Bruchstücke

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Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Womöglich
lag es am vollen Mond
Am unverhüllten Blick auf dein Negligé
Deinem gleichmäßigen Atmen,
unterbrochen nur von leisem Lächeln
das deine Träume erfüllte

Vielleicht lag es auch an Freddy,
der wie immer
in mondscheinüberfluteten Nächten
an meinem Ohr liegend,
mir brummend miauend seine Welt erklärte

Wahrscheinlich lag es einfach nur daran,
dass ich dich da liegen sah
und ich mich aufs Neue in dich verliebte

Heute Morgen sahen wir uns in die Augen
und lächelten wissend
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Gestern.
Sabines Beerdigung.
Was traurige Musik mit einem macht.
Elvira erwacht von den Toten.
Nimmt neben mir Platz.
Sie weint und lächelt dabei.
So ist das also im Tod, denke ich.
Fast wie im Leben.
 

Scal

Mitglied
Vor einigen Wochen spazierte ich langsam durch einen menschenleeren Steinbruch. Vor einigen Steinen blieb ich stehen.
Der Stimmung wegen. Sie teilten mir etwas mit.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Du!
Jetzt die …
Punkt Punkt Punkt, ei die weil sie noch da iss.
Fragt sich nur wie lange noch.
Die Betonung liegt auf ‚noch‘!
Sie wird nämlich immer kleiner, weniger.
Wenn sie so weiter macht, ist sie bald verschwunden.
Denkste jetzt schon, wenn du se siehst:
Ei wo isse dann?
Grad die Tage war sie doch noch mehr.
Viel mehr.
Kriegste Angst, sag ich dir.
Kennste ja, von wegen Strich in der Landschaft.
Fragste dich, wohin verschwindet das alles?
Geht die Materie schon voraus?
Schon ma gucke, was da uff de anere Seit so los iss.
Lächelst aber schon, wenn de die … siehst.
Kannst ja schlecht fragen, wo de Rest geblieben iss.
Hinner de Kulisse denkt de Kopp: Haut und Knochen.
De Mensch vergeht.
Einfach so.
Bis nix mehr da iss.
 

Scal

Mitglied
Otto Lenk, 10. Dezember 2006:
Du. Jetzt ist mir was aufgefallen.

Otto Lenk, 28. November 2006:
alles wird gut. ich freue mich sehr.

LG
 
L

Lilith No

Gast
Dear Otto. Ich lese gerade deine Texte.
Schöne Sachen dabei.
Das Beste: Ich kann lachen. From da heart.
Thx.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich habe Sehnsucht nach einem Seelenrestaurant.

‚Herr Ober, eine Portion Licht bitte‘!
Mir ist so flauerisch, nebulös und schauerlich.
Fühle mich wie ein leergewehter Baum,
dessen Äste sich ergebend zum Himmel strecken.
Im Süden gibt es Sonne, sagte der Nachrichtensprecher.
Glückwunsch, denk ich mir, hier in meinem Norden.
Jetzt fangen auch noch die Glocken an zu läuten.
Beerdigung.
Da stehen sie unter leergewehten Bäumen,
blicken in ein lichtloses Loch und ihre Seelen strecken sich,
ergebend, zum Himmel.
Ein Riss im nebulösen Grauerlei würde genügen.
Aber die Sonne hat sich abgewendet.
‚Herr Ober, kann ich meine Bestellung ändern?
Ich hätte doch lieber einen schwarzen Rahmen.
Ja, gerne auch mit Trauerflor‘.
 

John Wein

Mitglied
Es ist so eine melancholische Jahreszeit, die das Grau (enhafte) in sich birgt. Wart's ab, im Jänner warten oft üblere Unpässlichkeiten. Hab's gern gelesen!
Alles Gute Dir!
JW
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Merci. Ich wünsche euch von Herzen ein ruhiges, besinnliches Fest und ein gesundes neues Jahr.Möge die Macht mit euch sein.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Du!
Ich liebe Weihnachten.
Weniger wegen der eigenen Geschenke.
Mehr so wegen der Bescherung unserer Enkelin.
Wenn ich ihr beim Auspacken der Geschenke in die Augen schaue,
das Leuchten darin sehe, geht mein Blick zurück in die Zeit, als ich ein kleiner Bub war.
Ins Damalsland, als noch ein Eimer Wasser neben dem Weihnachtsbaum stand.
Meine Eltern hatten eine Kneipe, und so war der heilige Abend einer der wenigen Abende im Jahr,
an denen sich die Familie zusammenfand.
Natürlich gab es Geschenke, aber sie waren nicht das wahre Geschenk.
Das wahre Geschenk war die Familie.
Zusammen mit Mama, Papa und meinem großen Bruder.
Man weiß, was Familie bedeutet, wenn man jeden Abend allein zu Hause ist.
Die Eltern in der Kneipe, der große Bruder in einer anderen Stadt studierend.
So waren Dienstage, wenn die Kneipe geschlossen war und eben der heilige Abend, meine Zeit.
Dienstags durfte ich länger aufbleiben.
Um 21Uhr gab es Serien, die ich gemeinsam mit meinen Eltern schaute.
Mit Schirm, Charme und Melone…Die Zwei…und wie sie alle hießen.
Gemeinsam auf der Couch.
Jeder Dienstag ein heiliger Abend.
Und eben dieser eine heilige Abend, der mir gehörte.
An den Weihnachtsfeiertagen war die Kneipe wieder geöffnet.
Für die Einsamen, die keine Familie hatten.
Also eigentlich auch für mich.
Aber ich war alleine zu Hause und spielte mit den Geschenken.
In meiner Phantasie saßen die Eltern auf der Couch und beobachteten mich lächelnd beim Spiel.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Gedanken
Wie lose Blätter
Untern Teppich gekehrt
Kreuz und quer
Selbst hinterm Mond
Nur Wolken
Fassaden
Gesichter
Und ich

Bin mir nicht sicher
Alles ist vage
Von ungefähr
Angst ist mein Spiegel
Im Spiegel…

Kinderrufen:
Komm, wir spielen blinde Kuh

…gleich dem Echo
Eines Nebelhorns
Auf unsichtbarer See

Und immer trug ich
Das nachtschwarze Tuch

Ich höre meine Stimme:

Komm, wir spielen ich und du
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Du!
Jetzt gibt’s ja Leute, die glauben.
Also nicht was du denkst.
Die glauben die merkwürdigsten Sachen.
Beispiel: Zwischen den Jahren keine Wäsche aufhängen.
Machen Leute. Echt!
Ich will jetzt niemanden nicht benennen wollen.
Aber sagen wir mal so…ich kenne einige.
Und du!
Die meinen das ernst.
Vollkommen ernst.
Da geht nix.
Kannste reden wie du willst.
Oder ich.
Da gibt es keine Wäsche zwischen den Jahren.
Und da iss kein Raum für Rationalität.
Kannste hinterfragen wie du willst.
Oder ich.
Beispiel: Jetzt sag mir doch mal, warum du keine Wäsche aufhängst.
Antwort: Das war schon immer so.
Aha!
Und was könnte passieren, wenn du doch Wäsche aufhängst?
Oh, oh! Dieser Gesichtsausdruck sagt alles.
Tod und Teufel. Streiche Himmel – setze Hölle.
Geister und Geld weg und Krankheit und Siechtum.
Wenn du dann so wie ich bist, fragste nach.
Also muss ich davon ausgehen, dass es eine himmlische Wäscheaufhänge- bzw.
-nicht-Bürokratie gibt?!
Grummel, Grummel, Grummel!
Ich stelle mir vor: Ein großes weißes Gebäude.
Aufschrift: Ministerium zur Einhaltung der Wäscheaufhängverordnung.
Grummel, Grummel, Grummel!!
Da sitzen sie dann.
Die vom lieben Gott Dahingerufenen.
Ich denk mir mal so…für jeden Toten ein Haus.
Ich mein, es gibt ja genug!
Grummel, Grummel, Grummel!!!
Also…die sitzen dann da und gucke.
Und du.
Oder ich.
Wehe, wehe, es weht da ein Wäschestück auf der Leine.
Oder gar deren mehr.
Oh, oh, oh!
Grummel, Grummel, Grummel!!!!
Was ich mich dann wirklich und echt frage, wie wird abgerechnet?
Nach Menge oder Gramm.
Aber wie auch immer.
Nach auffinden des sündigen Täters beginnt das ministerialistische Protokoll.
Strafkatalog auf und geguckt.
Sünder soundso hat sieben Wäschestücke auf der Leine hängen.
Oder aber: Sünder soundso hat 3kg Wäsche…
Und dann aber direkt das Strafmaß umgesetzt.
Straftäter soundso wird am 14.3.2023 ein Hexenschuss treffen.
Bei Wiederholungstätern: Straftäter soundso wird am 14.3.23 der Schlag treffen.
Und so weiter und so fort.
Das Grummeln hat mittlerweile eine 4,8 auf der Richterskala.
Aber weißte was, in das Ministerium will ich nach meinem Ableben auch.
Weißte warum?!
Den Rest des Jahres kann man da gut abhängen. Wie Wäsche. LOL!
Du!
Jetzt hat die Person den Raum verlassen.
Na ja.
Dann tue ich mal alleine abhängen.
 



 
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