Dichten im Stile von ...

O

orlando

Gast
Frankfurter Abendlied

Pegida ist jetzt gangen,
zigtausend Lacher prangen
im skygelinten Klar;
Frau Mund steht blass und schweiget,
und nah am Römer steiget
manch wirres Volk zur Bar.

Wie scheint die Stadt jetzt stille;
bald liegt schon in der Rille
das große Wir-Geschrei.
Kaum Hundert sah ich flüchten
und weiß gar aus Gerüchten:
Es flog viel faules Ei.

So leg dich denn, Pegida,
in Gottes Namen nieda!
 
Lebensabschnitte

Schwer ist es oft, die Lebensstufen zu bezwingen.
Sie sind nicht immer ausgebaut und glatt.
Mit großem Mut wird es uns doch gelingen,
doch wird zum Stolperstein oft nur ein kleines Blatt.

Man ist bemüht, die Schwierigkeiten zu umgehen,
ganz aufrecht möcht man seinen Mann doch stehen.
Doch leider gibt es vieles , das uns lähmt,
auch wenn man sich ganz stark und mutig wähnt.

Drum schreite, Mensch, ganz fest durch deinen Lebensraum.
Bleib ängstlich nicht an jeder Stufe stehen.
Verzweifeln hilft dir in dem Vorwärtskommen kaum.
Auch wenn dir Stürme wild entgegen wehen.
 

James Blond

Mitglied
nach H. Hesse: Stufen

Rufen

Wie jede Lüge welkt und jede Tugend
Im Alter bleicht, strebt jede Lebensstufe
Trotz aller Weisheit stets nach ihrer Jugend.
Doch jene Zeit kann auch nicht ewig dauern.
Es wird der Geist in seinem Lebensrufe
Bereits im Abstieg sein zu leerem Sinne,
Um sich voll Bitterkeit aus eignen Mauern
In aufgestaute Glieder zu vererben.
Und jenem Ende wohnt ein Glaube inne,
Der uns vertröstet und der uns hilft, zu sterben.

Wir wollen weiter schreiten als die Alten,
Am Sein wie an der letzten Heimat hängen,
So kann der Zeitgeist fesseln uns und engen,
Er will Stück für Stück uns holen, halten.
Doch sind wir heimisch seiner Lebensweise
Und traurig eingewohnt, so naht Erkalten,
Nur wer bereits im Bruch ist, wird zur Reise
Aus lähmender Gewöhnung selbst sich spalten.

Er wird vielleicht auch noch die Todeswinde
Als eine freie Räumung sich ersehnen,
Des Lebens Schrei erschöpft nicht mehr vernehmen ...
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und verschwinde!
 

James Blond

Mitglied
Joseph v. Eichendorff

Aus einem kühlen Grunde

Aus einem kühlen Grunde
ruft mich die Liebste heim.
Zu früh schlug ihr die Stunde,
und ich blieb hier allein.

Sie ruft mich schon seit Jahren,
sie kehrt nicht mehr zurück.
Als wir zusammen waren,
blieb es ein kurzes Glück.

Zu keiner guten Stunde
hatt' ich sie mir erwählt.
Es brannte eine Wunde,
von der man nicht erzählt.

Aus einem eitlen Grunde
schlug ich da auf sie ein.
Ihr Herz ging vor die Hunde,
ich wollt, sie bliebe mein.

Jetzt zieh ich durch die Tage,
so leer und endlos lang
und höre ihre Frage -
Die Antwort macht mich bang.
 

Vagant

Mitglied
... und immer klingt es irgendwie nach Bukowski

dorftrottel

er saß schon 'ne halbe ewigkeit neben mir
rauchte die x'te selbstgedrehte
und sprach die ganze zeit kein wort
dann beugte er sich
ganz nah an mein gesicht
und zischte:
pass auf
du musst
vom lied des nebelhorns verführt
auf blutigen schiffen gefahren sein
und nur
für'n strahl vom mondlicht
und 'nen seesack voller tang

er lehnte sich wieder zurück
zwinkerte verschwörerisch mit dem linken
als wüsste er mordsmäßig bescheid
schnippte die kippe in den ascher
stand auf und ging

ich blieb sitzen
bestellte noch ein bier
und fragte mich
warum's die idioten
nur immer zu mir zieht
 

Vagant

Mitglied
und dann wieder nach Magritte

hundstage

ein ruderschlag / dann treibt der tag
still raus aus dieser stadt
die letzte brise wirft ihr netz
nach silbern pappelblatt

der schatten schreibt ins logbuch nun:
die katze geht halb zehn
von bord / allein & ohne gruss
will von der welt was sehn

so geisterhaft liegt nun das boot
& keine stroemung treibt es fort
& kein wort laesst es schwanken
& auf dem blatt / da hab ich nur
ihr'n namen / eine tote uhr
& habenichtsgedanken
 

James Blond

Mitglied
Rober Gernhardt: Ich sprach

oder Einsicht eines lahmen Epigonen

Es wuchert hier im Lyrikum
ein schlimmes Epigonentum,
denn alles wird so schnell kopiert
und dabei schlimmstens pervertiert.

Als Beispiel dient, dass man es seh,
ein trefflich Text von Robert G.:


https://reimeschmied.wordpress.com/category/robert-gernhardt/: Ich sprach

Kaum ward jenes angelesen,
war sein Sinn schon am Verwesen.
Einsicht wird sehr bald zur Qual,
kommt sie in der Überzahl:


Ich sprach: Lahmer, mach mal Licht!
Doch der ging zum Schalter nicht.

Ich verlangte: Bring mir Wein!
Doch der Lahme ließ das sein.

Ich befahl ihm: Du sollst gehn!
Doch der Lahme blieb nur stehn.

Da erst kam mir in den Sinn,
dass ich selbst der Lahme bin.
 
Im Stile von Hans Sahl (als junger Dichter)

Wäre gern in einer anderen Zeit geboren.
Vielleicht so in den 20er Jahren.
Da flog Musik um unsere Ohren
und Lebenslust konnt man erfahren.

Doch weil ich jetzt in dieser Zeit muss leben,
will ich auch sehr zufrieden sein.
Auch sie kann Lebenslust mir geben.
Jetzt schütt ich mir ein Schnäpschen rein.
 

HerbertH

Mitglied
silvevester etc in frankenfurten beim Johann W von G

ich kenne nichts schlapperes
als euch götter, versteckt in wolken
matte blitze, die niemand ahnt
fehlt doch der donner
seid ihr nun endlich geflohen
vor der menschen wut
und der titanen übermacht?
so klapperdürr sind eure seiten
vom saitenspiel könnt ihr nicht leben
und seht wie kinder tonnen heben
und drachen steigen lassen
in die höchsten himmelshöhen -
nie sieht man euch weil ihr
die drachen fürchtet und
das knallen der raketen
 
Im Stile von Wilhelm Busch aus „Julchen“

In dem netten kleinen Städtchen
Wohnt ein nettes kleines Mädchen.
Es liest alles, was geschrieben.
Auch Gedichte muss es lieben.

„Keiner kann wie er so schön
Gedichte schreiben, ihr könnt`s sehn.“
Dann spricht es mit großer Geste:
„ Ja, der Herbert ist der beste.“
 

James Blond

Mitglied
Ratet den Stil

Welch ein Jammer ist's auf Erden,
wenn auch Stuben kälter werden -
fortgewischt die letzte Träne,
eilt zum Keller nun Helene,

dass sie von der Eierkohle
sich gleich einen Eimer hole,
wofür sie besonders schwärmt,
weil die abends so schön wärmt.

Aufgefüllt mit Kohleeiern
soll das Öfchen Hitze feiern.
In der Absicht, Glut zu schüren,
öffnet Lenchen Ofentüren.

Doch wie groß ist das Entsetzen,
als der Ofen birst in Fetzen!
Und befreit von ihrer Hüllung
fliegt zu Boden nun die Füllung.

Kommt es meistens auch noch schlimmer
- hier brennt bald das ganze Zimmer -
hat die Lösung einen Charme:
Endlich wird es schneller warm!
 
Ob ich den Urheber dieses Stils erraten habe?

Helene, so sei es geklagt,
hat Böses oft, sehr oft, gewagt.
Als nun der Onkel dies gehört,
war er ein wenig doch verstört.
Doch als er sich genug gewundert,
sprach er potztausend, nein potzhundert.
Ich halte jetzt wohl meine Schnute,
im Bösen war auch oft das Gute.
 

James Blond

Mitglied
Frühlingslüfte - Busch reloaded

Ein Plaisir ist es auf Erden,
wenn die Tage länger werden,
denn im warmen Sonnenschein
stelln sich neue Wonnen ein.

Künstler suchen dann nach Musen
durch den Blick in Mädchenblusen
und die ganze Vögelschar
vogelt sich ins neue Jahr.

Also steht auch Balduin
nach Bekanntschaft bald der Sinn,
schon sieht man ihn nach so vielen
Frauenzimmern heimlich schielen.

Doch die holde Gunst der Damen
gilt der Jugend, kein Erbarmen
jenem altersgrauen Locken -
Balduin bleibt liebestrocken.
 
Balduin Bählamm

Der Balduin, der wollte dichten,
und nicht auf großes Lob verzichten.
Jedoch er wählte viele Worte,
die nicht sehr angebracht am Orte.

Er wurde darob sehr verdrießlich
und dichtete dann nur ausschließlich
für seine Oma, die schlecht hörte
und die er dann doch sehr betörte.
 
Die Protagonisten von Busch hatten es schwer

Witwe Bolte, Lehrer Lämpel,
niemand liebte diesen Krempel,
den der Busch so von sich gab,
ehe er auch einmal starb.

Ja, da waren die zwei Buben,
die nicht saßen in den Stuben,
die nur andern Streiche spielten
und dann so ihr Mütchen kühlten.

Bei dem guten Onkel Fritz
mit der großen Zipfelmütz
saßen Käfer in dem Bett.
Ach, das fand er gar nicht nett.

Vielen ging es ebenso,
niemand wurde richtig froh,
seit die Buben wirklich fies.
Allen ging es nur noch mies.

Doch am End`, ich geh nicht fehl,
wurden sie zu Weizenmehl,
Mitleid kannt der Müller nicht.
Ja, so steht es im Gedicht.
 



 
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