Leider ist meine Mutter sehr schwer erkrankt.
Es begann mit einem Schwächeanfall nach einer Reise. Sie fühlte sich nicht wohl und konnte vor Schwäche kaum laufen, auch tat ein Bein weh - und ihr Hausarzt wies sie gleich zur Diagnostik ins Krankenhaus Friedrichstadt ein. Bereits nach wenigen Stunden wurde sie wieder entlassen, es sei eine Venenentzündung und keine tiefe Venenthrombose und auch keine Lungenembolie, sie erhielt Blutverdünnungsmittel zum Spritzen, eigentlich sollte es für zehn Tage sein, es waren aber nur für 8 Tage Kapseln, ihr Hausarzt meinte, das reicht, denn es enthält die gleiche Menge Wirkstoff.
Sie wurde immer schwächer, am Pfingstmontag empfahl ich ihr, schon am Dienstag zur Untersuchung zu gehen, nicht erst am Donnerstag, an dem sie bestellt war. Aber sie ging nicht und bestellte auch den Arzt nicht nach Hause. In der ganzen Zeit kümmerte sich meine Schwester sehr um sie. Am Donnerstag kam dann der Arzt zum Hausbesuch. Er tastete ihren Bauch ab und sagte, der sei weich, das wäre ein gutes Zeichen. Der Hausarzt diagnostizierte eine nicht näher spezifizierte Virusinfektion. Sie erhielt auch eine Überweisung zum Nierenarzt.
Dazu musste sie dann auch Urin sammeln. Einer der beiden Ärzte empfahl ihr, viel zu trinken (ich weiß nicht mehr, welcher).
Sie hatte auch bereits Sprachstörungen, vor allem Wortfindungsstörungen und ließ den Kopf hängen und die Kinnspitze klappte nach unten. Sie saß mehr oder weniger in ihrem Sessel oder legte sich aufs Sofa. Sie war in einem Zustand zwischen Schlafen und Wachen und dämmerte vor sich hin. Sie sah auch nicht mehr fern, nur wenn meine Schwester Kreuzworträtsel löste und einen Suchbegriff nannte, antwortete sie plötzlich, mit geschlossenen Augen.
Sie musste eine Strichliste führen und sollte zwischen zwei und drei Litern am Tag trinken.
Dann ging es zum Labor und zu weiteren Untersuchungen, einschließlich Ultraschall.
Ihr Bauch wurde immer dicker.
Sie hatte einen Termin beim Hausarzt und meine Schwester fuhr sie hin. "Sie können ja schon wieder laufen. Ich freue mich, dass Sie fast wieder gesund sind." Und er entließ sie nach Hause.
Es war Ende Juni, kurz vor Quartalsende.
Ihr Bauch wurde immer dicker.
Zum Glück hatte sie noch einen Termin beim Nierenarzt am darauffolgenden Donnerstag, zu dem meine Schwester sie hingefahren hatte, (eigentlich wollte mein Bruder sie hinfahren, aber es gab eine Zeitverwechslung. Er wollte sie um Drei abholen, meine Mutter glaubte aber, sie sei um Drei bestellt, dummerweise haben wir nicht nachgeschaut, also fuhr meine Schwester sie hin und mein Bruder fuhr hinterher, blieb dort, und er holte sie dann ab.
Der Nierenarzt untersuchte sie genauer und meinte, sie hätte etwa zehn Liter Wasser im Bauch. Er wies sie zur weiteren Diagnostik in das Diakonissenkrankenhaus ein.
Die Diagnostik ist komplex, und sie hat von fast allem etwas abbekommen: Leberzirrhose, obwohl sie nie trank, Nieren, Milz, Herz, wahrscheinlich auch noch ein Karzinom. Es ist nicht einfach.
Sie hat sich nach der Virusinfektion etwas erholt gehabt und spricht wieder normal, ihr Bauch ist auch dünner geworden. (Sie war nie schlank, blieb aber während der Krankheit bei ca. 92 kg, was der Hausarzt als gutes Zeichen sah, mich aber doch wunderte, denn sie aß sehr wenig.)
Jetzt ist sie im Krankenhaus und gestern hatte sie noch eine Leberpunktion.
Der behandelnde Arzt hat mit meinen Geschwistern und mir gesprochen, es ist klar, dass sie nicht wieder ganz gesund wird, wir hoffen trotzdem, dass sie sich zumindest etwas erholt.
Insgesamt spricht sie wieder besser, aber sie ist sehr schwach.
Sie bekommt viel Besuch, wir wechseln uns aber ab, damit es nicht zu viel wird.
Sogar ihre Enkeltochter mit der Urenkelin war da.
Meine Schwester nimmt es sehr mit. Sie hat auch nur noch eine befristete Stelle bis September, und man sagt ihr nicht, ob sie übernommen wird, oder nicht. Ich habe nur noch eine Stlle bis Ende Dezember, da mir wegen schlechter AUftragslage im Betrieb gekündigt wurde. (Mehr kann ich hier nicht dazu schreiben.)
Also Arbeitsamt. Ich verstehe, wie schlecht sich meine Schwester dort fühlte. Ich selber fühlte mich sehr schlecht. Es ist wie bei "Blue Eyed".
Meine Betreuerin bat mich freundlich ins Zimmer und sagte: "Nehmen Sie bitte Platz!"
Ich wollte mich auf den Stuhl neben ihrem hinsetzen, da zeigte sie auf einen anderen Stuhl, der war durch einen langen kahlen Tisch von ihrem Platz getrennt, sodass man nichts mehr auf ihrem Monitor erkennen konnte. Offensichtlich ist das Absicht. Man wird als Feind betrachtet. Das geht schon am Eingang los, wo eine Gruppe Wachpersonal in Uniform steht, auf der einen Seite etwa 6, auf der anderen Seite drei oder vier Personen. Schilder: "Bitte wenden SIe sich nicht an das Wachpersonal. Die wissen sowieso nichts. Wenden Sie sich mit Fragen an das Personal der Arbeitsagentur."
Jedenfalls war ich nun in einem Abstand von über zwei Metern (geschätzt, vielleicht auch knapp 3 Meter). Ich fühlte mich, als sei ich im Film "Der große Diktator" - nur, dass ich kein Diktator bin, sondern mein Stuhl unten bleibt. Die Arbeitsagentur spielt mit mir dasd "Diktator-Spiel". Sie verteilen, ich kann annehmen oder ablehnen. Nur, dass es existenzbedrohend ist, wenn ich ablehne, anders als im Spiel.
"In Ihrem Alter wird es sehr sehr schwer!" (Das hatten bereits zwei andere Mitarbeiter der Arbeitsagentur mir erzählt. Also ist es Absicht.
"Sie müssen sich drei Monate vor Eintritt der Arbeitslosigkeit bei uns melden, spätestens am ersten Tag der Arbeitslosigkeit."
"Das ist gut, ich habe mich ja heute bereits gemeldet."
Der Schalter in ihrem Kopf klickte:
"Sie müssen sich drei Monate vor Eintritt der Arbeitslosigkeit bei uns melden, spätestens am ersten Tag der Arbeitslosigkeit."
"Den Termin habe ich ja bereits eingehalten, ich bin heute schon hier."
"Sie müssen sich drei Monate vor Eintritt der Arbeitslosigkeit bei uns melden, spätestens am ersten Tag der Arbeitslosigkeit."
"Ich weiß nicht, was Sie meinen."
"Sie haben sich nicht arbeitslos, sondern arbeitssuchend gemeldet."
Jedenfalls suchte sie mir eine freie Stelle heraus, auf die ich mich bewerben kann.
Ich hatte all das wegen meiner Mutter im Moment noch kurz gehalten, weil sie wirklich schwer krank ist und ich mich mit um sie kümmerte.
Das ist aber etwas, was Schröders Arbeitsagentur nicht hören will.
Schröders Agenda ist letztlich ein großes Milgram-Experiment.
http://de.wikipedia.org/wiki/Milgram-Experiment Nur dass ich kein Schauspieler bin, sondern wirklich leide.
Morgen bin ich wieder bei meiner Mutter, heute treffe ich mich mit meiner Nichte.
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Ein Kennzeichen der Diskriminierung ist, dass dauernd die Regeln geändert werden.
(Quelle "Blue Eyed" von Jane Elliot (siehe auch Wikipedia)
http://de.wikipedia.org/wiki/Blauäugig_(1996) Milgram-Experiment, aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
"Im weiteren Verlauf der Workshops erfahren besonders die Teilnehmer der diskriminierten Gruppe die Aussichtslosigkeit, aus diesem willkürlich aufgebauten Wertesystem auszubrechen."
Zitiert nach dem Wikipedia-Artikel.
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Und alles auf einmal. Wie im Sprichwort: Ein Unglück kommt selten allein.