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John Wein

Mitglied
Lieber Otto
Ein melancholisches Sittenbild, das man ähnlich überall auf Bahnhöfen antreffen kann. Du formulierst es natürlich gut beobachtet wieder sehr feinfühlig und traurig schön. Ich meide mittlerweile lange Aufenthalte auf Bahnhöfen. Aber ich lese deine Geschichten gern und das weißt du auch.
Ich grüße Dich!
John, der Rucksackwanderer
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Dieser unwahrscheinlich wahrscheinliche Augenblick

Du stehst vor mir…

150000 Generationen sind dir vorausgegangen
150000 Generationen zu Generationen
Unwahrscheinlich werdender Kopulationen
Die zu immer unwahrscheinlicheren Kindern führten
Letztendlich eine Chance von eins zu zwanzigtausend mal die Zahl
Aller Atome im Universum für deine Existenz
Aus mathematischer Sicht nicht denkbar
Null zu zehn hoch ewig

…und lächelst mich an

Die Erkenntnis daraus:
Das unwahrscheinlich wahrscheinliche Universum
Entstand allein für diesen Augenblick
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Du!
Jetzt wollt ich eigentlich grad die Welt retten.
Ich voller Energie raus und schon kitzelte mich ein Sonnenstrahl.
Und dann hat er auch noch auf mich eingeflüstert:
Leg dich doch erst einmal hin und genieße die Wärme.
Hör auf den Gesang der Amsel und lass einfach alles sein.
Die Welt ist später auch noch da.
Auf die paar Minuten kommt´s auch nicht mehr an.
Und vielleicht, wenn du da so liegst,
geht die Entspannung von dir aus in die Welt hinein.
Schon haste zur Rettung der Welt beigetragen.
Was soll ich sagen?
Wo er recht hat, hat er recht!
 

petrasmiles

Mitglied
So sind sie, die Sonnenstrahlen, immer für eine Überraschung gut!
Man sollte viel öfter seine Entspannung in die Welt fließen lassen.
Ich fang' gleich damit an, auch ohne Sonnenstrahl durch Deine (seine) Inspiration.
LG Petra
 

John Wein

Mitglied
Alldiweil ich das auf meiner Gartenbank mit Genuss lese, findet daselbst in Abendkühle ein heftiger Sänger Wettstreit der Gefiederten wieder einmal klein Ende. Das ist kein Gesang, nein es ist ein Tirili in den Kehlen und Tirila, ein kämpferisches Gezwitscher von Giebel zu Giebel, dass einem schier die Ohren klingeln. Sie behaupten ihr Revier.

Wie wäre es, wir Menschen täten unsere Schlachten ebenfalls mit Gesang entscheiden wollen?!
Tirili Tirila
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Friedhofsidylle

Am Ende
klebt ein orangener Zettel
mit Ablaufdatum
auf dem Stein
des verunkrauteten Grabs
und du weißt
(könntest du noch wissen)
[wer weiß]
dass du vergessen bist
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Auf dem Dachboden spielen sie Murmeln.
Ich höre das Aufklacken und Rollen der Kugeln auf den morschen Dielen.
Höre die Kinder beim Spielen kichern.
Der Dachboden ist ihr Zuhause.
Manchmal lausche ich ihren Erinnerungen.
Eigentlich stammen sie aus Porspoder, in der Bretagne.
Sie erzählen von Tagen, an denen die sturmgepeitschten Wellen den Leuchtturm verschluckten.
Vom Verstecken spielen zwischen den gezackten Felsen, die dem Kirchturm so ähnelten,
dass man beide nicht unterscheiden konnte.
Fühle das Echo ihrer glücklichen Erinnerungen als ob es meine wären.
Doch meist klingt Trauer und Angst aus ihren Worten.
In solchen Momenten scheinen sie ihre Köpfe zusammenzustecken und ihre Stimmen klingen nur noch wie ein Murmurmeln zu mir.
Sie erzählen von den Soldaten, die sie und ihre Eltern mitnahmen.
In ein fremdes Land.
Dort lebten sie auf dem Dachboden.
Während die Eltern von Sonnenauf- bis Untergang auf den Feldern arbeiteten, harrten sie auf dem Boden aus und vertrieben sich die Zeit mit den Murmeln.

Es war ein brütend heißer Sommer.
Die Kinder wussten, dass sie den Speicher nur verlassen durften, um Wasser aus dem Brunnen zu trinken oder ihr Geschäft auf dem Plumpsklo zu erledigen.
Ein wenig trockenes Brot lag immer auf dem Dachboden bereit.
Die Hitze war schon am frühen Morgen kaum auszuhalten. Über eine Woche hatte die Sonne auf die Ziegel gebrannt.
War es ein Windzug, eines der Kinder, die der Falltür zu nahe kam oder einfach nur Schicksal?
Die Tür verklemmte sich. Ließ sich nicht öffnen.
Als die Eltern am Abend vom Feld zurückkehrten, fanden sie die zwei Söhne, ihre Tochter.
Die Fingernägel blutig, abgebrochen vom Versuch, die Tür zu öffnen.
Sie werden nicht älter, bleiben ewig Kinder.

Umherirrende Seelen, die mir ihre Geschichten erzählen, auf dass sie nicht vergessen werden.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
28 Jahre.

Was soll man schreiben? Wie soll man sie beschreiben?
Eine Aussage scheint mir treffend.
Die 28 Jahre mit meiner Frau sind wie im Flug vergangen.
Immer wieder frage ich mich: Wo ist die Zeit geblieben.
Und dies scheint mir die beste Frage zu sein,
die man sich stellen kann.
Keine lange Weile…die Tage, Monate und Jahre ausgefüllt
mit Liebe und Zuneigung.
Dieses Gefühl zu haben, dass man das Beste bekommen hat,
was man sich wünschen konnte und die Erkenntnis,
dass sich das Leben an der Seite dieses Menschen gelohnt hat.
Dass sich alles gelohnt, nichts umsonst war.
Kein Tag einfach nur so im Vorübergehen
Die Tage, Wochen, Monate und Jahre bewusst gelebt und geliebt
Alles war und ist gut. Nichts tut weh. Dieses Wissen,
könnte man noch einmal von vorne beginnen,
diesen einen gemeinsamen Weg wieder zu wählen.
Unbemerkt hast du mir ein Loch in den Schädel gebohrt
und mein Ich-Ich-Ich aus dem Kleinhirn gezogen
Anschließend meine Beatles Love-Love-Love Scheibe
klein gehäckselt und beides in den Mixer gegeben
Noch eine Überdosis Du-Du-Du hinein und ab dafür
---Höchste Umdrehungszahl---
Mann,
war das ein geiles Gefühl, als du diese heiße Suppe
in mein Hirn geschüttet. Ich brannte …
ich brenne … und brenne
Du bist und bleibst mein Menschenkind.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Du!
Ich grade mal so am rechnen.
Momente ma.
Wo war ich?
Ach da!
31 Jahre.
Echt jetzt?
31 Jahre kenn ich die geile Frau schon.
Die, die mich mit Luft zu Luft Beatmung zurück ins Leben geholt.
Wow.
Weißte…wie das Leben so spielt.
Biste eigentlich schon längst raus.
Frau gestorben.
Zwei Kinder und eine gelähmte Tante als Hinterlassenschaft.
Selbstmitleid.
Wie konnte sie aber auch mit 30 sterben.
Darauf hat mich keiner hingewiesen.
Von wegen: Bitte beachten sie die Nebenwirkungen.
Lebensnebenwirkungen…wer weiß denn so was?
Außer der liebe Gott hat`s auf deine gute Laune abgesehen.
Hat er.
Geiler Scheiß. Plötzlich biste alleiner, als du dir je gedacht.
Zwei Kinder und die Tante der Frau, die im Toten-Universum verweilt.
So verging die Zeit. Bis zu dem Tag,
an dem man zum Geburtstag einer lieben Freundin eingeladen wurde.
An diesem Tag vor 31 Jahren haben wir ihren Geburtstag gefeiert
und haste nicht gesehen, feiern wir seit diesem Tag ihren Geburtstag
und den Beginn unserer Liebe.
So geht das!

es ist ja nicht,
dass ich es nicht verstehe,
doch der verstand,
was weiß der schon?
von dieser sucht in mir,
die sich vor lauter sehnen,
nach dir, fast verzehrt.
wie könnte ratio
dich verstehen? erfassen,
was du für mich bist?
du wundervoll,
die nur mit fühlen
zu beschreiben ist.
 

petrasmiles

Mitglied
Friedhofsidylle

Am Ende
klebt ein orangener Zettel
mit Ablaufdatum
auf dem Stein
des verunkrauteten Grabs
und du weißt
(könntest du noch wissen)
[wer weiß]
dass du vergessen bist
Na ja, vergessen ja nicht, nur so wie als Steuerzahler nicht mehr existent.
Meine Mutter starb sehr jung und die zwanzig Jahre waren schnell vorbei.
Es existiert ein Photo, das ich lange brauchte - eine Parkbank in der grünen Friedhofsparzelle.
Um der Erinnerung - dem grausamen Verlust - etwas entgegenzusetzen.
Wir hätten den Grabstein mitnehmen können.
Was will man mit einem Grabstein - obendrein fehlerhaft.
Der grausame Verlust ist verwunden, das Grab eingeebnet, die Erinnerung bleibt.

Liebe Grüße
Petra
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Das Vergessen bezog sich auf die Gräber, deren Verwilderung, plus oranger Zettel, darauf schließen lassen, dass man vergessen ist.
Aber ja...Erinnerungen bleiben.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Heute ist die Nacht der Laurentiustränen
Wer kann wird seinen Blick auf Perseus richten
Und viele werden
so sie ein geschnupptes Licht erhaschen
ihre Wünsche dorthin schicken
denn das Kind Hoffnung wohnt in allen von uns
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Du
Jetzt waren wir letzte Nacht perseidisch unterwegs.
Großes Glück gehabt.
Genau zur richtigen Zeit verzogen sich die Wolken.
Gerade so, wie wenn im Theater der Vorhang aufgeht.
Perseidisch unterwegs trifft´s nicht wirklich.
Besser gesagt: Wir lagen auf unseren Liegestühlen.
Blick gen Himmel gerichtet und die 3. Sternschnuppen-Meisterschaft gestartet.
Wer sieht die Schnuppen zuerst?
Uschi ging schnell mit 2 Sternen zu 0 in Führung.
Dafür übernahm ich ruck zuck die Führung im Satelliten sichten.
4 zu 0. Na, wer ist hier der Meister?
Und dann konnte ich bei den Schnuppen gleichziehen.
Aber muss man schon sagen, waren alles C -Promi –Schnuppen.
Kurzer Huscher und weg.
Um 1:00Uhr waren wir schon kurz vor der Aufgabe.
Da kam sie. Von jetzt auf gleich.
Die A-Superpromi-Sternschnuppe.
Über den gesamten sichtbaren Himmel hinweg.
Absolut Hollywood reif.
Halt eine vor der Art, wo de dir gleich alles und mehr wünschen kannst.
Volles Programm.
Gehste in Gedanken deinen Hoffnungen- und Wünsche Katalog durch .
Noch einmal am Grand Canyon an der Milchstraße lecken.
Gaudi in Barcelona ganz nah sein.
All die guten Wünsche für die Lieben.
Und am Ende kommste bei dem einen Wunsch an.
Gesundheit.
Uschi sprach von einem gerechten Unentschieden.
In Gedanken sagte ich mir: Aber ich hab 4 Satelliten…du nicht!
 

John Wein

Mitglied
Ich schnupper mal rein,
Zwar sind mir Schnuppen zwar nicht gänzlich schnuppe, doch ich habs eher mit Fliegern. Da sitz ich doch tatsächlich auch auf der Terrasse und guck in die Luft nach oben und zu den Contrails Und dann weiß ich, eigentlich weiß es ja die APP, der da kommt aus Doha und fliegt nach London und die A330, die dazwischen ein Kreuz zeichnet, ist die KLM aus Amsterdam nach Singapore. Da biste ganz klein und doch so irgendwie mit der großen, weiten Welt verbunden. Tja, der Job lässt sich, auch nach vielen Vergangenheiten, nicht einfach ausblenden.
Ob da oben in der Holzstuhlklasse die Flugbegleiterin grade Reis mit Hühnchen austeilt oder dem Scheich in der Business Loung einen Cocktail serviert. Ja mein Lieber, so entstehen Geschichten!
Und nicht allein mit Schnuppen!
Machs gut!
John
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich schnupper mal rein,
Zwar sind mir Schnuppen zwar nicht gänzlich schnuppe, doch ich habs eher mit Fliegern. Da sitz ich doch tatsächlich auch auf der Terrasse und guck in die Luft nach oben und zu den Contrails Und dann weiß ich, eigentlich weiß es ja die APP, der da kommt aus Doha und fliegt nach London und die A330, die dazwischen ein Kreuz zeichnet, ist die KLM aus Amsterdam nach Singapore. Da biste ganz klein und doch so irgendwie mit der großen, weiten Welt verbunden. Tja, der Job lässt sich, auch nach vielen Vergangenheiten, nicht einfach ausblenden.
Ob da oben in der Holzstuhlklasse die Flugbegleiterin grade Reis mit Hühnchen austeilt oder dem Scheich in der Business Loung einen Cocktail serviert. Ja mein Lieber, so entstehen Geschichten!
Und nicht allein mit Schnuppen!
Machs gut!
John

Ausnahmen bestätigen die Regel ;)
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Wie wäre es

Es braucht ja nicht die Ewigkeit
Der Augenblick genügt
Vielleicht
Wenn dieser Augenblick
Im wir
Wir uns
Im Du
Im Ich
Im Ich und Du
Berührt
Verführt
Der Endlichkeit ein Schnippchen
Schlagend
Du und ich

Ein Augenblick
Der ewiglich
 



 
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