Hallo in die Runde
das Gewehr geladen, nun endlich ein paar Schüsse von mir; ich hoffe nicht ins Leere und schon gar nicht ungerechtfertigt.
Oscarchen - Wasserfreuden (Moritat)
Heiter, schaurig und sehr unterhaltsam, ein mordlustiges Bekenntnis im unverkennbaren Oscarchen-Stil. Soweit ein vortreffliches Gedicht.
Zur Form: das Werk hat nur einen einzigen Hauptdarsteller im Monolog, was den Aufbau eines Spannungsbogens etwas erschwert hat.
Formtreue: 2,0
Originalität und Kreativität: 2,0
Sprachliche Gestaltung: 2,5
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Artbeck Feierabend - Die Ballade vom Zehner
Die Handlung als solche ist glaubwürdig; ähnliches geschah bereits im ‚richtigen Leben‘. Formell hat das Werk die Kennzeichen einer Ballade: Lyrik, Epik, Dramatik – alles vorhanden. Etwas befremdend ist die Form der Umsetzung; aber auch dahingehend sollten wir uns daran erinnern, dass es für Balladen keine vorgeschriebenen Formen gibt; so ist auch diese „erlaubt“.
Meine Kritik geht daher eher in das Sprachliche: die Ballade „reißt mich als Leser nicht mit“, es wirkt nicht spannend, der Höhepunkt liegt im eigentlichen Fall in der letzten Strophe. Liest sich zu sehr nach Zeitungsbericht als nach einem literarischen Werk.
Formtreue: 2,0
Originalität und Kreativität: 1,5
Sprachliche Gestaltung: 1,5
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James Blond – Ärztlicher Notdienst
Auch hier: unterhaltsam, witzig, sprachlich einwandfrei. Eine treffende Pointe, bei der mir dann doch ein Zweifel kommt: Lese ich nicht doch einen Witz in Form einer Ballade? Das ist sicher „erlaubt“, aber nicht unbedingt der Sinn einer Ballade.
Formtreue: 2,0
Originalität und Kreativität: 2,0
Sprachliche Gestaltung: 2,5
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Joe Fliederstein - Die Moritat vom durstigen Dieter
Das tragikomische Stück hat mich unterhalten, dem durstigen Dieter nachfühlend. Sein Ende kommt und ist unausweichlich, wobei mir dann trotzdem inhaltlich so etwas wie eine überraschende Wende fehlt.
Formtreue: 2,0
Originalität und Kreativität: 2,0
Sprachliche Gestaltung: 2,5
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Anbas – Ich und Michi (Moritat)
Wo anderswo Kindergedichte geschrieben werden, bei denen man mit den Knirpsen nur Mitleid bekommt, kann man dieses Werk gern empfehlen. Herzhaft, heiter, flüssig, von der ersten bis zur letzten Zeile gern gelesen.
Leider ist es keine Moritat; Kinder-abenteuerlich - gewiss, aber kein Beispiel für „kindliche Schandtaten“, die uns zu einer Moral führen könnten, was böse Kinder nicht machen sollten usw. Gerade das wäre hier ratsam, nicht zuletzt um sich vom Ringelnatz-Bezug etwas zu entfernen.
Formtreue: 1,5
Originalität und Kreativität: 2,0
Sprachliche Gestaltung: 2,5
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Didi Costaire - Die Ballade von Balduins Ballladen
„Er liebt ihre Bälle und sie ihren Toren.“ - Ja, das ist eine herrliche Pointe für ein wunderbares Gedicht. ABER: eine Ballade ist dieses leider überhaupt nicht, weil: keine Epik, keine dramatischen Elemente. Schade für diesen Wettbewerb, aber ein Geheimtipp für andere.
Formtreue: 1,0
Originalität und Kreativität: 2,5
Sprachliche Gestaltung: 3,0
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Anbas – Doktor Bruchstein (Moritat)
Diese Geschichte hat in der Tat etwas Frankenstein-Klassisches und verbindet Horror mit Humor. Auch hier kommt mir das Epische etwas zu kurz: ich sehe keine Handlung im eigentlichen Sinne, was für die Moritat (im Vergleich zur Ballade) allerdings noch verzeihbar ist und durch die grotesken Gruselelemente kompensiert wird.
Formtreue: 2,0
Originalität und Kreativität: 2,5
Sprachliche Gestaltung: 2,5
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James Blond - Wiener Toiletten Moritat
Dieses hat alles was ich von einer Moritat erwarte. Vielleicht ist es kein Zufall, dass man sich sprachlich hier schnell ans „Und der Haifisch, der hat Zähne“ erinnert. Das Stück ist witzig und ernst zugleich. Mir gefällt die versteckte Moral mit Bezug auf die Gleichgültigkeit der Klofrau, die man hier durchaus als „lehrreiches Beispiel“ verstehen darf. Ob der Wiener versperrt auf entleert reimt, kann ich nur ahnen
Formtreue: 3,0
Originalität und Kreativität: 2,5
Sprachliche Gestaltung: 3,0
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Joe Fliederstein - Moritat von der Unersättlichkeit
Die mordsmäßige Unersättlichkeit als Zündstoff für eine hervorragende Moritat. Auch dieses eine Art Selbstbekenntnis einer Verbrecherin im Monolog, wobei der Leser geschickt mit einbezogen wird (als stellte er die Fragen); außerdem wird eine echte Handlung bis ins letzte makabre Detail geschildert, so wie man es von einer Moritat erwartet.
Die Umsetzung finde ich ausgesprochen originell; Ringelnatz und andere hätten das nicht besser gemacht! Und der moralische Abschluss ist einleuchtend; wehe dem, der die Frauen unterschätzt!
Formtreue: 2,5
Originalität und Kreativität: 3,0
Sprachliche Gestaltung: 3,0
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James Blond – Am Himmelssee (Ballade)
Eine schaurige Ballade, die an Klassiker erinnert, lebhaft und authentisch in der Verdichtung der Szenen. Das Thema ist nicht unbedingt „modern“.
Formtreue: 3,0
Originalität und Kreativität: 2,0
Sprachliche Gestaltung: 2,5
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Didi Costaire - Crhyme time (Moritat)
Eine Moritat, bei der ich ebenfalls irgendwie auf Mackie Messer komme, wobei die Inkompetenz der Polizei inhaltlich im Vordergrund zu stehen scheint. Das hätte man meiner Meinung nach allerdings noch ausbauen können bzw. müssen, um es packender und auch „moralisch lehrreicher“ zu machen (Morden lohnt sich, solange der Kommissar dumm genug ist).
Mir gefällt die Umsetzung, alternativ zu den Formen der meisten Beiträge bisher. Länger wäre beim gewählten Reimschema wahrscheinlich ermüdend, was wiederum im Konflikt mit dem Wunsch nach mehr Detail steht. Somit leidet das Werk etwas an seiner Kürze.
Formtreue: 2,0
Originalität und Kreativität: 2,0
Sprachliche Gestaltung: 2,5