Olanzapin Philosophie

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Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Gute Aphorismen schreibt man nur, wenn man Vorahnungen hat, aber nicht weiß, wenn sich in einem zerscherbten Geist der ganze Horizont spiegelt, ohne je ein Spiegel des Ganzen zu sein.

Auf halbem Weg zwischen dem Menetekel und dem Dolmetscher den Beruf eines Scharlatans und den eines Propheten ausüben.

Die Menge an unvergossenen Tränen über den Lumpenzustand Gottes!

Und ich habe ein Leben zu leben, bevor ich schlafe, ein Leben zu leben, bevor ich schlafe.

Irgendwann hört jeder zu denken auf, weil den Gedanken die Wiederholung desselben, die Paraphrase ersetzt. Es ist sogar das Schicksal mancher Menschen ab einem gewissen Alter der Kuh näher zu stehen, als der Gattung des Homo.

Einzige Wurzel der Agression: Unfreiheit, aber die Triebe, die Verzweigungen, die Explosionen der Knospen ...

Sein „Sinn des Lebens“ hatte sich von allen Ereignissen gelöst – es war nur noch eine Projektion seiner Enttäuschungen in die Zukunft, in die vage Zukunft von „irgendwann wird ...“.

Ihre Rede war so unfruchtbar, trocken, man konnte ihre Knochen klappern hören, sobald sie den Mund auftat.

Wenn Gewissenbisse zum Beißen erziehen, ist der Social Media Troll ein von seinem Gewissen zernagter, fahnenflüchtiger Engel.

Herr über ein Laster zu sein macht redselig.

Tagelang die Stirn an das Fenster pressen und auf etwas warten, aber bei all dem Warten ist dieses etwas längst zu allem geworden.

Ich glaube die Funktion des Bedauerns, des Missmuts, der Unzufriedenheit usw, ist, vielleicht nicht als Intendant, so doch als sekundäres Phänomen, die Bewahrung unsere Gedächtnisses. Erinnern heißt Geschehenes wälzen, verfälschen. Ohne den Willen unsere Vergangenheit zu gestalten, würde das Gedächtnis gestaltlos, eine blanke Fläche ohne Abrieb sein. Darum hat auch jeder eine Geschichte, die ihm nicht angemessen, zustehend ist, allen voran der Bedauernde, der Unheilbare.

Ein paar Augen, die über der Selbstvergessenheit aufgeschlagen, Nacht für Nacht den Rausch der Bedürfnislosigkeit auskosten.

Das Kissen, drauf du deine nächtlichen Gebete aushauchst, blüht von deiner Reinheit, deiner Abgelöstheit und Abgewandheit, wie das Leichentuch Jesu im Traume des Heiligen blüht.

In deinen Augen diese beruhigende Fülle an Schlaf, über alle Äonen, die Kreatur, über Gott.

Kein Unterschied zwischen dem Banalen und dem Originellen, sofern das Banale in den Abgrund schaut.

Die Heillosigkeit und dieses seltsame Getriebensein und dennoch die unerschöpfliche Emphase kennen, bei der Neuverfötung Gottes anwesend zu sein.

Kunst ist die Fähigkeit mit Sonnen zu mogeln, sie bedrängen lange Schatten zu werfen.

Wie hat er es geschafft in einem unhörbarem Vokabular, einem stummen Aphabet zu sprechen, wie das Gefühl Watte anzupacken in Worte übersetzt?​
 
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Patrick Schuler

Foren-Redakteur
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Auf das Unweinbare stoßen, bedeutet in Ruinen zu erwachen und eine Apotheose durchlaufen, deren Endzustand die Verneinung des Wortes ist.

Unsere ersten Tränen sind die erste Taufe unseres Lebens und zugleich die einzige, die zählt.

Seine Gedanken zerstreuen und auf die Verwandschaft der Parfümerie und des Leichenhauses lenken.

Vergangenheit und Zukunft entspringen unserem Bedürfnis zu bereuen.

Lieben heißt eventuell unglücklich sein.

 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
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Der Ausgang der Moderne ist der Notausgang aus den Zeitaltern der Zierde ins Begriffliche, Grobe.
Alles haben wir definiert, allem voran die Anatomie, die Gastrik und das Ganze Sudelbuch der Säfte und des Fleisches. Damit haben wir - wenn auch nur für einen Augenblick - eine gewisse Herrschaft über unser Leben gewonnen. Modern sein: das heißt nichts anderes, als mit Hoffnung zum Arzt gehen.

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Man vergisst wie es ist ein Kind zu sein und weil man vergessen hat, lässt sich die Kindheit so schön möbilieren.

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Man möchte manchmal wieder jung sein, damit man bereuen kann.

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Jedes Zeitalter hat ihr Händeklatschen und Knicksen vor einer imbezillen Utopie.

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Keine blitzartige Erhellung ohne langanhaltendes Grollen...

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Der Traum rüttelte heftig an den Gitterstäben des Schlafens, er wollte ausbrechen und der Welt einen Dichter vorstellen.

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Überzeugungen sind die Kissen schläfriger Seelen.

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Ich kann mir nur vorstellen, dass Gott erschrickt, wenn unsere Wünsche den Himmel berühren.

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Nur durchbohrte durchbohren, nur zerbrochene Seelen zerbrechen - jedes Verbrechen wird mit fremden Waffen begangen.

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Ich habe so viele Menschen getroffen, deren Bedürfnis nach Liebe - nicht deren Liebe - so fadenscheinig und falsch war, das sich die Liebe entweder einstellen oder anderweitig zum Teufel scheren soll. Wer lieben will, ist auf irgendeine Art und Weise - und sei es auf seine - krank.​
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Die Liebe ist das Schaukelpferd Gottes.

Das schon gelebte Leben schützt bestens vor dem Leben oder: die Erinnerung bewacht, bewahrt und beschützt uns und hetzt die Zukunft zurück in ihren Bau - unser aller Seelentier ist der Präterrier, wenn man so will.

Der wahre Ernst des Lebens offenbart sich erst, wenn man einen Mops hat.

Wir haben den Tod ein zweites Mal erfunden, als den "langen Schatten" der die Bestürzung am Leben zu sein - und die damit einhergehenden Fragen - verdunkelt.

Der Eine versäumt die passende Gelegenheit, dem anderen bleibt sie erspart und es ist unmöglich festzustellen, wer von den Beiden mehr zu bedauern oder zu beglückwünschen ist.

Der "Saum Gottes" wird sichtbar in jedem Versäumnis.

Nur der Standfeste fällt Urteile, die sitzen.

Ich träumte von einem aufgeschlagenem Buch, darin sich Englische und Deutsche Aphorismen sammelten. Einer - ich konnte ihn halb entziffern - handelte davon Schiffbruch zu erleiden und ich erwachte, während ich ihn las. - Der dunkle Aphorismus erlitt Schiffbruch im Ethos der Morgenröte.​
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Wenn sich alle Augeblicke, von der ersten, bis zur letzten, fernsten Zelle im Menschen sammeln und konzentrieren, werden sie bitter, dass sie den Ekel zersetzen. Das ist die letzte, finale Phase, die fatale Resignation. Ein solcher Mensch schlägt die Augen auf in einem Gott, in der Beliebigkeit, aboluter Beliebigkeit und begreift, dass ein Gott nur deshalb zu beneiden ist, weil er aus fehlendem Elan nicht zu Kotzen vermag.
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Jeder Ekel ist eitel.
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Selbst der Ekel vor Allem, ist nur der Ekel vor allem Einzelnen.
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Plötzlich nur noch das Ganze, die Empfindung eines absoluten Widerwilles im Zustande der Apathie.
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Jeder Ekel ist eitel.
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Nichts zählt mehr und dennoch ist man.
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Im Ekel vertieft sich das Objekt in seine Eigenschaften, in der Resignation schält es sich aus ihnen heraus und wird in seiner eigentlichen, ursprünglichen Sinnlosigkeit sichtbar.
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Größtmögliche Konzentration des Ekels und der Verachtung - die Kaumuskulatur.
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Kein Ave Maria Mühlchen, das unser Mutterkorn Schuld mahlt. Friedlich brummen die Fabriken, melancholisch plätschern die Augen durchs Dorf. Die Beliebigkeit hat ihren Stachel in die Tat gesenkt, man sitzt, das ists. Was überhaupt noch, wozu? - Hemdsärmelig knetet der Frieden auf Erden die weichen Brüste Mariens.​
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Eine Hunderstschaft aus Fratzen an jedem Bahnhof, getriebene, schwitzende, fettige Leiber, die sich in die Züge drängen. Abirrungen des Affenkörpers. Gepuderte Tiere. Man möchte jeden Einzelnen von ihnen eigenhändig erwürgen!

Manche Leute besuchen die Bücher, die sie lesen, andere brechen in sie ein.

Nacht für Nacht diese Fieberträume, diese religiöse Grippe, in denen ich meinen Stein wälze.

Ich spüre, dass wir in eine neue Romantik eintreten, in ein Zeitalter der Naturverklärung. Der Mensch sieht wieder von sich ab und ich ahne, dass dass Ziel der nächsten Etappe auch die Verneinung der Natur beinhalten wird.

Weniger die Angst davor, dass alles gesagt, als das alles überhört wurde ...

Man blickt mit fremden Augen in sich selbst hinein, mit den aufgeschlagenen Augen des Abgrunds, den man am wenigstens kennt und am meisten fürchtet.​
 



 
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