Noch ein Vorschlag für eine Schreibaufgabe

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HerbertH

Mitglied
Hallo Stator, hallo Maren,

super!

Maren, Dein Problem mit dem Meistersonett '/nur 10' habe ich noch nicht verstanden.

Metrisch sieht das für mich OK aus.

lG

Herbert
 

MarenS

Mitglied
Hmpf, ich war bislang der Meinung ein Sonettenkranz sollte durchgängig die gleiche Silbenzahl je Zeile haben. Das war im Meistersonett 11-silbig angelegt und wechselt dann wie folgt:

Was für ein Glück, wenn Worte sich verwinden, /11
so wie man es bislang noch nie gesehen,/11
wo aus Erdachtem Handlungen entstehen,/11
die jeden Leser fesselnd an sich binden./11

So sitzt der Dichter da und plant das Große,/11
doch schreibt er nur für’s stille Kämmerlein,/10
bei Kerzenlicht und fahlem Dämmerschein./10
Sein Fazit liegt zu oft bei: Quatsch mit Soße!/11

Ihm fehlt das Feedback auf die vielen Zeilen,/11
die sein Gehirn im Lauf der Zeit geboren./11
Ein Ort, wo Gleichgesinnte gern verweilen,/11

ein Mekka für geschundene Autoren,/11
die sich mit Wortgewalt auch manchmal keilen:/11
genau das sind die Leselupenforen!/11

Das heißt, in genau zwei Zeilen beträgt die Silbenanzahl nur 10 und das finde ich schräg.
Wenn es durchgehend in den beiden Quartetten die beiden innen liegenden Zeilen beträfe, könnte ich damit eher klarkommen.

Habe ich mich halbwegs verständlich ausgedrückt?

Grüße von der Maren
 

HerbertH

Mitglied
Liebe Maren,

aus meiner Sicht ist nicht die Zahl der Silben, sondern der Hebungen wichtig. Das sind immer fünf in unserem Meistersonett. Die Silbenzahl hängt damit zusammen, ob ein männlicher oder ein weiblicher Reim vorliegt.

Wollte man die Silbenzahl ganz strikt mit einbauen, wäre eine Alternanz zwischen männlichen und weiblichen Reimen zu überlegen. Dies ist in einem Sonettenkranz aber schwierig einzuhalten. Ich schlage daher vor, dass wir das Meistersonett so lassen, wie es ist.

Was meinst Du?

lG

Herbert
 

MarenS

Mitglied
Das die Silbenzahl (gerade oder krumm) von männlichen und weiblichen Reimen oder umgekehrt abhängt ist mir schon klar. Blöd ist, das diese "Unregelmäßigkeit" jetzt die weiteren Sonette, in dem Falle Nr.5, Nr.6 und Nr.7 bindet, da ja die beiden 10-silbigen Zeilen bei Nr. 5 als letzte und bei Nr.6 als erste Zeile und letzte anzutreffen sind. Somit erscheint die 10-Silbigkeit bei 5 plötzlich im letzten Terzett 1 und 3 Zeile, bei 6 im ersten Quartett 1 und 4 Zeile und im letzten Terzett, sowie bei 7 im ersten Quartett. Natürlich könnte man hier mit dichterischer Freiheit argumentieren, ganz sauber ist es meiner Meinung nach nicht. (Ist mir beim ersten Lesen des Meistersonettes aber auch nicht aufgefallen...mea culpa!...*grinst)
da ich Stator durchaus für fähig halte würde ich ich gern aufs Äuglein drücken, dass doch fix zu ändern...*grinst noch mehr

Schlaflose Grüße von Maren
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Tut mir leid Maren, aber ich sehe überhaupt nicht wo das Problem liegen soll. Da hat die letzte Zeile eben nur zehn Silben, na und? Darauf kann man sich doch einstellen.

zB. ...
"sein Blick gefriert, die Miene wird zu Stein,
er möchte es so gern hinaus posaunen,
doch schreibt er nur für's stille Kämmerlein."

Der Wechsel zwischen 10 und 11 Silben ist doch gar kein Problem, finde ich.
Ich würde es gerne so lassen.

Viele Grüße vom Sta.tor
 

MarenS

Mitglied
Kein Problem, Stator, da nun zwei dafür sind und nur eine dagegen entscheidet ganz einfach die Demokratie. Dann werde ich das so anpassen.

Es grüßt die Maren
 

MarenS

Mitglied
Nr.5

So sitzt der Dichter da und plant das Große,
das wahre Meisterwerk soll nun entstehen,
er will die Muse mit Gewalt, nicht flehen,
will, dass sie dient, hätt‘ gern sie auf dem Schoße.

Nie diente sie, denn das hat sie nicht nötig,
erscheint nur wann sie will, nicht wenn sie sollte,
wenn ihr ein Dichter keine Achtung zollte,
dann blieb sie fern. Sie ist nicht anerbötig!

So harrt er nun, der Schreiberling des Wollens,
der Druck nur Meisterwerke zu erschaffen,
er lastet schwer. Die Muse, Bild des Schmollens,

erscheint ihm nicht, er findet sie gemein.
Er wünschte doch, dass alle ihn begaffen,
doch schreibt er nur für‘s stille Kämmerlein.

28.Februar 2010
MarenS
 

HerbertH

Mitglied
Nr.5

So sitzt der Dichter da und plant das Große,
das wahre Meisterwerk soll nun entstehen,
er will die Muse mit Gewalt, nicht flehen,
will, dass sie dient, hätt‘ gern sie auf dem Schoße.

Nie diente sie, denn das hat sie nicht nötig,
erscheint nur wann sie will, nicht wenn sie sollte,
wenn ihr ein Dichter keine Achtung zollte,
dann blieb sie fern. Sie ist nicht anerbötig!

So harrt er nun, der Schreiberling des Wollens,
der Druck nur Meisterwerke zu erschaffen,
er lastet schwer. Die Muse, Bild des Schmollens,

erscheint ihm nicht, er findet sie gemein.
Er wünschte doch, dass alle ihn begaffen,
doch schreibt er nur für‘s stille Kämmerlein.

28.Februar 2010
MarenS
:)
 

HerbertH

Mitglied
6

Doch schreibt er nur für’s stille Kämmerlein?
Er will dies Fatum lieber nicht bedenken,
dies ignorierend sich das Hirn verrenken,
und träumt davon, die Muse doch zu frein.

Er will, er muss der Welt noch Verse schenken,
es will heraus, es drängt sich aus der Brust,
kein Wort zuviel, das rechte Metrum, Lust
erfinden, Bilder schaffen, Worte lenken.

Nur Ruhe braucht er, dann wirds diesmal klappen.
Er spürt es tief im Herzen, so wirds fein
uns munden, freut sich schon auf leckre Happen.

Des Dichters Festmahl ist kein Gänseklein,
er reitet resch auf Phantasiens Rappen
bei Kerzenlicht und fahlem Dämmerschein.
 

MarenS

Mitglied
Nr.7

Bei Kerzenlicht und fahlem Dämmerschein
ergreift ihn die Erkenntnis wie im Sturme,
er sei ohne die Muse gleich dem Wurme,
der kriecht durchs Dunkle, Kalte, winzig klein.

Er drängt den Stolz zurück, hebt an zu bitten,
erklärt und findet Worte sie zu locken
und bietet ihr das Cannape zum Hocken
in seiner Näh‘ zu weilen wohl gelitten.

Und siehe da! Die Muse so gebeten,
schleicht leis‘ herbei, sie lässt sich bei ihm nieder
und sieh, die er mit Füßen schier getreten,

sie treibt ihn nun, wie Wasser treibt die Floße
wohl wissend, schmunzelnd, streckt die feinen Glieder:
Sein Fazit liegt zu oft bei Quatsch mit Soße!

28.Februar 2010
MarenS
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Nr. 8

Sein Fazit liegt zu oft bei: Quatsch mit Soße!
Da ist der Dichter mit sich selbst nicht fein.
Die Muse hört’s und macht sich wieder klein,
lässt ihn zurück inmitten seiner Chose.

Er grübelt, zweifelt, legt die Stirn in Falten,
glaubt nicht daran, dass es ihm noch gelingt
und eines Tags ein Werk zum Leser dringt.
Ihm bleibt, sein reiches Schaffen zu verwalten.

Es stapeln sich im Eck die Kurzgeschichten,
die sich ihr Schicksal dort mit Lyrik teilen.
Sie zu bewerten traut er sich mitnichten.

Besinnt er sich, so fällt ihm ein, zuweilen,
er muss auf Wichtiges schon lang verzichten:
ihm fehlt das Feedback auf die vielen Zeilen.
 

HerbertH

Mitglied
Klasse, mir gefällts! Und die "Verzweigung" bei Nr. 6 :) werden wir auch noch einbringen: Eine völlig neue Kranzform mit Verzweigungen :D

lG

Herbert
 

Rhea_Gift

Mitglied
Nr. 9

Ihm fehlt das Feedback auf die vielen Zeilen
so fleht und jammert er die Muse an
die schert sich leider keinen Deut daran
wie er auch bittet, bettelt, zu verweilen

Die Muse lacht und reicht Papiere hin
die er bechrieben - vor langer Zeit
sagt "lies nur selbst, bist du bereit?"
Er liest und staunt, versteht den Sinn:

Für sich, für Liebste hat er gedichtet
manch Herz mit Worten sich erkoren
ungefragt das Werk verrichtet

nie den Spaß daran verloren
Zeilen nicht nach Feedback schwer gewichtet
die sein Gehirn im Lauf der Zeit geboren.
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Hallo Rhea,

ich finde, wir sollten den Kranz in einem halbwegs einheitlichen Metrum verfassen und darum habe ich eine Version erarbeitet, wie Dein Beitrag besser passen könnte.


Ihm fehlt das Feedback auf die vielen Zeilen,
so fleht und jammert er die Muse an.
Die schert sich leider keinen Deut daran,
wie er auch bittet, bettelt, zu verweilen.

Die Muse lacht und reicht Papiere hin,
die er beschrieben schon vor langer Zeit,
sagt: "Lies nur selbst, bist du dazu bereit?"
Er liest und staunt, versteht hernach den Sinn:

Für sich, für Liebste hat er einst gedichtet.
Manch Herz mit schönen Worten sich erkoren
und meistens ungefragt das Werk verrichtet.

Doch hat er nie den Spaß daran verloren,
Geschichten nicht nach Feedback schwer gewichtet,
die sein Gehirn im Lauf der Zeit geboren.

Sieh es nur als Vorschlag an. ;)

Viele Grüße
Sta.tor
 

HerbertH

Mitglied
Hallo Rhea,

schön, dass Du mit eingestiegen bist. Allerdings muss ich Stator recht geben, die Metrik muss schon stimmen, und wir hatten uns auf bestimmte Kriterien dazu ja vorher verständigt, allerdings warst Du da noch nicht im Boot.

Ich schlage vor, Dein Sonett mit Stators Modifikationen als Nr. 9 in den Kranz einzubinden.

OK?

lG

Herbert
 

Rhea_Gift

Mitglied
Achso, nicht mitbekommen, dass es dazu auch noch Abmachungen gab - kann gern in der Sta.Tor Version eingebunden werden - vielen Dank für die Mühe! :)

LG, Rhea
 



 
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