Kurzfassungen

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Aus dem Poesie-Album

Ein Lehrer schrieb ins Buch mir ein
''Mädel werde Sonnenschein.''
Ein andrer schrieb, ich will's hier sagen,
''Lern du zu leiden, ohne Klagen.''
Nach diesen Worten sollt ich leben?
Den Menschen Sonnenschein nur geben?
Von meinen Schmerzen nie erzählen?
Und lieber nur allein mich quälen?
O nein, das ging nun wirklich nicht,
nur stets ein fröhliches Gesicht.
Über Sorgen muss man sprechen,
die Psyche würde sich sonst rächen.
Man würde vielleicht ernsthaft krank.
Ich lebe nicht so, Gott sei Dank.
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Sage nie: das kann ich nicht!
Alles kannst du, wills die Pflicht.
Alles kannst du, wills die Liebe.
Darum dich im Schwersten übe!
Schweres fordert Lieb' und Pflicht.
Sage nie: das kann ich nicht!


aktuelle Version

Du bist von Hause aus recht faul,
bewegungsarm und großes Maul,
kennzeichnet dich und dein Verhalten.
Bist einer von den Missgestalten
die weder Lieb' noch Pflichten kennen,
den ganzen Tag im Bett verpennen.
Wenn andre sich ums Leben kümmern,
liegt deine Welt schon jetzt in Trümmern.
Das wird sie wohl auf lange Sicht.
Dein Lieblingssatz: Das kann ich nicht! :mad:

LG Sta.tor
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Marie-Luise,

Recht hast Du! Es ist schon eigenartig, was man da für Sätze in so einem Album findet als Unterstützung für den gesamten Lebensweg.

Vielleicht können wir noch ein bisschen damit weitermachen. Ich finde das recht unterhaltsam.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Sta.tor,

mit diesem Text wirst Du Dich ja wohl nicht selbstgemeint haben, ansonsten müsste ich heftig widersprechen. Erstens kannst Du eine Menge und zweitens brauche ich nur an den "Forenwahnsinn" in drei Teilen zudenken, dann weiß ich wieviel Fleiß Du zur Verfügung hast.

Es freut mich, dass Du Dich hier beteiligst und ich hoffe natürlich auf mehr.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 
H

Heidrun D.

Gast
Och,
ins Poesiealbum möchte ich auch was eintragen:

Achte auf deine Gedanken,
aus ihnen bereitest du Worte,
Lausche auf das, was du aussprichst,
wird Handlung, bereits schon vor Orte.
Taten erschaffen Gewohnheit,
woraus sich dein Wesen wird formen,
Achte auf deinen Charakter,
denn der wird zum Schicksal verhornen.


(Frei nach dem Talmud)

P.S.: Ich finde es auch super, dass wir hier mehrere Spielwiesen haben ... ;)
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Heidrun,

dieser Text ist traumhaft. Jedes Wort ist wahr und man kann ihn beim besten Willen nicht verballhornen.

Ich weiß, Du hast keine Zeit. Die Tapete möchte an die Wand geschmissen werden. Wo sind denn nur Deine Hauskobolde? Die sind doch meines Wissens teilweise von Köln nach Hessen gezogen, weil sie den Heinzelmännchen nicht einzig und allein den Ruhm überlassen wollten.(Oh, traurige Flucht der Kölner Heinzelmännchen, man beweint sie bis heute!)

Na jedenfalls, wenn Du wieder Zeit hast, würde ich mich sehr über einen verballhornten Poesiealbumtext auch von Dir freuen. :)

Weiterhin gutes Gelingen und liebe Grüße!
Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Die echte Version

Zwei Wörtchen öffnen dir jede Tür
sie heißen: Ich bitt und ich danke.


Die neue Version

Zeig dich doch du Haustürschlüssel,
bitte, bitte nur ein bissel.
Hast du mir dann zugeblinkt
dir mein heißer Dank auch winkt.

Lass mich doch nicht draußen stehn,
Mond will ja schon untergehn
und mein Bettchen weich und lind
wartet auf mich braves Kind.

Ulli traf ich in der Kneipe.
Ach, er war schon wieder Pleite.
Das, was ich ihm dann geborgt,
hat im Bier er drauf entsorgt.

Hicks! Wo bist Du Schlossaufmacher?
Wühle, wühle, ich werd wacher.
Ach, da ist er Gott sei Dank!
Wie er funkelt blink und blank!

Doch er will ins Schloss nicht passen.
Muss ich ihn dafür jetzt hassen?
Warum zittern mir die Hände,
oh, ich glaub', es geht zu Ende
und ich sterbe einsam hier
wegen der verschlossnen Tür.

Biiittte, biittte, dddanke, ddanke!
Wer eröffnet diese Schranke?
Oh, mein Nachbar Schulzefein
lädt mich in sein Häuschen ein.

NNein, NNNein,NNein, ich bin besoffen,
du kannst nichts von mir erhoffen!
Da schließt er mein Häuschen auf.
DDDanke,DDDanke! Trink eins drauf!
 
Im Poesie-Album steht

Den heutigen Datum weiß ich nicht.
Ich glaub', er heißt Vergissmeinnicht.


Dafür, was du da geschrieben,
werd ich dich wohl immer lieben.
Damals war ich sehr empört,
denn der Fehler hat gestört.
Heute wird mir endlich klar,
wie schön doch unsre Kindheit war.
Schon damals warst du drauf versessen,
ich soll niemals dich vergessen.
 
H

Heidrun D.

Gast
Frühes Leid ;)

„Ich bin dein Bruder, will`s immer sein
und dich beschützen, mein Schwesterlein!“
Dies schrieb er in mein Album nieder -
(im Grunde war ich ihm zuwider),
teilte drum flugs eine Kopfnuss aus:
ich blieb den Rest des Tages zu Haus!
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Wenn Du noch eine Mutter hast
dann danke Gott und sei zufrieden!
Nicht jedem ist auf dieser Welt
dies hohe Glück beschieden.

Nun ist es dreizehn Jahre her,
dass Mutter ging, ihr Platz blieb leer.
Auch wenn das Ende absehbar,
kams viel zu früh mit fünfzig Jahr.
Versunken in des Trauers Pein,
fiel mir des Albums Sinnspruch ein.
Das kleine Buch der Poesie,
irrt sich mit seinen Worten nie.
 
Eine traurige Geschichte

Mag kommen auch,
was kommen mag;
bringt neue Bürden jeder Tag:
Wir wollen nie erlahmen.
Vorwärts in Gottes Namen!


Ich las in meinem Album heut
und dachte an vergangne Zeit,
als dies ein Mädchen schrieb mir ein,
noch fern von aller Müh' und Pein.
Als Frau hat sie's nicht mehr gedacht.
Sie hat sich leider umgebracht.
 

Vera-Lena

Mitglied
Ihr Lieben, Heidrun, Marie-Luise und Sta.tor,

das sind ja traurige Erlebnisse in Verbindung mit einem Poesiealbum. Auch mein Vater starb im Alter von 51 Jahren und ich bin froh, dass ich seine Handschrift bis heute in meinem Poesiealbum habe.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Die eigentliche Fassung

Hütet eure Blicke,
dass sie nichts berücke,
lasst sie gute Sitte spähn,
böse lasst sie übersehn.


Und heute

Ach was waren das für Zeiten,
Unschuld konnte mich begleiten,
ich erkannte kein Verhängnis,
fühlte keinerlei Bedrängnis,
Friede wohnte in der Brust,
ich war voller Lebenslust.

Doch das Blatt hat sich gewendet,
Ahnungslosigkeit beendet,
und ich weiß dass diese Welt
Schmerzliches nicht vorenthält.

Tapferkeit verlangt das Leben,
Unterscheidung auch daneben,
dass man fühlt, sich zu befassen
dieser Sach' und jen's zu lassen.

Und so geh ich zuversichtlich
durch den Dschungel undurchsichtig,
hoffe dass ich meinen Weg
finde, diesen schmalen Steg.
 
Ein Häuschen von Zucker,
von Zimmet die Tür,
ein Riegel von Bratwurst,
das wünsche ich Dir..


Was Werner da ins Album schrieb,
das war mir damals gar nicht lieb.
Ersehnte doch kein Knusperhaus.
Ich wollte in die Welt hinaus.
Wenn jemand schrieb vom großen Leben,
das konnte mir ganz viel schon geben.

Heut' les ich gern von diesem Haus,
komm aus dem Lachen gar nicht raus.
 

Vera-Lena

Mitglied
Mag auch die Spiegelung im Teich
oft uns verschwimmen:
Wisse das Bild.

(Aus: Die Sonette an Orpheus. Rilke)

Von meinem Lieblingslehrer



Bilder gleiten durch mein Leben,
ihm Erkenntnis mitzugeben
hier und dort ein Schlüssel liegt,
und das Hoffen überwiegt,
dass ich, was mir aufgegeben,
weiß zu knüpfen in mein Leben.

Bilder voller Schönheit schimmern,
hängen in den Seelenzimmern,
wo ich dankbar sie betrachte,
wenn Erinnern sie mir brachte
als ein Schmuckstein neu zurück,
Augenblicke voller Glück.
 
Feiger Gedanken
Bängliches Schwanken,
Weibisches Zagen,
Ängstliches Klagen
Wendet kein Elend,
Macht dich nicht frei.

Allen Gewalten
Zum Trutz sich erhalten,
Nimmer sich beugen,
Kräftig sich zeigen,
Rufet die Arme
Der Götter herbei!

Johann Wolfgang von Goethe


Mein Onkel schrieb mir dies ins Buch.
Vielleicht war es auch ein Versuch,
mit Großem mich zu konfrontieren,
doch konnt' ich's damals nicht kapieren.

Doch heute lieb ich ihn, den Goethe.
Verstehe ihn, ganz ohne Nöte.
Verspür beim Lesen großes Glück
und denk an Onkel Fritz zurück.
 

Vera-Lena

Mitglied
Edel sei der Mensch,
hilfreich und gut,
denn das unterscheidet ihn
von allen Wesen,
die wir kennen.


Ja da steht es von dem Goethe
und es bringt mir wahrlich Nöte,
denn wann ist der Mensch schon edel?
Ist er nicht vielmehr ein Wedel:
heute gut und morgen schlecht?
Wie wird man ihm da gerecht?

Hilfreich sei er, lieb und gut!
Wo ein andrer voller Wut
schon das Porzellan zerschlagen,
soll die Güte überragen,
was der Mensch an Schlechtigkeit
stets auch hält ganz schnell bereit.

Ja, da will ich mich bedenken,
was an Gutsein ich kann schenken
mir und dann der ganzen Welt
und ob Edelmut enthält
wirklich auch mein eignes Wesen?
Sonst wär ich ein Tier gewesen.
 
Hallo Vera Lena,
deine Interpretation des Goethe-Zitates gefällt mir sehr gut.

Ich habe nicht ganz so viel zu bieten.

Die Wahrheit zu nennen, ist Spiel
Die Wahrheit erkennen, ist viel
Die Wahrheit zu sagen, oft schwer
Die Wahrheit ertragen, noch mehr.



Ich liebe die Wahrheit
ich hasse das Lügen.
Ich liebe die Klarheit
auf Brechen und Biegen.

Doch wie uns der Spruch sagt,
ist alles nicht leicht.
Ist Wahrheit sehr schmerzhaft,
dann lügt man vielleicht.

Es ist oft auch schwer, sie still zu ertragen.
Doch sind's oft die Freunde, die sie dir stets sagen.
Ich hoff, dass ich immer die Wahrheit erkannt,
auch wenn man bewusst mir Lügen genannt.
 

Vera-Lena

Mitglied
Oh doch, liebe Marie-Luise, auch Dein Angebot zum Thema Wahrheit und Lüge anhand Goethens gefällt mir sehr gut.

Ob er eigentlich ahnt, auf welche etwas ungewöhnliche Weise, wir hier so freudig mit ihm umgehen?

Hier mal ein Zitat von: Weiß leider nicht

DAS SCHÖNSTE,
WAS EIN MENSCH
HINTERLASSEN KANN,
IST EIN LÄCHELN IM
GESICHT DERJENIGEN,
DIE AN IHN DENKEN.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 



 
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