Aha,
hier neuzeitlicher Glockenguss im Kirchspiel Dippoldiswalde am 30. November 2007, nachmittags um 15:00 Uhr, denn Glocken werden immer pünktlich zur Sterbestunde Jesu gegossen, sonst gibt das nix (das hat "Schiller" (progressiv-konspiratives Pseudonym des sonst eher stock-konservativen Geheimrates Goethe?) aber nicht erwähnt, im Gegenteil erzeugt sein Text den Eindruck eines frischen Werkstattmorgens)
http://www.kirche-dw.de/Kirchen/Stadtkirche/Glockenguss/glockenguss.html
und auf der link-Seite wird natürlich der OfenSchwalg wieder nicht vorgestellt, sodass jeder Hobby-Glockengießer weiter im Dunkeln tappen muss, bis ihm vielleicht deshalb versehentlich die auffallend zähflüssige Glockespeise über die Füße läuft, weil er den Schwalch nicht rechtzeitig in Positur setzen konnte, ihn überhaupt nicht fand.
Das Ganze ist jedenfalls nicht uninteressant, denn beim Glockengießen legieren sich offensichtlich "alte Handwerkskunst", jahrtausende-alte Technik der Bronzegießerei, Religion, Magie und Mythos zu einer fabulösen Mischung, einer merkwürdigen Art von "geistiger Bronze", was zu der materiellen Kupfer-Zinn Legierung hervorragend passt.
Und während noch die Glockenspeise in die unterirdische (!!!) Form läuft, wird sie mit magischen Ritualen und Spruchwerken überformt.
Und auch bekannt:
So wie die teufelsfratzenden Wasserspeier am Gesims gotischer Dome bis heute das symbolisierte Böse noch in den vermeintlichen Dienst Gottes zwingen, indem diese Regenwasser-Drainagen die Unterspülung der Fundamente verhindern ( = der Teufel selbst schützt den Dom),
so wie man jahrtausende-lang beim Legen der Fundamente zu Gebäuden und Häusern "was lebiges" in die Fundamente mit eingrub (Hunde, Katzen, Haustiere wurden lebendig in den Fundamenten erstickt, auf dass ihre Lebenskraft ("vis vitalis") in den Fundamenten gefangen bliebe (Bannspruch-gleich) und diesen damit Dauer verleihe),
so wurden auch viele Glocken gegossen, die vorher "mit was lebigem" dotiert waren (den Hund lebendigen Leibes ins flüssige Metall oder irgendwie in die unterirdische Form vermatscht) - zur höheren Ehre Gottes
Die Alchemie multipler Grausamkeit - selbst beim Glockengießen
Und auch Glocken "sterben", denn sie lagen im Laufe der Geschichte immer mal wieder auf "Glockenfriedhöfen", der letzte große:
http://de.wikipedia.org/wiki/Glockenfriedhof
Aus ihrem Metall wurden über Jahrhunderte hinweg immer wieder mal auch Kanonen und Armierungen gegossen, womit auch (symbolisch erlebt) Glocken zum Zerstören/ zum Töten eingesetzt wurden.
Glocken waren bei der blutigen Schlacht am Weißen Berg dabei (8.Nov.1620), bei der Kanonade an der Mühle von Valmy (20.Sept.1792), bei Borodino spieen ihre Mäuler Tod und Vernichtung (7.Sept.1812), am Fluss Beresina deckten sie als Nachhut unter dem Mariscal von Frankreich Michel Ney den Rückzug (26.Nov.1812), beim "Unternehmen Barbarossa" zeichneten sie, von Pferden gezogen, blutige Spuren ins Steppengras (22.Juni 1941), beim "Unternehmen Christrose" erbrachen sie ein letztes blutiges "Jetzt erst recht!" in den vorweihnachtskalten Schnee der Ardennen (16.Dez.1944) ...
Als dann ein neuer Frühling kam, im Mai 1945, läuteten sie wie unbefangen und ungerührt über 50 Millionen Toten ...
Und genau wie damalige Kanonen, solange sie handwerklich gemachte Einzelstücke waren (und nicht wie heute Fließbandprodukte), jede einen eigenen Namen trug ( = uralte Magie, Beschwörung per Benamung), so auch die Glocken bis heute, denn europäische Glocken sind noch immer, jede für sich, Unikate.
Kann also manches heute vergessene Skelett auf irgendeinem längst aufgelassenen Friedhof sagen "Ich wurde durch einen Schuss aus der Salvator (Glocke, "salvator" = Retter), aus der "Johannes der Täufer" (Glocke), aus der "Kaspar" (Glocke, heiliger Dreikönig) getötet.
Ist das nicht herrlich absurd?, und eignet sich vorzüglich für post-modernistische Texte, die dem Menschen-selbstgemachen Absurden professionell die Sporen geben?