Vor dreißig Jahren fand zum letztenmal eine Kommunalwahl in der DDR statt.
Ich war damals in einem Wahlvorstand in Dresden, in der Neustadt.
Es gab "Fliegende Wahlurnen", mit denen Personen besucht wurden, die zu krank waren, um selbst zur Wahl zu kommen.
Ich war mit so einer Wahlurne bei ungefähr fünf oder zehn Personen und achtete darauf, dass ich mich beim Ankreuzen so drehte, dass ich nichts sehen konnte.
Abends war dann die Auszählung. Es waren viele Beobachter aus der Bevölkerung da.
Dann tat der Wahlleiter etwas Dummes. Er forderte die Leute auf, den Raum zu verlassen. Dann wurde die Wahlurne geöffnet und die Stimmzettel wurden auf den Tisch geschüttet. Dann durften die Leute wieder herein.
Ich habe dagegen protestiert, aber es nützte nichts.
Jedenfalls war dann die Auszählung. Es gab ungefähr 15% Gegenstimmen, (zwischen 15 und 20% im Wahllokal.)
Das wurde alles weitergemeldet an die städtische Wahlleitung, und die Beobachter schrieben die Ergebnisse auf.
Das offizielle Ergebnis lag dann bei ca. 97%...98% - ein Schock für mich.
Am nächsten Tag war ich im Betrieb und gab dort die wirklichen Zahlen weiter an einen befreundeten Mitarbeiter, der beim Neuen Forum war. Alle Stimmen wurden gesammelt und ein paralleles Endergebnis festgestellt, bei dem "mein" Wahllokal etwa in der Mitte lag, es war also auch zwischen 80 und 90%, den genauen Wert habe ich vergessen.
Bei dieser Wahl wurde mir klar, dass der Sozialismus verloren war.
Ich legte Widerspruch beim Wahlleiter ein, das verlief aber im Sande.
In der Bevölkerung wuchs die Empörung und auch unter den SED-Mitgliedern gab es viele, die umdachten, so auch ich.
Bis dahin glaubte ich noch an Glasnost und Perestroika.
Es war Wahlbetrug. Und ein äußerst dummer dazu.
Das System zeigte, was es noch wert war.
Trotzdem war ich traurig, denn die Werte, an die ich glaubte, brachen in sich zusammen.
Es war ganz klar nicht das einzige, was dazu führte.
Auch die zunehmende Umweltzerstörung. Die war primärer, denn sie gab vielen den Mut, sich zu wehren.
---
Wir sollten heute auf "Friday for Future" hören. Die Schüler haben begriffen, worum es wirklich geht.
Ich war damals in einem Wahlvorstand in Dresden, in der Neustadt.
Es gab "Fliegende Wahlurnen", mit denen Personen besucht wurden, die zu krank waren, um selbst zur Wahl zu kommen.
Ich war mit so einer Wahlurne bei ungefähr fünf oder zehn Personen und achtete darauf, dass ich mich beim Ankreuzen so drehte, dass ich nichts sehen konnte.
Abends war dann die Auszählung. Es waren viele Beobachter aus der Bevölkerung da.
Dann tat der Wahlleiter etwas Dummes. Er forderte die Leute auf, den Raum zu verlassen. Dann wurde die Wahlurne geöffnet und die Stimmzettel wurden auf den Tisch geschüttet. Dann durften die Leute wieder herein.
Ich habe dagegen protestiert, aber es nützte nichts.
Jedenfalls war dann die Auszählung. Es gab ungefähr 15% Gegenstimmen, (zwischen 15 und 20% im Wahllokal.)
Das wurde alles weitergemeldet an die städtische Wahlleitung, und die Beobachter schrieben die Ergebnisse auf.
Das offizielle Ergebnis lag dann bei ca. 97%...98% - ein Schock für mich.
Am nächsten Tag war ich im Betrieb und gab dort die wirklichen Zahlen weiter an einen befreundeten Mitarbeiter, der beim Neuen Forum war. Alle Stimmen wurden gesammelt und ein paralleles Endergebnis festgestellt, bei dem "mein" Wahllokal etwa in der Mitte lag, es war also auch zwischen 80 und 90%, den genauen Wert habe ich vergessen.
Bei dieser Wahl wurde mir klar, dass der Sozialismus verloren war.
Ich legte Widerspruch beim Wahlleiter ein, das verlief aber im Sande.
In der Bevölkerung wuchs die Empörung und auch unter den SED-Mitgliedern gab es viele, die umdachten, so auch ich.
Bis dahin glaubte ich noch an Glasnost und Perestroika.
Es war Wahlbetrug. Und ein äußerst dummer dazu.
Das System zeigte, was es noch wert war.
Trotzdem war ich traurig, denn die Werte, an die ich glaubte, brachen in sich zusammen.
Es war ganz klar nicht das einzige, was dazu führte.
Auch die zunehmende Umweltzerstörung. Die war primärer, denn sie gab vielen den Mut, sich zu wehren.
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Wir sollten heute auf "Friday for Future" hören. Die Schüler haben begriffen, worum es wirklich geht.