Zwischendurch gab es auch gute Tage: Ein befreundetes Ehepaar kam übers Wochenende zu Besuch. Da wurde dann bis spät in die Nacht diskutiert und am nächsten Tag ein Ausflug gemacht, während die Oma auf die Kinder aufpasste und Marias Küche „aufräumte“. Die ärgerte sich wieder über das Chaos in den Schränken und beleidigte Anna mit einer ungebremsten Gefühlsexplosion.
Fazit: Anna fühlte sich überflüssig, Maria hatte ein schlechtes Gewissen, Sepp war sauer. Da schlug die Freundin vor: „Setzt euch doch bei einem Glas Wein zusammen und redet über eure Vorstellungen vom Zusammenleben.“
„Das ist sinnlos, Mutter weiß doch nicht mehr, was wir besprechen“, intervenierte Sepp.
„Du glaubst immer, dass alles von alleine läuft“, erboste sich Maria. „Früher war sie Gast in unserem Haushalt, da war alles ganz anders.“
Und im Tagebuch hielt sie fest: Ich möchte mir die Oberherrschaft in meiner Küche nicht streitig machen lassen, obwohl ich die Küchenarbeit nicht besonders liebe. Oma ist eine Frau, die ich mir nie freiwillig zum Zusammenleben ausgesucht hätte. Auf eine gewisse Distanz gings ganz gut, aber ich weigere mich innerlich, sie als ein Familienmitglied aufzunehmen. Ich empfinde sie als Eindringling.
Ich möchte nicht so weit kommen, dass ich auf Omas Tod hoffe. Mir läge mehr daran, eine Möglichkeit des Zusammenlebens zu finden, bei der niemand leiden muss. In letzter Zeit fuhren Sepp und ich nicht mehr in die gleiche Richtung, statt dessen veranstalteten wir ein Tauziehen.