, doch mich an Heines Stil gehalten.

Ich liebe Heine, schon seit meiner Kindheit.

Viele liebe Grüße
Marie-Luise
 

Vera-Lena

Mitglied
Vielleicht können wir hier ja mal ein Posiealbum eröffnen.

Also in meinem Poesiealbum steht beispielsweise:

Sei stets der Eltern Freude,
beglücke sie durch Fleiß,
dann erntest du im Alter
dafür den schönsten Preis.


Jetzt meine Version

Willst die Eltern du beglücken,
musst du dich nach Pilzen bücken.
Trag den Rucksack auf dem Rücken,
sollte Dich die Last auch drücken.
Hilf auch fleißig beim Sortieren,
und beim Braten und Frittieren,
iß die Suppe ohne Murren,
unterdrück das Magenknurren,
hast du alles gut zerkaut
und die Pilze gut verdaut,
dann winkt dir in hohem Alter
nicht zu früh der Grabgestalter.
 



 
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